Ein Herz für Stubentiger

TRIER. Streunende und verwilderte Katzen finde man am Stadtrand massenhaft, sagen Tierschützerinnen des Vereins "Freunde herrenloser Katzen". Durch Kastration versuchen sie, einer "tierischen" Überbevölkerung entgegenzuwirken.

Mit stolzem Gang steuert Gismo zielstrebig auf den Wohnzimmersessel zu. Mit einem eleganten Sprung macht er es sich auf dem Sitzmöbel bequem. Der reinrassige Perserkater hat bei Liane Christmann ein vorläufiges Zuhause gefunden. "Gismo ist ein Scheidungskind. Wir suchen dringend neue Besitzer für den Kater", erzählt die Vorsitzende des Vereins "Freunde herrenloser Katzen". Liane Christmann und die anderen Vereinsmitglieder kümmern sich seit 1993 um frei lebende Katzen, die kein Zuhause mehr haben und sich allein durchs Leben schlagen müssen. Kastriert und tätowiert

"Unser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, herrenlose Katzen zu kastrieren", berichtet Liane Christmann. Besonders bei streunenden Katzen, die oft alles andere als zahm sind, keine leichte Aufgabe. In solchen Fällen rücken die Mitglieder des Vereins mit Lebendfallen an. Die länglichen Gitterkästen aus Metall werden mit einem kleinen Leckerbissen ausgestattet, dem selbst die dickköpfigste Katze nicht widerstehen kann. Mit dem eingefangenen Tier machen sich die Vereinsmitglieder dann auf den Weg zum nächsten Tierarzt. In der Praxis werden die Tiere unter Narkose kastriert und nach dem Eingriff tätowiert. "Die Tätowierung kennzeichnet, dass eine Katze schon kastriert ist", erklärt Vereinsmitglied Birgit Gödert. Nach überstandenem Eingriff bringen die Katzenfreunde die Tiere wieder in ihre gewohnte Umgebung zurück. Katzen sind sehr fruchtbare Tiere. Wie wichtig deshalb eine Geburtenkontrolle ist, macht Liane Christmann an einem Beispiel deutlich. "Ein Katzenpärchen kann rein rechnerisch in zehn Jahren 80 Millionen Nachkommen bekommen." Doch wohin mit dem Nachwuchs? Häufig verzichten Katzenbesitzer auf eine Kastration der Tiere und setzen die Nachkommen kurzerhand aus. Weil die natürlichen Feinde fehlen, sind der Vermehrung der herrenlosen Katzen keine Grenzen gesetzt. Ein ernst zu nehmendes Problem, wie der Verein "Freunde herrenloser Katzen" betont. "Durch den Paarungsakt werden Virusinfektionen übertragen, die tödlich verlaufen können", sagt Liane Christmann. Krankheiten wie Leukose oder das so genannte "Katzen-Aids" breiten sich bei den streunenden Tieren schnell aus. Kranke und schwache Tiere

Allein im laufenden Jahr hat der Verein "Freunde herrenloser Katzen" mehr als 300 Kastrationen durchgeführt. Eine teure Angelegenheit, denn jede Kastration kostet zwischen 90 und 140 Euro. Kein Wunder, dass die Vereinsgelder für dieses Jahr bereits jetzt aufgebraucht sind. "Wir sind dringend auf finanzielle Hilfe angewiesen", erklärt Liane Christmann. Aber auch über tatkräftige Unterstützung beim Einfangen der Tiere würden sich die Tierschützerinnen freuen. Neben der Kastration herrenloser Katzen nehmen Liane Christmann und ihre Mitstreiterinnen auch Fundkatzen bei sich auf. In einem speziell für die Tiere hergerichteten Zimmer kümmern sich die Tierliebhaberinnen um die teilweise kranken und schwachen Tiere. Nach erfolgreicher Pflege versuchen sie, für die Tiere ein neues Zuhause zu finden. Auch für den Perserkater Gismo ist es höchste Zeit für einen Tapetenwechsel. Nach monatelanger liebevoller Pflege bei den Katzenfreunden sucht der Kater nach einer dauerhaften Bleibe. Wer den Verein "Freunde herrenloser Katzen" unterstützen will, kann sich unter www.vhfk-trier.de informieren.

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