Ein Hauch von Hollywood im Rathaus: Trierer Stadtratsfernsehen startet am Donnerstag

Trier. · Blitzlichtgewitter auf dem roten Teppich? Nein, das wäre übertrieben. Aber dennoch wird die Sitzung des Stadtrats am Donnerstag anders ablaufen als gewohnt, denn die Kameras des OK 54 werden sie ins Kabelfernsehen und ins Internet übertragen – live und direkt.

 Achtung, Aufnahme: Dieses Foto zeigt die Generalprobe der Übertragung während der Dezembersitzung des Stadtrats. Am Donnerstag wird der OK 54 nicht mit einer großen mobilen Kamera arbeiten, sondern drei fest an den Wänden des Sitzungssaals installierte Geräte einsetzen. TV-Foto: Roland Morgen

Achtung, Aufnahme: Dieses Foto zeigt die Generalprobe der Übertragung während der Dezembersitzung des Stadtrats. Am Donnerstag wird der OK 54 nicht mit einer großen mobilen Kamera arbeiten, sondern drei fest an den Wänden des Sitzungssaals installierte Geräte einsetzen. TV-Foto: Roland Morgen


Der prominenteste Tester des neuen Stadtratsfernsehens wird der Chef selbst sein. Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) nimmt am Donnerstag auf Einladung des luxemburgischen Premierministers Xavier Bettel am Gipfeltreffen der Großregion Saar-Lor-Lux in der Hauptstadt des Großherzogtums teil. Leibe ist deshalb nicht wie gewohnt der Vorsitzende der Ratssitzung, Bürgermeisterin Angelika Birk (Bündnis 90/Die Grünen) wird ihn in dieser Rolle vertreten. Der OB kann sich die Lage von außerhalb ansehen - wenn er will, sogar auf dem Display seines Handys (siehe Extra).

Alle technischen und rechtlichen Hürden sind überwunden. Im großen Sitzungssaal sind drei hochauflösende Kameras installiert - zwei an der Längsseite, an der die Mitglieder des Stadtvorstands sitzen, und eine an der Wand gegenüber hinter den Ratsmitgliedern. Die Geräte haben die Größe normaler Überwachungskameras und werden von einem zentralen Steuerpult aus bedient. Jeder einzelne Redner kann mit einem schnellen Zoom in die Nahaufnahme gezogen werden. Der Techniker des OK 54 Bürgerrundfunks kann diese Zooms über einen Joystick steuern oder sie automatisch auslösen. Diese Ausrüstung kostet die Stadt rund 19.000 Euro.

Das im vergangenen Jahr in Kraft getretene Gesetz zur "Verbesserung direktdemokratischer Beteiligungsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene" ermöglicht die Liveübertragung. Gäste der realen Sitzung im Rathaussaal müssen aber dennoch schriftlich zustimmen, dass sie mit den Aufnahmen einverstanden sind.

Wie wird die Übertragung der Sitzung aussehen? Sebastian Lindemans, der Leiter des OK 54, hat hier konkrete Vorstellungen. "Es kommt in unseren Augen auf die Details an", sagt Lindemans. "Wir wollen den jeweiligen Redner in Nahaufnahme zeigen und dessen Namen, den Tagesordnungspunkt und die Abstimmungsergebnisse grafisch einblenden." Einfach nur ein einziges Bild des Saals mit "irgendeinen schruppigen Ton" zu liefern - das sei für den Zuschauer völlig uninteressant, sagt der Fernsehmacher.

"Anders als im Landtag gibt es kein zentrales Rednerpult, wir müssen also alle Ratsmitglieder an ihrem Platz erreichen." Lindemans ist von dem Projekt absolut überzeigt. "Live ist einfach noch immer etwas ganz Besonderes", sagt er. "Das stärkt die politische Transparenz und die Möglichkeiten der Bürger doch enorm. Das Interesse wird je nach Brisanz der Themen natürlich schwanken. Aber für uns zählt grundsätzlich immer das Angebot an sich, das wir den Bürgern machen können."

Die Liveübertragungen der Trierer Ratssitzungen haben einen bemerkenswerten Hintergrund. Der OK 54 Bürgerrundfunk ist ein Verein mit ehrenamtlich aktiven Helfern und Mitarbeitern. "Alles funktioniert ohne Honorare", betont Lindemans. "Von Bürgern für Bürger."

Hier erhält die Geschichte eine tragische Note, denn das Projekt war eine Herzensangelegenheit des 2015 überraschend verstorbenen OK-Vorsitzenden Otto Scholer, der in der Trierer Medienlandschaft sehr geschätzt und geachtet war. "Er wäre sicher enorm stolz gewesen, jetzt die Umsetzung miterleben zu können. Wir sind ihm sehr dankbar, dass er die Weichen hierfür gestellt hat", sagt Sebastian Lindemans.

Das Trierer Bürgerfernsehen OK54 wird am Donnerstag, 2. Februar, um 17 Uhr mit der Übertragung beginnen. Das Livesignal aus dem Rathaus ist bei OK54 im Kabelfernsehen sowie im Livestream auf www.ok54.de zu sehen. Die Aufzeichnung der Sitzung kann danach in der OK54-Mediathek abgerufen werden.

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