Ein Netz zum Schutz
TRIER. Die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sollen miteinander vernetzt werden und enger zusammenarbeiten, um in kritischen Fällen schneller reagieren zu können. Der Stadtrat hat am Donnerstagabend einstimmig einem SPD-Antrag zugestimmt, der den Aufbau eines entsprechenden Verbundsystems vorsieht.
"Wir müssen bedrohten Kindern möglichst früh und umfassend helfen", sagt Ingeborg Sahler-Fesel. Die Trierer SPD-Politikerin hat am Donnerstagabend einen Antrag in den Stadtrat eingebracht, der die Verwaltung mit dem Aufbau eines "Verbundsystems zur Förderung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen" beauftragt. Das Gesundheitswesen, Kindertagesstätten und Schulen, die verschiedenen Freien Träger, Polizei und Sozialbehörden sollen unter Federführung des Jugendamtes eng zusammenarbeiten, lautet der Vorschlag Sahler-Fesels. Sie betont: "Es geht nicht darum, eine neue Einrichtung zu schaffen, sondern um die Vernetzung bereits bestehender Systeme." Die bekannt gewordenen Fälle von Kindesmisshandlung zeigten, dass die Zahl der von Vernachlässigung bedrohten Kinder wachse. "Das Jugendamt ist darauf angewiesen, schnell entsprechende Informationen zu erhalten", begründete Sahler-Fesel ihren Antrag. "Es sollte deshalb auf ein System zurückgreifen können." Wie ein solches Netzwerk funktionieren könne, ohne den Datenschutz zu verletzen, bleibe abzuklären, sagte die SPD-Frau. "Wie will man gegen einen solchen Antrag sein?", sagte Christian Bamler von der CDU. "Natürlich ist es wichtig, Risiken frühzeitig zu erkennen." Er verwies darauf, dass auch in der Region immer wieder Fälle von Kindes-Misshandlungen bekannt werden. "Ich erinnere nur an den Fall, in dem in Nittel ein Baby zu Tode geschüttelt wurde." Manfred Becker von den Grünen dankte der SPD, "dass sie dieses wichtige Thema in den Stadtrat gebracht hat". Zwar existierten bereits Hilfesysteme, aber auch die Grünen hielten eine bessere Vernetzung für nötig. Er hoffe, dass es sich nicht um einen "Show-Antrag" handele, sagte Becker. In der Vergangenheit habe das Thema immer wieder hohe Wellen geschlagen, ohne dass sich letztlich etwas geändert habe. "Es fehlt an Zivilcourage"
Auch die FWG hält einen Ausbau bereits bestehender Initiativen - wie beispielsweise der Arbeitskreis gegen sexuellen Missbrauch von Kindern - für sinnvoll. "Darüber hinaus ist es wichtig, alle Bürger zu sensibilisieren", sagte Margret Pfeiffer-Erdel. "Es fehlt an Zivilcourage. Wegsehen und Weghören sind in unserer Gesellschaft zu einem oft tödlichen Problem geworden." Thomas Eggert von der FDP lobte den Ansatz, bestehende Einrichtungen zu stärken statt eine neue Institution zu schaffen. "Ein vernetztes System ist wichtig. Wie es auszusehen hat, bleibt zu diskutieren." Alle Fraktionen stimmten dem Antrag geschlossen zu.