Ein Leben für die Mode

An der Trierer Werkkunstschule hat Marie Luise Gerlhof in den 1950er Jahren ihre ersten Schritte als Modedesignerin und Fotomodell gemacht. Ihre Studienjahre in Trier waren für die 71-Jährige der Schlüssel zu einer erfolgreichen Karriere.

 Reise in die Vergangenheit: Marlies Gerlhof vor ihrem fotografischen Ebenbild aus den 50er Jahren. TV-Foto: Christa Weber

Reise in die Vergangenheit: Marlies Gerlhof vor ihrem fotografischen Ebenbild aus den 50er Jahren. TV-Foto: Christa Weber

Trier. "Ich wollte nicht immer in Gummistiefeln rumlaufen, sondern auch mal schöne Kleider tragen" - diese Erkenntnis war der erste Schritt auf Marie Luise Gerlhofs Weg in die Modewelt. 1937 als Tochter eines Försters in Zell an der Mosel geboren, legt sie schon früh den Grundstein für ihre berufliche Zukunft. Nach einer Lehre zur Damenschneiderin besucht Marlies, wie Freunde sie nennen, Mitte der 1950er Jahre die Modefachklasse an der Trierer Werkkunstschule. Durch einen Zufall entdeckt sie dort ihre Liebe zum Laufsteg: "Ich war das größte und schlankste der Mädchen", erinnert sie sich. "Also haben alle ihre Prüfungsarbeiten auf mich zugeschneidert, und ich habe sie präsentiert."

Fotografien von Gerlhof in Entwürfen der Werkkunstschule sind derzeit in der Ausstellung "50 Jahre Trierer Mode - 50 Jahre Barbie" im Stadtmuseum zu sehen. Dem Fotomodell ist ein eigener Wandbereich gewidmet, den Gerlhof selbst durch Erinnerungsstücke aus ihrem Privatbesitz mitgestaltet hat. Die Entwürfe und Dokumente der Werkkunstschule erwecken bei der ehemaligen Modestudentin viele positive Erinnerungen an die Jahre in Trier: "Als die Zeit des Jazz aufkam, haben wir einmal mit der ganzen Schule eine Riverboat-Party auf der Mosel gefeiert", erinnert sich Gerlhof. "Das war eine der schönsten Zeiten meines Lebens!"

Von Trier geht es 1962 nach Berlin, wo Marlies Gerlhof unter anderem als Modell für Heinz Oestergaard arbeitet. Wenn sie an die Situation der heutigen Modelle denkt, erinnert sich Gerlhof wehmütig an ihre eigene Karriere als Mannequin: "Wir konnten noch unsere Persönlichkeit zeigen und auch mal ins Publikum winken. Heute sehen die Models alle gleich aus und rennen wie die Gejagten über den Laufsteg."

Lehrzeit in Trier war der Schlüssel zum Erfolg



Die Liebe zur Mode zieht sich wie ein roter Faden durch Gerlhofs Leben. In den 1970er Jahren ist sie Einkäuferin in einem Freiburger Modehaus, später Chefredakteurin für Strickzeitschriften im Burda-Verlag, während sie gleichzeitig an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim lehrt. Mode habe sie schon immer fasziniert, "weil sie lebendig ist und sich ständig verändert". Von all ihren Tätigkeiten liegt Gerlhof daher das Entwerfen neuer Mode am meisten am Herzen: "Da kann ich meine künstlerische Kreativität voll ausleben." Ihren beruflichen Erfolg verdanke sie ihrer Lehrzeit in Trier, die sie als "Schlüssel" für ihr späteres Leben bezeichnet. Hier habe sie gelernt, "selbstständig zu denken" und "das nötige Selbstbewusstsein" zu entwickeln.

Heute lebt Marlies Gerlhof mit ihrem Mann in Baden-Baden, aber sie findet noch häufig den Weg zurück an die Mosel. "Trier ist für mich Heimat", erklärt sie und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Und wenn ich so alt würde wie diese tolle Stadt, dann könnte ich noch eine ganze Weile weiter in der Modewelt mitmischen."

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