Ein Franke auf Herresthal

EUREN-HERRESTHAL. Kein Geschäft, keine Kneipe, schlechte Straßen, null Infrastruktur – Herresthal ist mit rund 170 Einwohnern der kleinste und abgelegenste der Trierer Stadtteile. Aber für Richard Derleth ist es das schönste Fleckchen Erde. "Hier bringt mich nichts mehr weg", sagt der Franke.

Seinen Einstand in das Dorfleben auf der Höhe über Euren gab der heute 67-Jährige mit seiner Frau und den beiden Töchtern 1977. Damals existierte zwar noch eine Gaststätte, aber ein Schulbus für die Kinder verkehrte nicht. Dass ein Pendelverkehr zumindest für die Schulgänger eingerichtet werde, dafür hatte sich Derleth mit anderen jungen Familien eingesetzt. "Daran gestoßen haben wir uns eigentlich nicht, dass Herresthal weit außerhalb der Stadt liegt", sagt Richard Derleth rückblickend. "Da ich aus einer Bauernfamilie stamme, ist es mir nicht schwer gefallen, Anschluss zu finden." Bei einem Herresthaler Bauern habe er begonnen, "im Sommer und im Winter überall zu helfen, wo es etwas anzupacken gab". In der Gaststätte "Herresthaler Hof" habe sich dann abends, bis sie 1986 für immer schloss, das halbe Dorf getroffen. "Da war immer was los, und dort haben wir auch ein bisschen Dorfpolitik gemacht." Als es auf das 750-jährige Bestehen des kleinen Ortes zu ging, haben "die Herresthaler das fast verschlafen", erinnert sich Derleth. Ein Fest sollte aber dennoch gefeiert werden, das "in knapp drei Monaten aus dem Boden gestampft wurde", allerdings mit einem Jahr Verspätung in die Ortschronik einging. 1247 ist der Flecken Herresthal das erste Mal urkundlich erwähnt worden, 1998 wurde der Geburtstag gefeiert. Jeder Herresthaler wurde mit einer Aufgabe betraut. Richard Derleth fiel es zu, die Beiträge für die Festschrift zusammenzutragen und selbst zu verfassen. "Ich habe Tag und Nacht daran gearbeitet", erinnert er sich. Nach dem Jubiläumsfest war einiges Geld als Reinerlös übrig geblieben. Da entstand die Idee, einen Verein ins Leben zu rufen. "Bei der Gründungsversammlung wollte ich eigentlich schon gehen. Bin aber geblieben und nun schon zum dritten Mal als Vorsitzender des Kulturkreises wieder gewählt worden." Aufgabe des Vereins ist es, jährlich ein großes, wiederkehrendes Fest zu Pfingsten auszurichten. Die Erlöse fließen dann in verschiedene Maßnahmen für das Dorf. Ruhebänke wurden bereits aufgestellt, ein Basketballkorb angeschafft, die großen Ortseingangssteine aufgestellt, ein neuer Viez-Stand gebaut und der Bolzplatz hergerichtet. Das nächste Projekt ist schon geplant: Die Herresthaler wollen die alte Blockhütte auf dem Bolzplatz abreißen und ein neues Häuschen errichten. Auf Unterstützung vom Ortsbeirat würden sie hoffen, und der Kulturkreis müsse noch auf Sponsorensuche gehen. "Wenn alle Genehmigungen da sind, werden wir die alte Hütte abreißen", sagt Derleth.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort