Ein Job hautnah

TRIER. Kein Tag ist wie der andere, und sie bieten das medizinische Spektrum einer Uniklinik: moderne Hautärzte. Dr. med. Dierk Steinmann berichtet aus seiner Trierer Praxis.

Hautarzt Dierk Steinmann arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis mit zwei weiteren Ärzten. "Früher gab es das nicht, aber wir können uns so gemeinsam Geräte kaufen, bei denen man als Einzelbetreiber Pleite gehen würde", sagt Steinmann. "Wir sind eine Dienstleistungsgesellschaft geworden. Wir sind für den Patienten da, knapp 60 Stunden die Woche haben wir offen, das ganze Jahr über." Die Hautärzte verwenden sechs verschiedene Laser, neue OP-Techniken, Radiofrequenzchirurgie. "Dadurch haben wir schnellere Heilungsraten", berichtet Steinmann. "Die Labordiagnostik führt rasch zum Ergebnis." Auch die digitale Hautkrebsvorsorge erspart den Patienten unnötige Narben und rettet ihnen oft das Leben. In diesem Zusammenhang waren die Vorsorgekampagnen erfolgreich; bei rechtzeitigem Gang zum Hautarzt ist oft eine Heilung möglich - obwohl sich der schwarze Hautkrebs in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt hat.Wichtige Rolle der Ästhetik

"Die Medizinästhetik ist heutzutage sehr wichtig", beobachtet Steinmann. "Selbst junge Leute kommen beispielsweise wegen Augenlidstraffungen." Die Praxis bietet ihnen verschiedene Methoden zur Hautverjüngung sowie Enthaarung per Laser zur dauerhaften Haarreduktion. Steinmanns Vorgänger, ein mittlerweile fast achtzigjähriger Hautarzt, hatte mit Schönheitsoperationen nicht viel im Sinne: "Wenn einer vom Rad fiel und sich die Nase polierte, war die Chirurgie eine ganz andere als heute", sagt er lächelnd. "Die Therapie wird heutzutage nach ganz anderen Gesichtspunkten festgelegt." Gesellschaft sei so krank wie noch nie

Zahlreiche Winzer zählten zu Steinmanns häufigsten Patienten: Da sie ihre Pflanzen mit Arsen oder E605 spritzten, litten sie oft an Hautkrebs am Oberkörper und den Händen. "Den habe ich mit Röntgentherapie behandelt, mit sehr gutem Erfolg", erinnert er sich. "Diese Strahlentherapie habe ich damals aus München mitgebracht. Heute wird sie wohl leider nicht mehr verwendet. Die weichen Röntgenstrahlen konnte ich exakt einstellen in Intensität und Tiefe." 1972 eröffnete Steinmann seine Praxis in Trier. "Karzinome hab' ich gesehen, groß wie Zwei- oder Fünf-D-Mark-Stücke". Oft kamen auch Patienten mit Kontaktekzemen: Schuld daran war etwa der neue Perlonpullover, das Wasch- oder Reinigungsmittel. "Wir leben ja mit Chemikalien heute, es kann jeden treffen", meint der Hautarzt. Und sein Fazit: "Vieles hat sich nicht geändert - Dinge werden von Generation zu Generation weitergegeben." Dr. Dierk Steinmann beklagt: "Wir sind in der Fortschrittsfalle. Wir haben immer mehr diagnostische und therapeutische Möglichkeiten - aber bei gleichem Geld, oder weniger Geld durch die Einbußen im Sozialwesen. Und unsere Gesellschaft war noch nie so krank wie heute - obwohl oder weil es so viele Möglichkeiten der Heilung gibt." Der Mediziner warnt vor dem Trend zu einer "Staatsmedizin": "Dann haben wir für Operationen Wartezeiten bis zu zwei Jahre; die Ärzte werden nicht mehr zu unbezahlten Überstunden bereit sein."

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