Ein Schelm, der Trierisch dabei denkt

HEILIGKREUZ. Seine Vorfahren hätten den Fischers Maathes durchaus kennen können. Lassen sich die Wurzeln von Helmut Haags Familie doch bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Kein Wunder, dass dem 42-Jährigen die Pflege seiner heimatlichen Mundart aus Traditionsgründen ganz besonders am Herzen liegt.

"Mundart ist gelebte Umgangssprache einer Region und Identifikationsstifter für Heimat", bringt es Helmut Haag prägnant auf den Punkt. Denn für den 42-Jährigen ist die Trierische Spraoch' ein lebendiges Zeichen von historischer und regionaler Bewusstseinsbildung fern von verstaubter und längst überholter Deutschtümelei. "Das Besondere an der trierischen Sprache sind unter anderem die starken Einflüsse des Französischen und das noch vorhandene große Vokabular an französischstämmigen Wörtern", sagt Helmut Haag. Das sei ein Zeichen einer "gelebten Multikulti-Gesellschaft". Auch die Nuancen und sprachlichen Eigenheiten, die jeden Stadtteil von dem anderen unterscheiden, machen für ihn den Reiz des mundartlichen Sprachgebrauchs aus. "Aber das liebenswerteste ist, dass die Mundart eine Sprache ist, in der man viel besser lyrische Gefühle ausdrücken kann", hält Haag ein leidenschaftliches Plädoyer für das Trierische. Sprach's und schlüpft in die Rolle des Matthias Josef Fischer, des Fischers Maathes, und hält ein weiteres "Plädoyer an die Trierer Wirtsleut für die Porz": "Ihr Wirtsleit bleiwt doch ön der Spur, erhalt' die Porzen-Trinkkultur!" Denn darüber hätte sich nicht nur Maathes geärgert, auch Helmut Haag nahm es als Verlust für den Viez-Genuss auf, als er das originäre, säuerliche Getränk in der Kneipe im schnöden Glas serviert bekam. "Das war völlig unakzeptabel." "Jeder, der schreibt, kennt die Macht und den Druck des geschriebenen Wortes. Aber wenn mich Geschichten stark berühren, wie die mit der Porz, dann gelingt es mir zu dichten." Das ist wohl auch das Erfolgsrezept für Helmut Haags Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind und die er im Karneval in der historischen Figur des Matthias Fischer zum Besten gibt. Der war auch Büttenredner in der KG Heuschreck, Kolonialwarenhändler, Revolutionär, Witzbold und Selbstmörder, der seinen eigenen Freitod als stadtgespräch-wirksames Ereignis inszenierte. Bei der Kunstfigur "Fischer" und der Person Helmut Haag gäbe es zwar einige Überschneidungen, trotzdem weiß der Heiligkreuzer das klar zu trennen. Denn im richtigen Leben steht Helmut Haag als selbstständiger Wirtschaftsberater seinen Mann. Bühnenluft aber muss der dreifache Vater trotzdem schnuppern. Früher redete er im Olewiger Pfarrkarneval, rockte in der Band Triebverzicht. Jenseits der fünften Jahreszeit setzt sich Haag bei den Heiligkreuzer Mundart-Abenden und den "Mundart & Musik"-Veranstaltungen in der Kneipe "Fischer's Maathes" an der Weberbach für Mundartpflege und Viezkneipen-Kultur ein. Für die Teilnahme an den Antikenfestspielen hat er sich vormerken lassen. Und da Stillstand Rückschritt ist, hat der dreifache Vater noch ein neues Projekt ausgeheckt. "Im Bereich niveauvolles Accessoire in Sachen Wein", soviel verrät er vorab. Wie lange er noch als wundersam auferstandener Maathes auf der Bühne stehen wird, das weiß er nicht. "Aber so viel ist klar", sagt Helmut Haag, "bis sich der Maathes aufgehängt hat bestimmt."

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