"Ein lebendiger Ort"

TRIER. (red) Ein Vierteljahrhundert Gemeindearbeit im Dietrich-Bonhoeffer-Haus feierte die Evangelische Kirchengemeinde. Vor über 100 Gästen erinnerte Pfarrer i.R. Ulrich Hahn an die Entstehung des Gebäudes.

Als frisch gewählter Pfarrer wurde er vor 32 Jahren in den so genannten "Nordallee-Ausschuss" berufen. Dieser traf sich am 9. Februar 1972 im Pfarrhaus Theobaldstraße und diskutierte. Ein legendäres Treffen: Denn bereits hier wurde die Grundidee für das Dietrich-Bonhoeffer-Haus formuliert: "Wir wollen ein Gemeindezentrum mit Altenwohnungen." Bis jedoch die Finanzierung des Mammutprojektes gesichert war, vergingen ein paar Jahre. Im Dezember 1972 wurde der Vorgängerbau abgerissen, ein Jahr später der Neubau begonnen. Anfang 1979 wurde das Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Dienst genommen. Mit den Familien Pries und Woletz wohnen noch heute zwei Familien im Haus, die bereits in der ersten Stunde eingezogen waren. Sie wurden in der Feierstunde vom Vorsitzenden des Presbyteriums, Pfarrer Dann, ebenso begrüßt wie einige Mitglieder des Presbyteriums, die damals die Verantwortung für den Neubau übernommen hatten. In einem lebendigen Vortrag beschrieb Barbara Schuster, dass am Ort des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses schon seit bald 100 Jahren Evangelische Gemeindegeschichte geschrieben werde. Die Presbyterin erzählte: "Für mich war es überraschend zu erfahren, wie damals Gemeindeveranstaltungen organisiert wurden."Erinnerung an den Widerstands-Kämpfer

1914 wurde nämlich nicht die Kirchengemeinde selbst, sondern ein Verein tätig: Der "Evangelische Bürgerverein" mietete das Vorgängergebäude, kaufte es später sogar, um es für die Vereins- und Gemeindearbeit zur Verfügung zu stellen. Durch Gastronomie und Pensionsbetrieb - das so genannte Christliche Hospiz - wurde das erste Gemeindehaus finanziert. Mit der Namensgebung des neuen Gemeindehauses erinnert die Gemeinde an einen der wichtigsten Evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Dietrich Bonhoeffer gehörte zu den wenigen, die offen den Antisemitismus der Nationalsozialisten kritisierten. Die logische Konsequenz: seine Mitarbeit im Widerstand. Manchmal reiche es nicht aus, "nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden", notwendig sei, "dem Rad selbst in die Speichen zu fallen", formulierte der Evangelische Theologe bereits am 1. April 1933 in einem Rundfunkvortrag. 1943 wurde er verhaftet, wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten ermordet. "Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist": Diese Grundüberzeugung Dietrich Bonhoeffers wurde ausschlaggebend für die Namensgebung des neuen Gemeindezentrums, erklärte Pfarrer Ulrich Dann. Dies werde auch heute noch in der Vielfalt der Gruppen sichtbar, die im Dietrich-Bonhoeffer-Haus leben und arbeiten: Mehr als 40 verschiedene Gruppen sind das. Den Jugendlichen steht für ihre Aktivitäten eine Etage zur Verfügung. Das Erdgeschoss wird von den Erwachsenen genutzt. Sie treffen sich zum Beispiel in der Frauenhilfe, im Lachclub oder im Gospelchor. Auch kooperierende Organisationen wie der Hospizverein oder attac finden im "DBH" Heimat. Für zahlreiche Tagungen und Konferenzen ist das Haus bestens gerüstet. "Ich wünsche der Gemeinde, dass das Dietrich-Bonhoeffer-Haus weiterhin ein lebendiger Ort bleibt", zog Pfarrer Hahn das Fazit.

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