Ein Leben mitten im Trierer Weltkulturerbe

Trier · Hans Werner Ringel gibt Einblicke in eine spannende und verantwortungsvolle Tätigkeit: 27 Jahre lang hat er sich in Trier um die Restauration der Römerbauten gekümmert. Dabei hatte er es sogar mit Kamelen zu tun.

 Dieses Foto aus Ringels Album zeigt ein Gerüst, das von der Bauhütte für die Restaurierung der Kaiserthermen benötigt wurde.

Dieses Foto aus Ringels Album zeigt ein Gerüst, das von der Bauhütte für die Restaurierung der Kaiserthermen benötigt wurde.

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)
 Die Männer von der Bauhütte bearbeiten 1990 Steine in den Barbarathermen. TV-Fotos (4): Friedemann Vetter

Die Männer von der Bauhütte bearbeiten 1990 Steine in den Barbarathermen. TV-Fotos (4): Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)
Gute Laune trotz schwerer Arbeit: Hans Werner Ringel (rechts) und seine Kollegen schuften 1988 im Amphitheater.

Gute Laune trotz schwerer Arbeit: Hans Werner Ringel (rechts) und seine Kollegen schuften 1988 im Amphitheater.

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)
Hans Werner Ringel zeigt dem TV seine Erinnerungen an die Zeit bei der Bauhütte.

Hans Werner Ringel zeigt dem TV seine Erinnerungen an die Zeit bei der Bauhütte.

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier Hans Werner Ringel hat von 1982 bis 2001 als Maurer der Bauhütte dazu beigetragen, das Amphitheater, die Kaiserthermen und die Barbarathermen instandzuhalten. Nach einem Arbeitsunfall machte er bis 2009 den Kassendienst in den Römerbauten, danach diagnostizierten die Ärzte Leukämie bei ihm.

Die Bauhütte existiert heute nicht mehr. Damals gehörte sie zum Landesamt für Denkmalpflege. Sie bestand aus fünf Mitarbeitern, darunter Maurer, Schlosser und Bauhelfer, die sich selbstständig um den Erhalt der römischen Stätten kümmerten. Hans Werner Ringel erklärt, dass die Schauplätze damals zwar für Touristen zugänglich, aber noch ziemlich überwuchert gewesen seien. Er und seine Kollegen haben teilweise neue Elemente der antiken Stätten freigelegt. Dass das Amphitheater und die beiden Thermen heute so aussehen, wie sie es tun, ist also auch ein Verdienst der Bauhütte.

Zu ihren Aufgaben gehörte nicht nur die Restauration der Römerbauten, sondern auch deren Reinigung und die Instandhaltung der Grünflächen. Die Arbeit begann im Winter, wenn die Anlagen vom Efeu befreit wurden. Im Frühjahr ging die Restaurationsarbeit mit dem Entfernen der Frostschäden los.

Zu den Tätigkeiten von Ringel gehörte vor allem der Wiederaufbau von ganz oder nur teilweise eingestürzten Wänden. Dazu nutzte er die alten Steine oder musste neue per Hand schlagen. "Die neuen Steine haben wir mit Erde beschmiert, damit sie älter aussehen", erinnert er sich lächelnd. Daneben hat er instabiles Mauerwerk bis zu einem bestimmten Punkt abgetragen und dann neu wieder aufgebaut. Während dieser Arbeiten sind öfters neue Ruinen zutage gefördert worden. "Meist haben wir dann über die alten Ruinen eine neue Schicht gebaut, um sie zu schützen", berichtet Ringel. An gefährlicheren Stellen passte er die Höhe der Mauern an, um sie kindersicher zu machen.

Von manchen Römerbauten stand nicht mehr viel, und die Bauhütte musste verschiedene Teile nachbauen. Ringel: "Wir haben uns angesehen, wie die Ruinen verlaufen, und aus Erfahrung wusste man dann, wie sie ausgesehen haben." Trotzdem sei natürlich jeder Schritt mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt gewesen, versichert er.

In den Barbarathermen haben Hans Werner Ringel und seine Kollegen beispielsweise alte Sandsteinplatten ausgegraben, die dann untersucht worden sind. Am Ende haben sie diese zum Schutz wieder zugedeckt. Sie befreiten die Ruine auch vom Efeu. Ringels Fotos zeigen, dass manche Wände unter dem Gewächs quasi nicht mehr zu sehen waren. Nach einiger Zeit mussten sie die Arbeiten an den Barbarathermen einstellen. Über den Grund dafür schweigt sich Ringel allerdings aus.

In den Kaiserthermen bauten seine Mitarbeiter und er zunächst die Stadtmauer wieder auf. Im weiteren Verlauf der Arbeiten hat Ringel unter anderem Sickergruben angelegt, damit das Wasser ablaufen konnte, und bei der Restauration des Kaldariums mitgewirkt.

Im Amphitheater bestanden die wichtigsten Bauarbeiten darin, einen neuen Boden anzulegen und dessen Randmauer zu errichten. Währenddessen legten sie durch Zufall einen früheren Eingang des Theaters frei.

Für diese körperlichen Arbeiten hatte die Bauhütte nur einfaches Handwerkszeug zur Verfügung, keine Kräne oder Bagger. Ihnen fehlte das Geld. "Wir haben alles selber gemacht", sagt Ringel. Ihre Baugerüste haben sie sich eigenständig zusammengezimmert, ihr Werkzeug selbst repariert. Der Aufzug, um die höher gelegenden Baustellen zu erreichen, war sehr klein. Laut Ringel mussten sie manchmal anderthalb Tage lang Material hinaufschleppen, das dann innerhalb von drei Stunden verarbeitet war. Ein anderer Aspekt seiner Arbeit bei der Bauhütte waren die Feste, die in den römischen Ruinen stattgefunden haben und bei denen Ringel des Öfteren mitgeholfen hat. Einmal sei ein Zirkus mit Kamelen aufgetreten, der laut Vertrag nach seiner Show den größten Dreck selbst beseitigen sollte. "Am Tag darauf war niemand zu finden, und überall lag der Mist der Tiere noch herum", erzählt Ringel kopfschüttelnd. Ähnliche Erlebnisse hatte er nach einem Sportfest in den Kaiserthermen. Gerne erinnert er sich an die Carmina-Burana-Aufführung 1992 im Amphitheater. "Das Theater war voller Menschen", sagt er und findet es schade, dass so etwas heute nicht mehr gemacht wird.

Obwohl Ringel vorher in einem Betrieb gearbeitet hatte, der über mehr Ressourcen verfügte, bereute er die Entscheidung, zur Bauhütte gegangen zu sein, zu keinem Moment. Das Fazit seiner Zeit dort: "Es war harte Arbeit, aber es war schön."

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