Ein Sherry geht um die Welt

Eine Flasche Wein-Apéritif geht auf Reisen und "im Gepäck" hat sie ihren Macher Willi Rieth aus Kinheim. Auf allen Kontinenten ward sie gesehen und mit offenen Armen empfangen.

 Willi Rieths Wein-Apéritif „Sucellus“ hat knapp 670000 Flugkilometer zurückgelegt. TV-Foto: Marita Blahak

Willi Rieths Wein-Apéritif „Sucellus“ hat knapp 670000 Flugkilometer zurückgelegt. TV-Foto: Marita Blahak

Kinheim. Verrückte, ungewöhnliche Sammler aus Fleisch und Blut gibt es viele, doch wer hat schon je von einer Weinflasche gehört, die ebenfalls die große Sammelleidenschaft gepackt hat. Im kleinen Weinort Kinheim steht die Wiege dieser Flasche und ihr Schöpfer, Willi Rieth. Afrika, Amerika, Asien und Australien

Der Winzer und Lebensmittelchemiker behütet sie, auf dass sie nie zu Bruch geht. Denn nicht nur ihr Inhalt ist eine Besonderheit - auch ihre Tätigkeit als reisende Sammlerin von Flugkilometern macht sie zu einer Rarität. Denn welche volle Flasche kann schon von sich behaupten, knapp 670000 Flugkilometer - das entspricht einer fast 17-maligen Äquatorumrundung - geschafft zu haben. Ob in Afrika oder Amerika, in Asien oder Australien - überall auf dem Erdball begegnen die Menschen der Flasche "Sucellus" mit Freude. Klar, dass Willi Rieth sie wie seinen Augapfel hütet. Ginge sie zu Bruch, wäre das fatal. Schließlich wollen der Macher und sein Produkt das Endziel von einer Million Flugkilometern noch erreichen. So ist "Sucellus" nicht nur eifriger Sammler, sondern auch Botschafter deutscher Weinkultur. Der promovierte und experimentierfreudige Lebensmittelchemiker und Wochenendwinzer Rieth hatte vor Jahren die pfiffige Idee, aus den Trauben seines Steilhang-Weinbergs in Kinheim einen Wein-Apéritif zu kreieren, den er in einem eigens entwickelten Verfahren zu einem hochwertigen Mosel-"Sherry" werden ließ, der ausschließlich in Holzfässern reift Seinem Apéritif aus Riesling-Trauben gab er den passenden Namen "Sucellus" - gemäß der in Kinheim-Kindel gefundenen Skulptur des gallo-römischen Gottes der Winzer- und Weinküfer. In seinem Beruf ist Rieth in Sachen Fruchtsaft in aller Welt unterwegs ist, um Inspektoren zu schulen und auszubilden, beschloss er 1996 mit einem neuen, treuen Begleiter - dem "Sucellus" - zu reisen. Und wie jeder Weltenbummler brauchte auch "Sucellus" einen Pass, ausgestellt vom Ortsbürgermeister.Visite beim Papst in der Planung

In diesem (Wein-)Pass des Weltrekordlers haben Zoll und Passbehörden, Botschaften, Universitäten und Forschungsinstitute sowie Privatleute aus allen Ecken der Welt in bisher 45 Sprachen mit Stempel und Unterschrift bestätigt "wir haben Sucellus gesehen". Fehlt nur noch die Sprache "Latein". "Die wollen wir uns persönlich von Papst Benedikt holen", wünscht sich Rieth. Als am weitesten gereiste, volle (!) Flasche und mit ihrem speziellen Weinpass ist "Sucellus" 1998 und 2000 als doppelter Rekordler im Guinness-Buch erschienen. Unzählige Fotos und Dokumente beweisen die Kilometer-Sammelleidenschaft von der Flasche "Sucellus". Ob in der Hand eines chinesischen Brautpaares, am Kap der Guten Hoffnung, im Cockpit in Nähe der Elfenbeinküste, auf dem Tafelberg in Südafrika oder auf der chinesischen Mauer - der Mosel-"Sherry" hat fast die ganze Welt gesehen. Früher im Handgepäck, war das aber seit dem 11. September nicht mehr möglich. So musste "Sucellus" fortan stets dick verpackt im normalen Gepäck auf Reisen gehen. Dass die reiselustige Flasche nie getrunken wird, versteht sich von selbst. "Sie soll am Ende ihrer Reisetage in ein Museum", wünscht sich Rieth. Auch wenn Wissenschaftler ihm schon angeboten haben, den Inhalt auf seine Reiseverträglichkeit hin zu untersuchen. Ein Büchlein mit Geschichten des Globetrotters "Sucellus" ist geplant, dafür sucht Rieth jedoch noch einen Verleger.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort