Ein Wahrzeichen braucht Hilfe

TRIER. Erkannt? Die Kapelle St. German, oder kurz: Feyener Kapelle, war das Suchobjekt der gestern zu Ende gegangenen TV-Bilderrätsel-Runde. Das leer stehende und sanierungsbedürftige Mini-Gotteshaus nahe der Pellinger Straße hat eine bewegte Vergangenheit. Über seine Zukunft wird bei einer öffentlichen Versammlung am 18. Oktober diskutiert.

Die Feyener Kapelle ist dem Heiligen Germanus, im frühen 5. Jahrhundert Bischof von Auxerre, geweiht. Ihre Anfänge liegen im Dunkeln. Das zunächst wohl sehr schlichte Gebäude gehörte zum Bering des finanzschwachen Klosters "St. German ad undas", das, wie zahlreiche andere Trierer Klöster und Pfarreien, 1803 auf Befehl Napoleons aufgelöst wurde. Das Feyener Klosteranwesen wechselte mehrfach den Besitzer und kam nach einem Umbau der Kapelle in ein "Sommerhaus" in den Besitz der Familie Jakob Müller. Die Müllers machten 1848/49 aus dem "Sommerhaus" wieder eine Kapelle. Ehepaar Bermes schuf Finanzierungs-Grundstock

Die heutige Gestalt des Gotteshauses geht auf diesen Umbau zurück. 1849 erfolgte die Weihe, und ein Jahr später ging die Mini-Kirche in Pfarrei-Eigentum über. Das 1944/45 durch Bomben und Artilleriebeschuss schwer beschädigte Gebäude wurde 1949 wieder hergerichtet, verlor aber bald seine Nutzung: Die stark angewachsene Feyener Gemeinde feierte ihre Gottesdienste fortan in einer Notkirche, später in der neuen Valerius-Kirche. Die ausgediente und zunehmend vom Zahn der Zeit ange-nagte German-Kapelle war nur noch einmal Schauplatz einer heiligen Messe: 1993 feierten dort Josef und Änni Bermes ihre diamantene Hochzeit. Den Eheleuten, die sich am 9. September 1933 an gleicher Stelle das Ja-Wort gegeben hatten, war die Erhaltung und Pflege des "Feyener Wahrzeichens" ein Herzensanliegen. Deshalb verzichteten sie zum Jubiläum auf Geschenke und baten um Spenden für die Kapelle. Die rund 3000 Euro, die zusammenkamen, liegen mangels eines Sanierungsprojekts bislang unangetastet auf einem Sparbuch. Immerhin hat die Stadt die German-Kapelle als bedeutendes Zeugnis der Kirchengeschichte im März 2000 unter Denkmalschutz gestellt. Nun will Johanna Blau-Bermes Bewegung in die Sache bringen und dem Wunsch ihrer inzwischen verstorbenen Eltern Rechnung tragen. Auf ihre Anregung hin hat Bruder Augustinus, Pfarrer von St. Matthias, für Mittwoch, 18. Oktober, 19.30 Uhr, zu einer öffentlichen Versammlung ins Pfarrheim St. Valerius eingeladen. Dabei sollen die Zukunft der Kapelle diskutiert und Sanierungs-Vorschläge gemacht werden. Die bislang letzten Sanierungs- und Sicherungsarbeiten wurden 1988/90 vorwiegend am Dach ausgeführt. Die damals bei einem Kapellenfest geprägten und verkauften Gedenkmünzen sind heute begehrte Sammler-Stücke. Wer die beiden Bilderrätsel-Gewinner sind, die jeweils 50 Euro erhalten, lesen Sie in der Wochenend-Ausgabe.

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