Ein Familienleben ohne Auto

Für die meisten Menschen ist das Auto ein unverzichtbarer Bestandteil des Alltags. 769 000 Kilometer fährt der durchschnittliche Deutsche in seinem Leben. Bei der fünfköpfigen Familie Hill in Ehrang ist das anders: Sie kommt ohne ein eigenes Auto aus - und spart Zeit und Geld.

 Maria, Eva, Johannes, Siglinde und Stefan Hill vor der ehemaligen Garage in ihrem Haus, die zu einem Nutzraum umgebaut wurde. TV-Foto: Gabriela Böhm

Maria, Eva, Johannes, Siglinde und Stefan Hill vor der ehemaligen Garage in ihrem Haus, die zu einem Nutzraum umgebaut wurde. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier-Ehrang. (gsb) Wer kein eigenes Auto hat, muss gut im Lesen von Fahrplänen und Uhrzeiten sein. "Ich fahre gerne Bus!", sagt Stefan Hill. Der Elfjährige organisiert problemlos die Besuche bei seinen Klassenkameraden in der Region von seinem Elternhaus auf der Ehranger Heide aus und kennt sämtliche Busnummern und Werbungen auf den Bussen. Genauso wie seine Geschwister Eva (9) und Maria (7) hat er das Busfahren anstelle des Fahrens in der Familienkutsche quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Denn Mama Siglinde (41) und Papa Johannes (47) verzichten seit 1992 konsequent auf ein eigenes Auto. "Autofahren nervt", findet Siglinde Hill und erzählt davon, dass sie schon immer lieber mit Bus, Bahn oder Fahrrad unterwegs war.

Stichwort ÖPNV: "Kritik kann ich absolut nicht nachvollziehen", meint Johannes Hill. Der städtische Umweltberater fährt seit 37 Jahren mit Bussen und Zügen und nutzt die Fahrzeit zum Entspannen oder zur Terminplanung. Um nach der Arbeit abends, wenn der letzte Bus um 18.15 Uhr abgefahren ist, nach Hause zu kommen, ist er mit entsprechender Kleidung und Schuhwerk für den 15-minütigen Fußweg von Quint auf die Heide gerüstet. "Das kann dann schon mal eine Herausforderung werden, im Winter durch den stockdunklen Wald mit einer LED-Stirnlampe auf Wildschweine zu treffen."

Freizeit, Besuche, Termine: Wie kann das eine fünfköpfige Familie zeitlich schaffen? "Ohne Auto spart man jede Menge Zeit und Geld", korrigiert Johannes. "Wenn ein Auto direkt verfügbar ist, ist man ganz schnell häufiger unterwegs und gibt mehr Geld aus." Freilich geht das nur mit einem gut organisierten und optimierten Familienleben. Die meisten Lebensmittel werden angeliefert, und mit Einkaufslisten werden größere Einkäufe wie in Baumärkten so lange aufgeschoben, bis es sich lohnt. Mit einem geliehenen Auto aus der Verwandtschaft macht die Familie dann die "sperrigen" Einkäufe. "Es geht ja darum, Mobilität effizient zu gestalten", erklärt Johannes Hill. Aus diesem Grund vermisst er ein Car-Sharing-Angebot in Trier, das engagierte Bürger vielleicht quartierbezogen aufbauen könnten.

Familienleben ohne eigenes Auto: "Das geht nur, wenn alle mitmachen", ist Johannes Hill überzeugt. Seine Kinder diskutieren gerade fachmännisch, mit welcher Buslinie sie eine bestimmte Veranstaltung erreichen. "Wir haben aber einen Bekanntenkreis und liebe Nachbarn", ergänzt Siglinde Hill. "Sie helfen uns auch kurzfristig bei Fahrdiensten für die Kinder oder in anderen Notfällen gerne aus."

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