Ein großer Schatz

TRIER. Viele Bekannte von August Hertmanni, aber auch Hobby-Historiker und Sammler waren der Einladung ins Stadtarchiv gefolgt. Dort wurden Auszüge aus dem Nachlass des engagierten Trierers gezeigt, der Zeit seines Lebens mit System sammelte und dokumentierte.

 Einst Urlaubsgruß, heute Zeugen der Zeitgeschichte: Die Sammlung August Hertmannis umfasst rund 30 000 Ansichtskarten aus mehr als einem Jahrhundert.Foto: Cordula Fischer

Einst Urlaubsgruß, heute Zeugen der Zeitgeschichte: Die Sammlung August Hertmannis umfasst rund 30 000 Ansichtskarten aus mehr als einem Jahrhundert.Foto: Cordula Fischer

Etwa 30 000 Ansichtskarten und rund 700 Akten gehören zu dem Schatz, der im Stadtarchiv verwahrt und zukünftig allen Interessierten zur Recherche dienen wird. "Allein über die Postkarten-Sammlung könnte man ganze Doktorarbeiten schreiben", zeigte sich Hans-Joachim Kann begeistert. Der Eurener, selbst auf geschichtlicher Spurensuche und passionierter Sammler, kannte den im vergangenen November 75-jährig verstorbenen August Hertmanni persönlich. Für die Folianten, die die 30 000 Karten beinhalten, hatte Hertmanni massive Schränke speziell anfertigen lassen. "Sein Haus war vom Keller bis zum Dachboden vollgestopft, wir verwahren im Stadtarchiv 50 Regalmeter an Dokumenten, das sind über 700 Akten", erklärte Diplom-Archivar Bernhard Simon. Besonders die Ansichtskarten mit Motiven anlässlich der Heilig-Rock-Wallfahrten seit 1891, aber auch lithografische, zum Teil kolorierte Künstlerpostkarten von den Sehenswürdigkeiten Triers, des ehemaligen Regierungsbezirks und von Orten entlang des Mosellaufes von der Quelle bis zur Mündung sind ein Stück Zeitgeschichte, das die Herzen von Hobby-Historikern höher schlagen lässt. Dazu gehören ebenso Darstellungen der Trierer Weinköniginnen und Karten, die auch heute noch am Kiosk erhältlich sind. "Diese Sammlung ist ein großer Schatz", betonte Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink. Dabei übersteigt der ideelle Wert bei weitem den geschätzten Verkaufswert, der allein bei der Kartensammlung bei an die 300 000 Euro liegt. Der Schwerpunkt des dokumentarischen Teiles der Sammlung beschäftigt sich vorrangig mit der beruflichen und politischen Tätigkeit Hertmannis. Nach seiner Lehre beim Bahn-Ausbesserungswerk war er engagierter Gewerkschaftler, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt in Trier und 32 Jahre lang SPD-Stadtratsmitglied. Er arbeitete an den Ortschroniken von Pallien und Sirzenich. 1984 wurde er mit dem Ehrenring der Stadt ausgezeichnet. Derzeit werden die rund 700 Akten im Stadtarchiv an der Weberbach gesichtet, geordnet und katalogisiert, denn vor seinem Tod konnte Hertmanni kein vollständiges Verzeichnis mehr anlegen. Der Bestand allerdings ist zugänglich, die Benutzung folgt den Bestimmungen des rheinland-pfälzischen Archiv-Gesetzes. Auf Wunsch können Interessierte mit Bernhard Simon (Telefon 0651/718-4421) die Regale durchstöbern und Karten wie Dokumente im Lesesaal einsehen. Simon: "Das Stadtarchiv ist das Gedächtnis der Stadt. Hertmannis Sammlung ist ein Glücksfall für uns und bereichert unsere Bestände."

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