Ein Salto auf der Zunge

OLEWIG. 1997 hat der Olewiger Koch Wolfgang Becker von seinem Eltern das Weinhaus Becker in Olewig übernommen. Drei Jahre später bekam er als erster Trierer einen Michelin-Stern.

Baden-Baden, Schlosshotel Bühlerhöhe, 17. Dezember 1993. Tennis-Star Boris Becker heiratet seine Barbara und speist mit seinen Gästen im Gourmet-Restaurant "Imperial" auf der Bühlerhöhe. Am Herd steht ein Namensvetter des Tennisspielers - der Trierer Wolfgang Becker. "Das war ein Riesen-Tamtam. Das Restaurant war für Daimler Benz reserviert, keiner von uns wusste über die Hochzeit Bescheid. Erst als alles fast schon vorbei war, haben wir von dem Fest erfahren", erzählt Wolfgang Becker.In der "Lehre" bei Harald Wohlfahrt

Mittlerweile ist Becker, der auch schon für einige Zeit bei Starkoch Harald Wohlfahrt in der "Traube Turnbach" gekocht hat ("Da habe ich sehr viel gelernt"), wieder in seinem Heimatort Olewig angekommen. In dem Trierer Weinort hat er 1997 zusammen mit seiner Frau Christine, die ebenfalls Köchin ist, das Weinhaus seiner Eltern übernommen - und komplett umstrukturiert. "Meine Eltern hatten hier eine typische Trierer Weinstube, die hauptsächlich am Wochenende geöffnet war. Auf der Speisekarte standen damals nur Kleinigkeiten", sagt Wolfgang Becker. Nach seiner Rückkehr hat er den Innenhof überdacht und daraus eine neue, größere Küche gemacht. "Meine Eltern haben gastronomisch nicht viel gemacht und sich auf den Weinanbau konzentriert. Wir mussten das Ganze erst einmal umbauen", erzählt Becker. Den Wein baut der gelernte Winzer auch immer noch selbst an, allerdings in kleiner Menge. "Wir haben noch dreieinhalb Hektar Rebfläche, ein eher kleiner Betrieb also", sagt Becker. Als Ausgleich für die Masse setzt der Olewiger auf Klasse: Becker baut neben dem typischen Riesling auch für die Region untypische Sorten wie Spätburgunder oder Cabernet Sauvignon nach französischem Vorbild an. Seinen Koch-Stil bezeichnet er ebenfalls als französisch inspiriert. "Aber eigenständig", wie er hinzufügt. 1998 wurde er für seine Kochkünste zum ersten Mal im Gourmetführer Michelin erfasst, aber noch nicht mit einem Stern dekoriert. Dieser kam erst drei Jahre später. Im Michelin von 2001 wurde das Weinhaus Becker als Sterne-Restaurant erstmals genannt. "Das war für uns ein enormer Schub und hat den Bekanntheitsgrad sehr gesteigert", sagt Becker. Mittlerweile ist das Weinhaus Becker in allen gängigen Führern aufgeführt. Und steht im aktuellen Michelin in der Rangliste der besten Restaurants in Deutschland noch vor Fernsehkoch Johann Lafer. Kochen ist für Wolfgang Becker aber kein Geheimnis und funktioniert seiner Meinung nach nach Mustern: "Es gibt vorgegebene Geschmacksmuster. Zutaten passen zueinander oder nicht. Nach diesen Mustern kann man neue Gerichte kreieren. Die Geschmacks-Harmonie muss da sein." Trüffel und schwarze Oliven passen zum Beispiel nicht zusammen und verursachen bei Wolfgang Becker "keinen Salto auf der Zunge." An den zweiten Stern denkt Wolfgang Becker noch nicht. "Erstmals das Niveau von einem Stern halten. Um den zweiten zu bekommen, müssten wir noch viel tun. Die Spitze in Deutschland ist in dieser Hinsicht sehr eng." Morgen: Wie der neue Orgelbauverein, die alte Orgel auf Vordermann bringen will.

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