Ein Ort des Willkommens: Die positive Verwandlung des Aufnahmeheims für Asylbewerber in der Eurener Seidel-Kaserne

Trier · 730 Menschen leben momentan in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in der Eurener General-von-Seidel-Kaserne. Das Betreuungsteam der Caritas hat den früheren Bundeswehrkomplex in einen freundlichen Ort verwandelt. Die als Notunterkünfte gedachten Zelte sind leer.

Die Verwandlung ist erstaunlich. Im Februar 2014 haben die Stadt Trier und das Land Rheinland-Pfalz einen Teil der früheren General-von-Seidel-Kaserne in ein provisorisches Aufnahmeheim für Menschen umfunktioniert, die aus Not, Krieg, Elend und Verfolgung fliehen und die Bundesrepublik Deutschland um Asyl bitten. Es war keine leichte Entscheidung, doch der Druck war enorm. Der Strom der Flüchtlinge wurde immer größer, eine schnelle Lösung musste her.

Keine kalte Kaserne mehr

Heute, mehr als ein Jahr später, hat sich die kalte Kaserne sehr verändert. Menschen spazieren über das Gelände, sitzen diskutierend in Gruppen zusammen. Kinder toben und spielen, ihre Mütter sehen lächelnd zu. Die Bewohner, deren Mehrheit Furchtbares erleben musste, wirken entspannt. Es herrscht eine Atmosphäre, die man an Orten wie diesem nicht erwartet und sehr oft auch nicht findet.

Christoph Jarosch leitet die Einrichtung im Auftrag der Caritas, deren Team die Betreuung der Bewohner übernommen hat. "Wir investieren sehr viel Energie, um eine positive Situation zu schaffen und den Menschen zu signalisieren, dass sie hier willkommen sind und sich in Sicherheit befinden", sagt der Pädagoge. Wie lange das Provisorium in Euren noch benötigt wird, ist offen. Ursprünglich war von einem Jahr die Rede, aber das ist bereits verstrichen. Euren ist vorbereitet - auch auf einen wieder stärker werdenden Flüchtlingsstrom. Zwei Großraumzelte stehen auf dem Gelände, sie können 300 weitere Bewohner aufnehmen. Zurzeit sind sie leer.

"In den Karnevalstagen waren die Zelte stark belegt", sagt Christoph Jarosch. In Doppelbetten haben die Menschen darin übernachtet, auch Familien mit Kindern. "Aber nur maximal für zwei Nächte", betont Jarosch. "Niemand musste tage- oder wochenlang im Zelt bleiben."Neue Mensa mit Glasdach

Die Großraumzelte haben feste Wände und werden mit einem Schlauchsystem beheizt. Draußen steht ein Heizbrenner, der Warmluft durch große Schläuche leitet, die unter den Zeltdächern verlaufen. "Es musste garantiert niemand frieren", garantiert Jarosch. Neben den Zelten wurden mobile Duschen und Toiletten installiert. "Natürlich können die Bewohner auch jederzeit die sanitären Anlagen in den Gebäuden nutzen." Ob die Zelte wieder als Notunterkünfte gebraucht werden, weiß niemand. "Es kann natürlich dazu kommen", sagt Jarosch. "Aber das ist Spekulation." (siehe Extra).

Die alte Mensa und Teeküche, die in einem früher als Unterrichtsraum genutzten Kellergebäude untergebracht war, gibt es nicht mehr. Die neue Mensa sitzt in einem hellen Gebäude unter einem Glasdach. "Sie ist ein Kommunikationspunkt geworden", erklärt der Leiter der Einrichtung. Die Erwachsenen sitzen bei Kaffee oder Tee zusammen, für die Kinder stehen Spiele bereit. Überhaupt: die Kinder. Sie sollten ursprünglich gar nicht in Euren einziehen, forderte die Stadt zu Beginn der Diskussion um die Nutzung der Seidel-Kaserne Ende 2013. Das Militärgelände sei für möglicherweise traumatisierte Kinder nicht geeignet.

Die heute über das Gelände tobenden Jungs und Mädchen lassen den vorsichtigen Rückschluss zu, dass diese Befürchtung sich nicht bestätigt hat. "Wir tun alles dafür, dass das so bleibt", sagt Jarosch.
Meinung

Der Wille ist da

Von Jörg Pistorius

Die Situation ist unverändert schwierig. Der Wille, Menschen in Not zu helfen, ist weiterhin da. Nur die dafür notwendigen Mittel und Strukturen sind es oft nicht. Das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Trier mussten in vielen Fällen schnell reagieren - die Ergebnisse sind wahrhaftig nicht optimale Provisorien. Wohncontainer in der Dasbachstraße, Großraumzelte in Euren - es fällt schwer, darin eine echte Willkommenskultur zu erkennen.
Trotzdem gibt es diese Kultur. Man findet sie in Menschen wie dem ehemaligen Oberbürgermeister Klaus Jensen, der zusammen mit vielen anderen Stimmen immer wieder dafür eingetreten ist, Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen zu helfen. Man findet sie in Eurens Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz, der sachlich und besonnen blieb, als es Probleme mit einzelnen Bewohnern gab, und der damit eine generelle Ablehnung der Flüchtlinge verhinderte. Und man findet sie in Christoph Jarosch und seinem Team von der Caritas, das aus dem Bundeswehrareal in Euren einen positiven Ort gemacht hat. Dieser Ort sendet eine Botschaft aus: Ihr seid hier in Sicherheit. Und ihr seid willkommen.

j.pistorius@volksfreund.de
Extra: Das Ministerium

Die Zugangszahlen von Asylsuchenden liegen derzeit so wie erwartet, denn sie sind generell um diese Jahreszeit immer etwas niedriger - das sagt Marius Wendling, stellvertretender Pressesprecher des Ministeriums für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen Rheinland-Pfalz. "Das einzig Ungewöhnliche in diesem Jahr war der außerordentlich hohe Zugang aus dem Kosovo im Januar und Februar, der jetzt aber fast vollständig abgeklungen ist." Das Ministerium geht davon aus, dass die Zahlen mit dem besseren Wetter "wie in jedem Jahr" wieder ansteigen werden. "Dann sind nämlich die Routen, die die Flüchtlinge nehmen, um Zuflucht in Europa zu finden, wieder besser passierbar", sagt Wendling. jp

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