Ein Feld für morgen

TRIER-SÜD. Nach einer ereignisreichen Zeit mit ruandischen Jugendlichen während des Weltjugendtages im vergangenen Jahr hat sich in der Pfarrei St. Matthias eine Gruppe gegründet, die den Menschen in der Dritten Welt auch in Zukunft helfen möchte. Die "Ruanda Freunde St. Matthias" bestehen momentan aus sechs Mitgliedern und wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben.

"Ich hatte noch nie jemanden am Tisch sitzen, der wirklich Hunger hat" sagt Sabine Mock. Genau wie der Rest der kleinen Gruppe erinnert sie sich gerne, wenn auch mit zwiespältigen Gefühlen, an viele beeindruckende Erlebnisse während des Weltjugendtages im vergangenen Jahr. Acht ruandesische Jugendliche und junge Erwachsene waren damals mehrere Tage in der Pfarrei St. Matthias zu Gast und bezogen Quartier in verschiedenen Familien. Mit dabei war auch eine Lehrerin einer "ecole primaire" aus Ruanda, dem Dritte-Welt-Land mit 8,5 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von 26 000 Quadratmetern, die den Trierer Gastgebern Bericht erstattete, dass viele Kinder sich oft nicht aufs Lernen konzentrieren könnten, weil sie einfach zu großen Hunger haben. "Das hat uns einfach geprägt und deswegen haben wir beschlossen, unsere Freunde in Zukunft zu unterstützen und ihnen die Hilfe zu geben, die sie brauchen, um sich selbst zu helfen", sagt Stefan Herschler. Einerseits sei die Lebensfreude der Menschen so beeindruckend, die bereits bei ihrer Ankunft gesungen und getanzt haben und mit ihrer Herzlichkeit schnell alle angesteckt haben, andererseits seien die Berichte aus Ruanda "einfach erschreckend". Sechs Mitglieder der Pfarrei St. Matthias haben sich nach der "intensiven" Zeit rund um den Weltjugendtag zu den "Ruanda Freunden St. Matthias" zusammengeschlossen, um etwas zu verändern, indem sie "ein Feld für morgen pflanzen". Menschen sind auf Solidarität angewiesen

Im Rahmen dieses ersten Projekts ist geplant, den Menschen vor Ort Samen des nahrhaften Getreides Sorgum zur Verfügung zu stellen, damit sie in Zukunft ihren Hunger stillen können. "Agnes, die ruandesische Lehrerin, wird sich darum kümmern, dass alle Schülerinnen und Schüler ihrer Schule von unserem Geld eine nahrhafte Mahlzeit am Tag bekommen" erklärt Marie Josee Quinten. Die 39-Jährige, die bereits seit vielen Jahren in Trier lebt, ist selbst in Ruanda geboren und spricht noch immer die Landessprache. "Die Menschen sind einfach auf Solidarität angewiesen. Nur so funktioniert es." Noch immer haben sie regen E-Mail- und Briefkontakt mit ihren "neuen Freunden" aus Ruanda, die viele von ihnen mit ihrer Offenheit so beeindruckt haben. "Wir treffen uns jetzt einmal im Monat, um unbürokratisch zu helfen, und es ist uns wichtig, die Kontakte, die es ja schon gibt, zum Beispiel durch das Ruanda-Komitee Trier, zu nutzen und ein Netz zu bilden", erklärt Hans-Werner Deutschen. Im nächsten Jahr soll es dann zu einem Gegenbesuch in Ruanda kommen, wo sich die Gruppe selbst ein Bild von dem Land machen möchte, in dem ihre neuen Freunde leben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort