Ein Haus für Forschung und Öffentlichkeit

Nach der 25-jährigen Ägide von Bibliotheksdirektor Gunther Franz ist am 1. Oktober 2007 Michael Embach als Leiter der Trierer Stadtbibliothek an der Weberbach angetreten. Rund ein Dreivierteljahr im Amt zieht der 52-Jährige Bilanz und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Ausrichtung des Hauses.

Trier. "Ich bin mit zwei leitenden Perspektiven angetreten", sagt Michael Embach, der nach 25 Jahren Arbeit in der Bibliothek des Priesterseminars, 18 davon als deren Direktor, auf die andere Straßenseite wechselte.

Die Stadtbibliothek verstehe er als "modernen Dienstleistungsbetrieb" sowie als "ambitionierte Forschungsbibliothek".

Tag der offenen Tür am 13. September



Dieses Fundament zu stärken und die Bibliothek als öffentliche Einrichtung mit der Verpflichtung, die Bürger der Stadt mit Schlüsselqualifikationen zu versorgen, öffentlichkeitswirksam darzustellen, hat sich Embach vorgenommen.

Derzeit wird die Institution technisch ins digitale Zeitalter überführt, mit einem neuen Verbundsystem ausgestattet, und der Lesesaal wurde mit Internet-Arbeitsplätzen ausgerüstet.

"Wir müssen bemüht sein, diese Institution aus der Defensive herauszuholen. Sonst entstehen gesellschaftlich Vakanzen, die anders besetzt werden. Da haben wir unsere genuinen Aufgaben zu erfüllen, und dazu muss unser Angebot auf dem neuesten Stand sein", sagt Embach.

Denn obwohl das Haus mit einem Bestand von rund 420 000 Bänden, 2600 Handschriften, 2500 Inkunabeln, mit Schätzen wie dem Codex Egberti und der Gutenberg-Bibel zu den besten Bibliotheks-Adressen Deutschlands gerechnet werden kann, sieht Embach die Notwendigkeit, initiativ zu werden und auch in den entsprechenden Gremien der Stadt für eine dynamische Weiterentwicklung einzutreten. Mehrere wegweisende Aspekte hat der Direktor mit seinen Mitarbeitern entwickelt und auf seine Agenda gesetzt.

Verstärkt werden Schulen kontaktiert, Führungen angeboten. "Die Bibliothek als offenes Haus und benutzerfreundliche, moderne Institution" soll nicht nur als einmalige Aktion mit dem Tag der offenen Tür am 13. September demonstriert werden. Eigene Vortragsreihen werden entwickelt, Handschriften-Tagungen organisiert und ausgerichtet sowie die Zusammenarbeit mit artverwandten Institutionen wie der Cusanus-, der christlich-jüdischen oder der Spee-Gesellschaft gepflegt.

Im Zuge der Wieder-Aufrüstung der Schatzkammer, derzeit noch mit defekter Klimaanlage, will Embach den Versuch wagen, sie in die innerstädtische Kulturgeografie zu integrieren und eine Marketingkonzeption zu entwickeln, die die Handschriften mit Weltgeltung, wie den Codex Egberti, auch als zusätzliche Attraktion für Trier-Touristen ins Blickfeld rückt. Auch die Kontakte zu den Bibliotheken der Universität und Fachhochschule und den verschiedenen Fächern wie Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik für die Arbeit am und mit dem Objekt Buch werden weiter intensiviert.

"Hervorragende Entwicklungen" habe die Zusammenarbeit mit dem Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum (HKFZ) Mainz-Trier genommen.

Die Einbindung der Bibliothek in den lothringisch-luxemburgischen Kulturraum durch die Organisation von Ausstellungen, sieht Embach als weiteren wichtigen Aspekt, um das Fundament des Hauses zu stärken. Als Beispiel nennt er die modernen Künstlerbücher, die in Thionville gezeigt wurden. "Auch das Stadtarchiv mit seinem Leiter Reiner Nolden arbeitet auf der gleichen Linie", sagt Michael Embach.

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