Ein Ort zum Kind-Sein: Hort in Mariahof eröffnet

Trier-Mariahof · Betreuungsplätze am Nachmittag sind rar in Trier. Der neu eröffnete Hort in Mariahof bietet ein attraktives Angebot für Eltern und Kinder.

Die sechsjährige Nelly kann kaum still sitzen. Zu groß ist die Aufregung bei ihr und den 23 anderen Kindern, denn der Hort Mariahof empfängt wichtigen Besuch. Bürgermeisterin Angelika Birk, Reinhold Spitzley, der Geschäftsführer von Palais Trier, und der stellvertretende Ortsvorsteher Ludwig Limburg sind zur offiziellen Eröffnung gekommen. Auch Vertreter des Kinderschutzbundes und des Jugendamts sowie Mitglieder des Stadtrats und des Ortbeirats Mariahof haben sich in den hellen Räumen eingefunden.

Vorab führen Nelly und Leonie (9) durch die zwei Hortgruppen, die "Tafelrunde" und die "Coole Gruppe". "Hier essen wir, malen, machen Hausaufgaben oder spielen", erzählen die Mädchen und deuten auf die Tische der "Tafelrunde". Die Wände sind mit Kunstwerken beklebt, und im Flur steht ein von Kindern umringter Kicker. In einem kleineren Nebenzimmer schaffen Sitzsätze, Kissen und Matratzen eine gemütliche Atmosphäre.

Diese Einrichtung passt zum Motto des Horts: "Lernen, Lachen, Arbeiten und Entspannen." Ein weiteres Prinzip ist die Kinder in Entscheidungen einzubeziehen: "Beim Essen dürfen wir von diesem Plan hier aussuchen, was wir wollen", sagt Nelly vor der Küchentür. Doch in gleichem Maß, wie auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen wird, gelten klare Regeln (wie wechselnde Tisch- und Aufräumdienste), damit der gemeinsame Alltag reibungslos ablaufen kann.
Somit ist der Hort weit mehr als betreutes Spielen von 12 bis 17.30 Uhr. Das vierköpfige pädagogische Personal tut alles, um den Grundschülern Geborgenheit und eine familiäre Umgebung zu bieten und sie stark für die Zukunft zu machen. "Wir sind ganz besonders froh, dass unser Team aus zwei Männern und zwei Frauen besteht, damit die Kinder männliche und weibliche Rollenvorbilder kennenlernen können", sagt Ina Schiffmann, Leiterin des Horts, später beim gemeinsamen Rundgang mit den Gästen.

Wie es zur Gründung kam, erklärt die zuständige Bereichsleiterin Petra Gottwald des Kinder- und Jugendhilfevereins Palais, der den Hort trägt: "In den Nachmittagsangeboten der betreuenden Grundschule und des Jugendtreffs Mariahof sind wir seit 2008 aktiv, und aktuell sind die Kapazitäten dort mit 40 Kindern ausgelastet." Da aber immer mehr Eltern eine Nachmittagsbetreuung suchen, versuchte das Palais, das Angebot zu erweitern.

Das gelang mit Hilfe von Detlef Böhm, der auch zur Eröffnung gekommen ist. Er kaufte den leerstehenden Supermarkt in der Mariahofer Ladenzeile und ließ ihn innerhalb von sieben Monaten für 225 000 Euro zum Hort mit 40 Plätzen umbauen. So konnte der Betrieb bereits im Februar dieses Jahres aufgenommen werden. "Für mich war das eine gute Sache", sagt Böhm. "Ich habe auf 20 Jahre einen Mieter, und der Stadtteil profitiert wirklich." Bezuschusst wird das Vorhaben vom Ortsbeirat (16 000 Euro) und dem Land (128 000 Euro). Die jährlichen Betriebskosten (Miete, Personal- und Sachausgaben) von rund 210 000 Euro trägt die Stadt. Außerdem zahlen die Eltern einkommensabhängige Beiträge. "Viele berufstätige Eltern sind sehr dankbar für dieses Angebot. Gerade Familien mit Migrationshintergrund schicken ihre Kinder oft hierher, damit sie besser Deutsch lernen können", erläutert Petra Gottwald.

Gegen Ende des Rundgangs mit Bürgermeisterin Angelika Birk zeigt sich, dass die Mitarbeiter des Horts noch einen großen Wunsch an die Stadt haben. Das ehemalige Warenlager im Keller des Gebäudes bietet zwar viel Platz, darf aber aufgrund von Brandschutzbestimmungen nicht als Spielbereich genutzt werden. "Hier könnte man so schön an Regentagen Tischtennis spielen", schwärmt Hortleiterin Ina Schiffmann. Birk zeigt sich abwartend und möchte keine voreiligen Versprechungen machen. Dennoch fassen sie und Palais-Geschäftsführer Spitzley die gelungene Einrichtung des Horts optimistisch zusammen: "Es ist eine Investition in unsere Kinder. Und das ist immer eine Zukunftsinvestition."

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