Ein Stück Trier in Brüssel

BRÜSSEL/TRIER. In Brüssel ist nur eine deutsche Stadt Namenspatron einer Straße: Trier. Diese Ehre erlangt Trier aufgrund einiger historischer Verbindungen. Heute ist die Rue de Trèves die wichtigste Straße im Europaviertel.

An der längsten und wichtigsten Straße des Europaviertels in Brüssel liegen viele namhafte Gebäude: die Landwirtschafts-Generaldirektion, das Palais Berlyamont - Sitz der EU-Kommission, das Consilium - Sitz des europäischen Rates der Staats- und Regierungschefs, das Europaparlament, die EU-Botschaften von Deutschland, Ungarn und Finnland. Zudem residieren dort zahlreiche Lobbyverbände und nicht zuletzt europäische Bildungsprogramme wie Erasmus, Sokrates oder Comenius, die viele europäische Universitäten, Gymnasien und andere Schulen unterstützen. Diese bedeutende Straße hat den Namen Rue de Trèves/Trier Straat. Das Besondere dabei ist, dass Trier die einzige deutsche Stadt ist, nach der in Brüssel eine Straße benannt ist. Größere Städte wie Berlin, Hamburg, München oder Köln sucht man im Brüsseler Straßennetz vergeblich. Warum ausgerechnet Trier die Ehre zuteil wird, lässt sich mit mehreren älteren historischen Verbindungen begründen. Dabei muss etwas weiter ausgeholt werden: Ein offensichtliches Zeichen setzt die Statue des Stahlmagnaten Cockerill, die auf der Place du Luxembourg steht, die direkt an die Rue du Trèves/Trier Straat angrenzt. Sie erinnert an den Stahl- und Kohleboom, durch den viel Geld und Arbeit nach Brüssel gelangten und für Aufschwung sorgten. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann die Bahnlinie zwischen den Ardennen und Arlon gebaut, die später nach Luxemburg-Stadt und Trier verlängert wurde. Zu dieser Zeit entstand auch das berühmte Europaviertel, in dem der Luxemburger Bahnhof liegt. Straßen und Plätze wurden nach Stationen dieser wichtigen Bahnverbindung benannt, darunter auch Trier.Jahrhundertealte Verbindungen

Allerdings gibt es auch viel ältere geschichtliche Verbindungen zwischen der belgischen Hauptstadt und Trier. Bereits im Jahr 57 vor Christus inspizierte Cäsars Feldmarschall Titus Labienus vom "Areler Knippchen" aus das Trierer Land. Als spätere gallische Hauptstadt war Trier auch für belgische Provinzen zuständig. Einige Jahrhunderte später zog der burgundische Hof nach Brüssel um. Im Rahmen der habsburgischen Heiratsdiplomatie wurde 1473 Maria von Burgund mit Maximilian von Habsburg in Trier verlobt. Die prunkvolle Hochzeit fand vier Jahre darauf in Brüssel statt. Eine weitere Verbindung zwischen den beiden Städten besteht durch den berühmten Trierer Karl Marx. Im Jahr 1848 veröffentlichte dieser in Brüssel sein "Kommunistisches Manifest". Es gibt also mehrere Erklärungen für die Namensgebung der Rue de Trèves/Trier Straat. Heute tummeln sich auf ihr täglich unzählige EU-Bedienstete und Touristen. Unter ihnen auch Trierer. Dabei ist auch Wolfgang Steinborn, der die Informationen über die Namensgebung dieser Straße recherchiert hatte.

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