Ein klassisches Trauerspiel

TRIER. Pünktlich zum Beginn der 7. Antikenfestspiele fragen sich einige Mitglieder, was aus dem Förderverein für das Theaterfestival geworden ist. Trotz laufender Mitgliedsbeiträge sind seit Jahren keinerlei Aktivitäten zu verzeichnen. Nicht einmal die vorgeschriebenen Mitgliederversammlungen finden statt.

Als im November 1996 im Hotel "Deutscher Hof" die Geburtsstunde des "Fördervereins Antikenfestspiele" schlug, strotzten die elf privaten Gründer nebst Vertretern von Kammern, Verbänden und Unternehmen vor Optimismus. Städtische Würdenträger applaudierten, Intendant Lukas-Kindermann zeigte sich begeistert. 1997 wurde der Verein Gesellschafter in der neu gegründeten Festspiel-GmbH, später war er sogar zeitweiliger Eigentümer der Tribüne. Die Mitgliederzahlen kletterten auf über 200, der Verein akquirierte Geld und ehrenamtliche Mitarbeiter, organisierte Benefizkonzerte und Versteigerungen.Doch mit der Auflösung der Festspiel-GmbH nach der Saison 2001 erlahmte die ohnehin schon unter Ermüdungserscheinungen leidende Arbeit des Vereins. Seither dämmert er vor sich hin, kassiert aber weiter Beiträge bei den immer noch vorhandenen 150 Mitgliedern.Einigen ist das zu dumm geworden - wie dem Ehepaar Hans und Marianne Theisen. Seit 1999 entrichten sie brav ihren Obolus, zu einer Mitgliederversammlung wurden sie noch nie eingeladen. Der Grund ist einfach: Es hat noch keine gegeben.Er habe die Arbeit "immer alleine gemacht", sagt der Wirtschaftsprüfer Manfred Helbach, der dem Verein seit Gründung vorsteht. Dann sei das "alles etwas viel geworden", und so sei er nicht dazu gekommen, die vorgeschriebenen jährliche Mitgliederversammlung einzuberufen. Zudem habe er keine Zeit mehr für die Tätigkeit, "und ein Nachfolger ist nicht in Sicht". Ohne Kandidaten habe aber "eine Mitgliederversammlung doch keinen Sinn gehabt". Dass er damit gegen die Satzung seines eigenen Vereins verstößt, räumt er ein. Dafür habe er sich bei dem Ehepaar Theisen auch entschuldigt. Es seien im übrigen "die einzigen, die sich bisher beschwert haben". Bei Helbach-Vize Rainer Zahnhausen klingt das etwas anders. Er hätte "liebend gern eine Mitgliederversammlung gemacht", aber "ohne Vorsitzenden geht das nicht". Auch seine mehrfachen Aufforderungen hätten nichts genutzt.Zahnhausen hält einen Förderverein für die Antikenfestspiele "weiterhin für sehr sinnvoll". Da ist er sich mit dem Trierer Kulturdezernenten Ulrich Holkenbrink einig, der rückblickend die Verdienste des Vereins würdigt. Die Frage, ob man weitermacht oder etwa bei den Freunden des Theaters eintritt, das seit 2002 die Festspiele organisiert, müssten "die Mitglieder letztlich selbst entscheiden", sagt der Dezernent.Mitglieder fragen nach der Kasse

Dafür aber brauchen sie eine Mitgliederversammlung. Und auch, um die Frage von Marianne Theisen zu beantworten, "was denn mit den Einnahmen aus Beiträgen, Spenden und Sponsoring passiert ist". Die Festspiel-Förderin ist sauer, dass sie trotz mehrerer Anfragen seit Februar noch keine schriftliche Nachricht erhalten hat. Manfred Helbach verweist auf ein Telefongespräch, das nach mehreren Anschreiben zustande kam. Er hat die eingehenden Gelder nach eigener Aussage "in den letzten Jahren jeweils an das Theater überwiesen", das sie für die Festspiele verwenden sollte. Aber "so sehr viel" sei das "nicht mehr gewesen". Ein weiteres Problem: Der Verein habe keine Kassenprüfer, die seien nie benannt worden.Eine Mitgliederversammlung will der Vorsitzende nun doch mal einberufen, "ich denke, im September". Dann könne der neue Intendant sein Konzept vorstellen. Und vielleicht, hofft Helbach, gibt es ja auch einen Kandidaten für den Vorsitz.

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