Ein bisschen Liebe gefällig?

Soll da wer befreit werden? Aber nein, "Free Hugs" bedeutet einfach: "Gratis Umarmungen". Nach der Jahrtausendwende von Jason Hunter in Miami erfunden und durch den Australier Juan Mann weltweit verbreitet, möchten Trierer Schüler damit nun auch die zurückhaltenden Moselländer aus der Reserve locken.

Trier. Im Palastgarten wurden die Schilder gepinselt, bei der Basilika erste verdutzte Blicke geerntet. "Oh, eine Demonstration", stellt ein Vater mit Kind in der Palaststraße fest. Doch der Schein trügt: Das Dutzend Oberschüler vom Max-Planck- und Auguste-Viktoria-Gymnasium möchte mit "Free Hugs" einfach etwas mehr Wärme in die Gesellschaft bringen.

"Eine Umarmung ist doch etwas Schönes", sind sich Alexandra, Carolin, Clarissa, Dominique, Elena, Helena, Jasmin, Jean Philipp, Lisa Marie, Martin, Mira und Tom einig. Die Kampagne hat in den vergangenen Jahren - nicht zuletzt durch Videos auf "youtube.com" - weltweit viele Anhänger gefunden, nachdem der einsame Australier Juan Mann in Sydney am Flughafen eine ältere Dame umarmt hatte, deren Hund gestorben war.

Tourist Gerhard aus Karlsruhe ist der erste, der auf dem Hauptmarkt beherzt die Gruppe der vier Schülerinnen umarmt, nachdem andere Kleingruppen zum Kornmarkt und zur Porta aufgebrochen sind. "Ich find' das lustig", kommentiert er. Auch Michael Kiefer, der einige der Schüler kennt, lässt sich nicht lumpen und "drückt" sich vom Korn- zum Hauptmarkt.

Fremde liegen sich in den Armen



"Ich hab' das 2002 in Sydney kennengelernt", berichtet er und sagt: "Das ist doch lustig." Viele andere Passanten rätseln um die Bedeutung von ,Free Hugs', obwohl die Schilder dies erläutern. "Ich lass' mich doch nicht von jedem knuddeln", sagt eine junge Frau zu ihrer Freundin. Doch, wer hätte es gedacht? Viele Trierer und Trier-Besucher trauen sich. "Sie wollen die Leute doch nur erfreuen", stellt eine ältere Dame fest und lässt sich umarmen.

"Es hat viel besser geklappt, als wir erwartet haben", resümiert die Gruppe "Free Hugs in Trier" nach rund drei Stunden Umarmungen.

Über Schulhof-, Internet- und Sportkontakte ist sie zustande gekommen. "Zum Schluss kamen die Leute einfach auf uns zu, wir mussten nicht viel erklären. Vielen hat es so gut gefallen, dass sie nochmal vorbeigekommen sind", berichtet die Zehntklässlerin Jasmin, die sich vor Monaten spontan von einem "Hugger" nahe der Porta umarmen ließ. "Wir sind total fertig und müde, aber auch echt glücklich. Manche Leute kamen so miesepetrig daher und gingen dann ganz froh." Die Aktion wollen die jungen "Hugger" gern wiederholen, zumal sie auch Gleichgesinnte gefunden haben: "Wir haben eine Dame vom 'Trierer Lachclub' kennengelernt, sie möchte für nächstes Mal Leute mobilisieren - super!"

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