Ein Krümel Aufbruchstimmung

Trier spielt die chinesische Karte: Das wäre doch was. Einmal die Nase vorn haben, statt den Entwicklungen hinterher zu laufen. Wenn der einst gefesselte Riese in Fernost immer mehr dazu übergeht, seine Möglichkeiten zu entdecken, wird er Brücken in die alte Welt brauchen. Und wer da rechtzeitig die Pfeiler baut, kriegt vielleicht auch den Zuschlag für Straßendecke und Geländer. Lange Jahre waren die Chinesen, die nach Trier kamen, handverlesene Funktionäre. Irgendwann werden es die Jungen, die Erfolgreichen, die Wohlhabenden einer neuen Gesellschaft sein, die millionenfach Europa erkunden. Und die Geschäftsleute und die neue Mittelschicht werden kommen, auf der Suche nach handwerklicher und technischer Fachkompetenz, die ihnen fehlt. Wenn es gelingt, Trier zu einem Stützpunkt dieser Bewegungen zu machen, winken interessante wirtschaftliche Perspektiven. Die Voraussetzungen für die Überwindung von Sprachhürden sind, den Sinologen sei Dank, günstig. Und der Wissenschaftspark in Petrisberg böte das ideale Ambiente, um Wirtschaft, Wissenschaft Tourismus und Kultur zusammenzuführen. Alles Utopie? Viel zu euphorisch? Na klar. Wie soll auch sonst etwas Neues entstehen? Von der Realisierung sind die ETI-Ideen noch meilenweit entfernt. Aber wenn die Bedenkenträger und Berufsskeptiker den Ansatz nicht im Keim ersticken, verdient er eine Chance. Nicht, indem man das Konzept Hals über Kopf umsetzt, aber indem man es zügig weiter treibt und, wenn es der Überprüfung standhält, mit aller Entschiedenheit angeht. Die Chinesen alleine machen sicher nicht die Zukunft des Wissenschaftsparks aus. Vernünftig, dass man in aller Stille auch andere Ansätze verfolgt. Aber ein Krümel Aufbruchstimmung täte dem Gesamtprojekt am Petrisberg gut, um das es zurzeit vielleicht etwas zu ruhig geworden ist. d.lintz@volksfreund.de

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