Ein Mann mit vielen Gesichtern

TRIER-SÜD. Ob als zwielichtiger Staatsminister in der Hauptrolle oder als mittelloser Student am Rande des Geschehens, für Aaron Maximilian Braun ist die Schauspielerei "eine Sucht". Außerdem sitzt der 33-Jährige für die Grünen im Stadtrat und führt Gäste aus aller Welt als Stadtführer durch Trier.

Aaron Maximilian Braun hat viele Gesichter. Im wahren Leben, genau wie auf der Bühne. Tagsüber arbeitet er als Projektmanager beim Reiseveranstalter "Luxair" im benachbarten Luxemburg und hat dort von Kulanz- und Beschwerdemanagement über Reiseveranstaltung schon sämtliche Aufgaben übernommen. Nach Feierabend schlüpft er dann, je nach Wochentag und Terminkalender, in ganz verschiedene Rollen. Mit 23 Jahren hat er sich zum Stadtführer ausbilden lassen und führt seit zwei Jahren, meistens an den Wochenenden, Gäste aus aller Welt von der Porta Nigra über den Hauptmarkt zum Dom, vorbei an der Liebfrauenkirche über die Basilika bis zu den Kaiserthermen. Unter dem Motto "2000 Jahre, 2000 Schritte" bringt er Besuchern wahlweise auf Deutsch, Englisch oder Französisch die Geschichte der ältesten Stadt näher. Und das, obwohl Braun das Fach Geschichte bis zu seinem 10. Schuljahr "gehasst hat". Ab der Oberstufe sei es dann "hochinteressant" gewesen, so Braun, und so wurde er nach einem Kurs bei der Tourist-Information einer von über 100 Trierer Stadtführern. "Am liebsten mache ich aber Führungen ab vom Normalen", erzählt er weiter und spielt damit auf seine Art des Stadtratswahlkampfes im letzten Jahr an. Damals stand Braun für die Grünen auf der Liste und engagierte sich mit Führungen frei nach dem Motto "Burgen, Bürger, Bausünden". Neben Geschichte hat Braun noch ein ganz anderes Hobby, das für ihn einer "Sucht" gleichkommt: Theaterspielen. Seit sieben Jahren gehört er dem "Satiricon-Theater"-Ensemble der Trierer Tuchfabrik (Tufa) an und fröhnt dort jedes Jahr in der Theatersaison seinem "Spieltrieb". Erst Ende Oktober war er mit seinen Schauspiellaienkollegen "Außer Kontrolle" und verstrickte sich als Staatsminister in ein heilloses Lügengeflecht durch eine pikante Affäre mit der Oppositionssekretärin. In "Curry-Wurst und Pommes" gab Braun 1998 sein Debüt und schlüpfte in mehrere Charaktere gleichzeitig. "Das war ganz toll", schwärmt er und erzählt von der Herausforderung und dem Spaß mit seiner acht- bis zwölfköpfigen Schauspieltruppe, ein Stück bis zur Premiere auf die Beine zu stellen. "Wir spielen keine schweren Sachen, sondern nehmen die Gesellschaft mit Humor auf die Schippe". Er mimte einen mittellosen Studenten

Oft sind es Verwechslungsgeschichten oder Geschichten mit sozialkritischem Hintergrund. So auch in "Cash", wo er einen mittellosen Studenten mimt, der Sozialbetrug begeht und alles tut, um in einer Wohngemeinschaft unterzukommen. Mit ein bisschen Wehmut denkt der junge Mann, der in Trier-Süd zusammen mit seinem Freund lebt, jetzt schon an die nächste Spielzeit, in der er "sich zumindest vorgenommen hat", keine Rolle zu übernehmen. Zweimal die Woche will der stellvertretende Ortsvorsteher dann lieber einer neuen beruflichen Rolle nachgehen und sich bei der Industrie- und Handelskammer in Sachen Personalentwicklung weiterbilden. Der Mann hat eben viele Gesichter.

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