Ein Kirchenbauer der Moderne

Die einfache architektonische Form und Gestalt einer Bauaufgabe herauszuarbeiten, ist das Anliegen des Trierer Architekten Herbert Herrmann. Dies hat er bei der Planung seiner Gebäude stets berücksichtigt. Der 80-Jährige blickt zurück auf 60 Jahre Planungsarbeit, davon 50 Jahre in Trier.

 Herbert HerrmannTV-Foto: Mechthild Schneiders

Herbert HerrmannTV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-Heiligkreuz. Der Bungalow in Trier-Heiligkreuz ist in einfacher und klarer Form gebaut, aber dennoch kein alltägliches Haus. Der Grundriss basiert auf dem Grundmaß "römischer Fuß", das circa 30 Zentimeter beträgt. "Ich habe unser Haus nach dem additiven Prinzip mit vielen Einheiten als Fachwerkbau in Beton geplant", erklärt Architekt Herbert Herrmann. Das Besondere an dem vor 50 Jahren gebauten Haus: Alle Räume sind von einer großen Halle aus erreichbar. Nicht nur seinem Zuhause hat der 80-Jährige seinen Stempel aufgedrückt. Über 220 Sozialwohnungen in Trier, Konz-Roscheid, Saarburg und der Region hat der Heiligkreuzer gebaut. An insgesamt 30 Wettbewerben hat er sich beteiligt, beispielsweise für die Trierer Polizeidirektion, Irminen und Mariahof. Und neben Kindergärten und Jugendheimen stammt sogar ein ganzes Kinderdorf aus seiner Feder.

Doch Profanbauten bilden nur einen Teil seiner Arbeit. Mit großer Leidenschaft erzählt der Architekt von den 42 Kirchen, die er geplant oder restauriert hat, darunter - ganz in der Nähe - die Heiligkreuz-Kapelle, neben dem Dom der älteste romanische Sakralbau Triers. Die barocken Seitenmauern waren schon zum Abbruch frei gegeben. Aber: "Ich habe sie gerettet". Denn der Denkmalpflege galt sein besonderes Augenmerk. So restaurierte er mit viel Feingefühl in acht Jahren die Jesuitenkirche in Trier, deren Dachraum zum Teil einsturzgefährdet war. Das sei eine "Jarhundertaufgabe" gewesen, ist Herrmann überzeugt.

Ausstellung seiner Werke in Köln, Bologna und Rom



Bereits mit 19 Jahren hat Herrmann beim Trierer Architekten Heinrich Otto Vogel an der Sicherung kriegsbeschädigter Kirchen und Planungen für den Hauptmarkt mitgewirkt. 1949 begann er sein Architekturstudium an der TU in Aachen mit den Spezialgebieten Krankenhaus- und Industriebau. Leitspruch seiner mittelalterlichen Studien und künftigen Planungen war: "Schönheit ist der Glanz des Wahren" (Thomas von Aquin). Über seinen Professor Rudolf Steinbach lernte er den Kölner Stadtplaner und Kirchenbaumeister Rudolf Schwarz kennen - und ließ sich begeistern. Als dessen Mitarbeiter entwarf Herrmann zahlreiche neue Gotteshäuser wie die in Köln-Niehl und Bottrop, deren Fenster von Georg Meistermann stammen.

Seit 1961 arbeitet Herrmann im eigenen Trierer Büro. Hier plante er auch St. Gerhard in Langenfeld-Gieslenberg, Nordrhein-Westfalen: Diese Kirche, die im Einladungsprospekt zur Ausstellung "50 Jahre Kirchenbau im Erzbistum Köln" abgebildet ist, wurde mit zwei weiteren seiner Bauwerke in Köln, in Bologna und Rom gezeigt. "Das war ein Novum für einen Trierer Architekten."

Kirchen vor dem Einsturz gerettet



Auch in seiner Heimat tragen viele Sakralbauten Herrmanns Handschrift. Einige hat er vor dem Einsturz gerettet wie die in Bengel oder den baufälligen Turm der Klosterkirche Springiersbach (beide Landkreis Bernkastel-Wittlich). St. Andreas in Schöndorf hat er renoviert und - passend zum klassizistischen Bau - einen neuen Altar beschert, der aus Linz am Rhein stammt. 44 Altäre hat der Trierer Kirchenbauer gestaltet und wiederhergestellt. Den besonderen Wert legt er auf die liturgische Aussage des Innenraumes. Dreigeteilt soll dieser abgestuft sein: die Gemeinde, der Altar und das Offene. "Denn der Altar ist die Schwelle zum Ewigen."

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