Ein Mann mit Ausdauer

Nach 25-jähriger Tätigkeit als Leiter der Stadtbibliothek und des Stadtarchivs geht Professor Dr. Gunther Franz am 1. Juni in den Ruhestand. Die offizielle Verabschiedung der Stadt Trier findet heute am Mittwoch im Palais Walderdorff statt.

 Neben alten Büchern ist das Laufen eine große Leidenschaft von Gunther Franz, der heute als Leiter der Stadtbiblothek offiziell verabschiedet wird. TV-Foto: Thorsten Klein

Neben alten Büchern ist das Laufen eine große Leidenschaft von Gunther Franz, der heute als Leiter der Stadtbiblothek offiziell verabschiedet wird. TV-Foto: Thorsten Klein

Trier. Seit nunmehr 25 Jahren ist Gunther Franz Leiter der Stadtbibliothek. Diese hohe Anzahl an Jahren auf dem Chefsessel der Stadtbibliothek in der Weberbach scheint charakteristisch für dieses Amt zu sein, seit der Wiedereröffnung nach dem Krieg hat es bisher erst drei Leiter gegeben: Hubert Schiel, Richard Laufner und eben Gunther Franz. Mit 40 Jahren trat Franz die Stelle in Trier an, zuvor war er Direktor der Bibliothek an der Universität Tübingen. "Mich reizte die Möglichkeit, mit wertvollen Handschriften, Frühdrucken und mit der reichen Trierer Geschichte zu arbeiten", so Franz zu seinem Entschluss, damals die Stelle an der Mosel anzunehmen. Höhepunkt seiner Arbeit waren für ihn die Ausstellungen "Goethe in Trier und Luxemburg" im Jahr 1992 und natürlich die große Ausstellung des "Egbert Codex" unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten vor zwei Jahren. Damit er die diesjährige Ausstellung "Kaiser - Gelehrte - Revolutionäre" noch vorbereiten und leiten konnte, wurde seine Amtszeit extra um drei Monate verlängert.Nicht nur mit alten Büchern beschäftigte sich Franz in seiner Amtszeit. Nein, die Spannbreite war um einiges weiter, denn auch die Stadtbücherei gehörte mit zu seinem Aufgabenfeld, kurz gesagt: Vom Ada-Evangeliar bis zum Kinderbuch, so vielfältig ist in Trier die Arbeit des Leiters der Stadtbibliothek. Auch als Herausgeber des Kurtrierischen Jahrbuchs von 1983-2007 hat sich Franz einen Namen gemacht, insgesamt sind in dieser Zeitspanne etwa 10 000 Seiten erschienen. Auch als Honorarprofessor an der Universität war Franz tätig, mit dem Spezialgebiet der Hexenverfolgung in Trier und Umgebung.Mehr Zeit für Familie und Enkelkinder

Bereut hat er die Entscheidung vor 25 Jahren nach Trier zu gehen, nicht. Gerade die Arbeit mit den zahlreichen Ehrenamtlichen, insbesondere der "Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier", habe sehr viel Freude gemacht. Doch Ausdauer sei öfters gefragt gewesen in einer Stadt, die gerade nicht in Geld schwimmt. "Mein Vorteil ist, ich bin Marathonläufer", sagt Franz mit einem Lächeln. Dabei ist der Begriff Marathonläufer fast eine Untertreibung, denn öfters haben die Beine des heute 65-Jährigen ihn schon über noch längere Strecken getragen. 1990 hat er in 8 Stunden und 52 Minuten den Niddatallauf vom Vogelberg bis nach Frankfurt über 80 Kilometer absolviert. Aber nicht nur die eher flachen Laufstrecken sind sein Fall, auch schon mehrere Gipfel, wie den Mont Blanc oder den Gran Paradiso, hat er erklommen. "Ich habe halt lange Beine", fügt der 1,96 Meter große Historiker trocken hinzu. Mittlerweile sind die Strecken kürzer geworden und anstelle der Gipfelbesteigungen stehen nun eher Wanderungen auf dem Programm. Für die Zukunft hofft er, dass die 200-jährige Tradition der Stadtbibliothek fortgeführt wird. Privat will er nach seiner Pensionierung mehr Zeit mit seiner Familie und den Enkelkindern verbringen, aber auch sportliche Herausforderungen hat er noch, neben regelmäßigem Radfahren und Schwimmen will er auch noch die Prüfung zum Sportabzeichen ablegen. "Mein Vorgänger spielt mit 90 Jahren noch Tennis, das ist eine gute Perspektive".

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