Ein "Schlauch" mit schönen Ecken

EHRANG. Der TV kommt mit seiner Stadtteilserie wieder nach Ehrang-Quint, wo schon im Januar der Startschuss für die Reihe gefallen war. Den Einstieg macht eine Ehranger Familie mit einer kritischen Einschätzung ihres 10 000-Einwohner-Stadtteils.

Anja und Michael Kehrbaum sind gebürtige Ehranger und kennen ihren Stadtteil wie ihr Wohnzimmer. Drei muntere Kinder haben sie: Pauline, acht Jahre, Johanna, sechs Jahre, und den dreijährigen Matthias. Alle drei sind im Marienkrankenhaus geboren. Und damit führt das Paar den ersten Pluspunkt für Ehrang an. "Die Nähe zum Krankenhaus ist klasse. Wenn was passiert, ist man in fünf Minuten im Krankenhaus", sagt Michael. Ebenso lobt der 38-Jährige das vielfältige sportliche, karnevalistische, musikalische und kulturelle Vereinsleben in Ehrang-Quint, in das beide aktiv eingebunden sind. "Aus dem breiten Angebot kann sich jeder das Passende aussuchen", sagt Anja. Beide genießen den Vorteil, ihre Arbeitsplätze in der Nähe zu haben: Die 34-Jährige arbeitet als Grundschullehrerin im Ortskern, er ist Speditionskaufmann und arbeitet im Hafen. "Hier gibt es noch Arbeitsplätze vor der Haustür", sagt Michael, beklagt jedoch eine schlechte Busverbindung von Ehrang in den Hafen. Stichwort ÖPNV: Mit dem Angebot von Bus und Bahn und den drei Bahnhöfen ist die Familie zufrieden. Dennoch erledigen die Kehrbaums die meisten Fahrten mit den Autos. Schuld daran ist auch die Schließung des Supermarkts an der Quinter Straße. Anja bedauert, dass nun ein Drogeriemarkt dort eingezogen ist, denn "so etwas brauchen wir hier absolut nicht". Ihre Großeinkäufe macht die Familie in der nahen Umgebung, wobei Schweich und Kenn dem zu aufwändig erreichenden Trier vorgezogen werden. Obwohl Familie Kehrbaum Ehrang als unattraktiven "Schlauch" einschätzt, kann sie sich nicht vorstellen, wegzuziehen. Außerdem gebe es im Ortskern einige hübsche, aber versteckt liegende Ecken. Man kenne die Leute und sage "Hallo", schätzt Michael den persönlichen Kontakt. Gewünscht sind mehr Angebote für Jugendliche

Dem Ortskern stünden allerdings neuere "Wohninseln" wie in Quint und Auf der Bausch gegenüber. Michael: "Ehrang hat keine dörfliche Struktur wie Pfalzel." So bezeichnet das Paar die Bausch als "abgenabelten Mikrokosmos" - besonders problematisch für die Kinder. Auch insgesamt müsse das Angebot für die Jugend aufgestockt werden. Als Basis schlagen sie Gruppenstunden in der Pfarrei St. Peter vor, so wie es früher einmal war. Die Räume dafür seien vorhanden. Handlungsbedarf wird auch bei der Ortskernsanierung gesehen, die etwa im Mühlengelände nicht voran komme. Außerdem fehlten Grünflächen im "zubetonierten" Ortskern. Dagegen biete der nahe Meulenwald Gelegenheiten für Mountainbike-Touren. Mit dem Spielplatz-Angebot ist die Familie zufrieden, bemängelt allerdings den färbenden Sand des neuen Spielplatzes an der Velterstraße. Da auch Oma, Opa und weitere Familienangehörige in der Nähe wohnen, lautet ihr Fazit: "Wir fühlen uns hier wohl." Am Montag: Eine Privatinitiative saniert die historische "Winzer-Kapelle".

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