Ein Verein für Triers Subkultur

Trier · 50 Veranstaltungen stemmt der Verein Kultur Raum Trier pro Jahr. Wichtig für die Akteure: Jeder Mensch kann sich aktiv beim kulturellen Miteinander einbringen.

 Bei der 13. Stadtmeisterschaft im Poetry Slam stehen unter anderem Tobi Glufke, Eva Kutta, Micha-El Goehre (Foto) und Thomas Spitzer auf der Bühne. Foto: Veranstalter

Bei der 13. Stadtmeisterschaft im Poetry Slam stehen unter anderem Tobi Glufke, Eva Kutta, Micha-El Goehre (Foto) und Thomas Spitzer auf der Bühne. Foto: Veranstalter

Foto: (h_st )

Kino, Theater, Tufa: In Trier gibt es viele kulturelle Angebote. Und doch hat sich mit Kultur Raum Trier 2009 ein Verein gegründet, der bei der breiten Auswahl an Konzerten und Aufführungen noch Nischen findet.
"Wir haben mehr Subkultur nach Trier gebracht", sagt Kerstin Rubas, erste Vorsitzende des Vereins. In erster Linie geht es um das Angebot von Poetry Slams und seiner Varianten. 2003 waren sie und Peter Stablo, zweiter Vorsitzender des Vereins, mit dabei, als entsprechende Wettbewerbe von anderen Trägern veranstaltet worden waren. Nachdem diese dafür nicht mehr zur Verfügung gestanden hätten, habe man den Verein gegründet, sagt sie.
Die Merkmale eines Slams: Ein Mensch steht auf einer Bühne vor Publikum und trägt in einer vorgegebenen Zeit einen eigenen Text vor - und das Publikum entscheidet. "Das ist gelebte kulturelle Teilhabe", sagt Stablo. "Jeder hat die Möglichkeit, aufzutreten und seinen Text bewerten zu lassen", sagt er.

Er hatte einst die Anregung gegeben, die Autoren humoristischer Beiträge in einem separaten Wettbewerb bei einem Comedyslam gegeneinander antreten zu lassen. Das Format hat sich inzwischen in ganz Deutschland ausgebreitet. Dazu veranstaltet Kultur Raum Trier weitere Slam-Wettbewerbe, wie einen Singer/Songwriter-Slam, einen Science Slam in Kooperation mit dem Studierendenwerk Trier und das KgB. Die drei Buchstaben stehen für Kunst gegen Bares, eine Variante der Publikumswettbewerbe, die über das Performen von Texten hinausgeht. "Jonglage, Zauberei, Bauchtanz, wer auf die Bühne geht, kann alles machen", erklärt Stablo. Das Bare kommt nach der Kunst ins Spiel, wenn die Besucher per Geldeinwurf in die jeweiligen Sparschweine der Auftretenden deren Leistung bewerten. "Wer das meiste Geld bekommt, ist das Kapitalistenschwein des Abends", sagt er zur direktesten Form der Kleinkunstförderung.

Kultur Raum Trier begibt sich direkt zu den Menschen. Der Verein bietet Kulturelles auch in alltäglichen Orten wie in einer Dönerbude und verpflichtet für Auftritte in Altenheimen ausgesuchte Humorkünstler. Die arbeiten stark visuell und musikalisch, zaubern Gefühle bei den Zuschauern hervor und wecken Erinnerungen. Das sei für die Bewohner "eine Art Aktivierung", sagt Stablo.

Weiterhin organisiert Kultur Raum Trier Workshops für angehende Slammer. Sie werden vor jedem Wettbewerb angeboten, an denen bereits Menschen zwischen elf und 80 Jahren teilgenommen haben. Auch dies sei kulturelle Teilhabe: "Nehmt euren Mut zusammen und tretet auf. Es gibt keine schlechten Texte, denn es sind eure. Zeigt den Menschen, welche Fähigkeiten ihr habt", appelliert Stablo jeweils an die Teilnehmer der Workshops.
Es sei ein schönes Gefühl, dann jemanden zu erleben, der bei Slams Erfolg hat, sagt Stablo. "Wir haben hier Leute entdeckt, die dann Fernsehauftritte absolviert haben", sagt Stablo und nennt die Namen Henning und Hannes sowie Stefan Waghubinger, der in Trier einen Master Slam gewonnen hat und jetzt hauptberuflich als Kabarettist arbeitet. "Unser Comedy-Slam ist schon als Kaderschmiede bezeichnet worden", freut er sich.

Etwa 50 Veranstaltungen jeder Art bietet der 15-köpfige Verein pro Jahr an. Wobei die meiste organisatorische Arbeit bei einem kleinen Teil der Vereinsmitglieder hängenbleibt. Die anderen helfen bei Veranstaltungen. Wieviel Zeit investieren die Organisatoren pro Jahr in die Vereinsarbeit? "Das wollen wir gar nicht wissen", sagen Rubas und Stablo unisono. Ein großer Teil der Arbeit sei es, Geld zu beschaffen. Denn die Vereinsmitglieder zahlen keinen Jahresbeitrag, und Kosten im "mittleren fünfstelligen Bereich" müssen jährlich gestemmt werden. "Beim Auftritt im Altenheim können wir kein Eintritt nehmen", sagen sie. Das Geld kommt von Stiftungen, der Stadt Trier, dem Land, der Sparkasse und Unternehmen der Region. "Wir müssen von Projekt zu Projekt Geld sammeln", sagt der zweite Vorsitzende. Wobei die beiden das offensichtlich gern machen. Stablo: "Teilhabe an Kultur ist ein menschliches Grundrecht."

Infos über Angebot und Termine des Vereins Kultur Raum Trier gibt es im Internet unter www.kulturraumtrier.de

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