Ein Witz, der zum Drama wird
Erst Anfang des Semesters gegründet, führt die junge studentische Theatergruppe "Dazwischen" ihr erstes Stück auf. In der Regie von Andrea Schulze (23) zeigen die vier Akteurinnen Tucholskys "Ein Ehepaar erzählt einen Witz" an drei Abenden im Café Lübke. Letzte Aufführungen sind Mittwoch, 9. Juli, um 20 und 21 Uhr.
Trier. Pfeifen. Vogelgeräusche. Vier Personen schreiten mit gefalteten Händen über den runden Tresen im Café Lübke und unterbrechen die Lounge-Atmosphäre. Selbst ein Stoßgebet zum Himmel kann nicht verhindern, dass im Ehehimmel des Paares, das in Kurt Tucholskys 1931 in der Vossischen Zeitung unter seinem Pseudonym Peter Panter erschienenen Text beginnt, einen Witz zu erzählen, keine Geigen mehr hängen. Stattdessen führt das Unvermögen beider, die Geschichte korrekt wiederzugeben, zu einem handfesten Ehestreit und einer dramatischen Eskalation der Situation. "Aber das ist kein Konflikt, der so nicht zwangläufig nur zwischen Ehepartnern stattfinden muss", sagt Andrea Schulze.Die 23-jährige Psychologie-Studentin wollte "einen kreativen Prozess anstoßen", suchte nach einem Text und Schauspielern. Gefunden hat sie Tucholskys "Ein Ehepaar erzählt einen Witz" sowie die Akteurinnen Natalie Psuja (22), Cindy Bleser (22), Alla Holzmann (41) und Anna Güterich (23), mit denen sie die Theatergruppe "Dazwischen" ins Leben gerufen hat.Die szenische Umsetzung des "Dazwischen"-Ensembles sollte ebenso "skurril und witzig" sein wie die Textvorlage, aber auch das Dramatische dahinter in Dramaturgie und Choreografie aufgreifen und den Konflikt auf eine andere Ebene heben. "Es gibt keine festgesetzten Geschlechter- und Personenzuschreibungen", sagt Schulze. "Deshalb sind auch während der Proben Aspekte aufgetaucht, auf die wir ein spezielles Augenmerk legen mussten." Denn die Gesprächs-Beziehungen mussten neu definiert werden, ohne die Ursprungs-Beziehungen untereinander ganz aufzuheben, damit der Sinnzusammenhang nicht völlig verloren geht.