Ein Thema, das gerade in der Eifel bewegt

"Bioenergie wächst als heimische Energiequelle in jeder Gemeinde geradezu vor der Haustür. Jede Gemeinde könnte den Rohstoff Biomasse für die zukünftige kommunale Energieversorgung nutzen": Mit diesem Appell eröffnete der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Hendrik Hering die Fachtagung zum Thema Bioenergie vor 120 interessierten Zuhörern in Bitburg.

Bitburg. Biogas-Anlagen sind nicht unumstritten. Anfängliche Begeisterung wich zuletzt immer lauter werdender Kritik. Das Entstehen von Monokulturen auf den Feldern, die teils unrentablen Anlagen, die Not mancher Landwirte, teure Biomasse zukaufen zu müssen, und nicht zuletzt die gestiegenen Lebensmittelpreise werden gegen Bioenergie ins Feld geführt (der TV berichtete mehrfach). Dazu bezog der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Hendrik Hering bei einer Fachtagung in Bitburg Position."Darum, dass die Landwirte für ihre Rohstoffe mehr Geld bekommen, haben wir lange gekämpft, das sollten wir als Erfolg verbuchen", sagte Hering. Und eine gesunde Konkurrenz der Anbauflächen sei sinnvoll. Derzeit würde von den 30 000 Hektar Stilllegungsflächen im Land nur ein knappes Drittel für nachwachsende Rohstoffe genutzt. Hering: "Ich bin der festen Überzeugung, dass sich funktionierende Märkte entwickeln, die zu einer Balance und einem Nebeneinander von Nahrungsmittel- und Bioenergie-Produktion führen werden." Bioenergie ist für ihn alternativlos. Weltweit würden täglich zehn Millionen Tonnen Erdöl, 12,5 Millionen Tonnen Steinkohle und 7,5 Kubikmeter Erdgas verbraucht. Hering: "Und nach Experten-Schätzungen wird sich der Energiebedarf bis zum Jahr 2050 etwa verdoppeln." Für Deutschland habe die Diskussion angesichts der nur geringen Vorkommen an fossilen Rohstoffen eine besondere Bedeutung. Hering: "Die Reduktion der Abhängigkeit Deutschlands von fossilen Energiequellen ist eine entscheidende volkswirtschaftliche Frage des nächsten Jahrzehnts.""Entwicklung der Bioenergie ist unsere Zukunft"

Fazit des Ministers ist, dass - auch vor dem Hintergrund des Klimawandels - erneuerbare Energien gestärkt werden müssen. Die Vorteile solcher nachwachsenden Rohstoffe liegen für Hering auf der Hand: Sie sind nicht endlich, sind CO2-neutral, machen unabhängiger von fossilen Brennstoffen, schaffen Arbeitsplätze vor Ort und tragen damit zur heimischen Wertschöpfung bei. Allerdings sei es keine Frage, dass "das Kerngeschäft von Landwirtschaft die Produktion hochwertiger Lebensmittel bleiben muss", so Hering. Ziel der Fachtagung war es auch, verstärkt auf das Beratungsangebot des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Eifel hinzuweisen, wo das Land mit gutem Grund Kräfte bündelt und Ansprechpartner für Fragen von Kommunen und Landwirten zu Bioenergie bereit hält. Schließlich stehen derzeit von den 90 Biogas-Anlagen in Rheinland-Pfalz allein 42 im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Was den derzeit noch mit rund 60 Prozent recht hohen Wärmeverlust der Biogas-Anlagen angeht, zeichnen sich Lösungsansätze ab: Das Land will pilothaft sogenannte Nah-Wärme-Netze fördern, bei denen die Wärme etwa zum Heizen einer Schule oder eines Schwimmbads genutzt werden kann - was das Thema auch für Kommunen interessant macht. Hering: "Wir sollten Probleme nicht in den Vordergrund rücken, sonst bremsen wir eine Entwicklung und die damit verbundenen enormen Chancen aus. Dieser Entwicklung müssen wir eine Chance geben, denn sie ist unsere Zukunft. Die Bioenergie ist gerade dabei, den Kinderschuhen zu entwachsen."

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