Ein Herz für schwer kranke Kinder

TRIER. Die "Villa Kunterbunt", das Zentrum für chronisch kranke Kinder und deren Eltern in Trier, hat einen neuen Leiter. Dr. Christoph Block führt die Einrichtung.

Vom Arzt zum Verwaltungsmann - auf den ersten Blick ist das eine ungewöhnliche berufliche Entwicklung. Christoph Block, viele Jahre lang als Mediziner auf der Kinder-Intensivstation des Mutterhauses aktiv, räumt denn auch unumwunden ein, dass er sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht und "vorher den Familienrat befragt" hat. Aber innerlich stand für den 38-Jährigen recht schnell fest, dass er das Angebot annehmen würde, denn schließlich hat er die wichtige, mit Hilfe von Spendengeldern der TV-Leser entstandene Einrichtung praktisch von der ersten Minute an intensiv begleitet. Und es ist für ihn "eine Herzensangelegenheit", schwer kranken Kindern und deren Eltern zu helfen. 350 Familien suchen Unterstützung

Rund 350 Familien suchen jährlich Unterstützung in der Villa, teilweise mehrmals täglich. Die hier praktizierte ganzheitliche Herangehensweise bei der Bekämpfung der Krankheiten und ihrer Folgen ist nach wie vor ein einzigartiges Modellprojekt in Rheinland-Pfalz. Für den Vorstand des Vereins "Villa Kunterbunt e.V." ist Dr. Christoph Block die Idealbesetzung. Professor Dr. Wolfgang Rauh, Vorsitzender des Vereins: "Er bringt verschiedene Fähigkeiten mit, zum Beispiel eine hohe soziale Kompetenz. Außerdem beschäftigt er sich schon lange mit chronisch kranken Kindern und war ohnehin Ansprechpartner für viele Betroffene." Nachdem Blocks Vorgänger Thomas Biewen, ein Sozialpädagoge, in Luxemburg eine neue Herausforderung angenommen und gekündigt hatte, war sich der Vereinsvorstand einig, einen Nachfolger aus dem ärztlichen Umfeld zu suchen. "Dieser Wunsch wurde von vielen Familien geäußert", berichtet Professor Rauh, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Mutterhaus. Als Christoph Block zugesagt hatte, war die Wahl durch die Mitgliederversammlung am 13. Dezember 2006 nur Formsache. Besonders vorteilhaft wirkt sich aus, dass die Arbeit der Villa nun eng mit der im Mutterhaus verzahnt werden kann, immerhin kennt Block dort die maßgeblichen Akteure, und sie kennen ihn. Primär übt der neue Villa-Leiter keine ärztliche Tätigkeit mehr aus, sondern hält die Fäden zusammen und führt die 15 Mitarbeiter, darunter Psychologen, Ergotherapeuten, Diät-Assistenten, Krankengymnasten und Ärzte. "Die Koordination der verschiedenen Berufsgruppen erfordert ein hohes Engagement und eine ordnende Hand", erläutert Professor Rauh. Christoph Block gewährleistet dies, aber ganz will er nicht auf die medizinische Tätigkeit verzichten. So leistet er nach wie vor Hintergrunddienste auf der Kinder-Intensivstation des Mutterhauses und bleibt im Perinatalzentrum aktiv. Eine Hauptaufgabe wird für Block darin bestehen, den Kontakt zu den zahlreichen Spendern zu halten oder zu intensivieren. Die "Villa Kunterbunt" ist nach wie vor zu 80 Prozent auf Spenden angewiesen, sie wird auch vom Landes-Gesundheitsministerium gefördert. "Ich werde mich den jahrelangen Unterstützern vorstellen und versuchen, sie weiterhin für unser Projekt zu begeistern", umreißt Christoph Block sein erstes Ziel. Ein wichtiges Projekt für 2007 steht unter dem Stichwort "Italien". Die Kinder und ihre Eltern sollen zum Beispiel Lebensmittel wie Pizza, Pasta und Pesto selbst herstellen. Große Freude herrscht beim Villa-Chef und seinen Mitarbeitern über die neue Kletterwand. "Die lässt sich prima nutzen, und es macht den Kindern großen Spaß", erzählt Christoph Block. Mittel- und langfristig soll versucht werden, die Arbeit mehr aus dem Hilfszentrum heraus und in die Familien hinein zu verlagern. Ob es gelingt, die so genannte "sozial-medizinische Nachsorge" umzugestalten, hängt allerdings maßgeblich davon ab, ob die Krankenkassen die Leistungen erstatten.

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