Ein leerer Stuhl weniger

Neun Sitze haben Bündnis90/Die Grünen im Trier er Stadtrat - doch der Platz von Clement Atzberger blieb bei den Ratssitzungen beinahe immer unbesetzt. Jetzt hat der in Südfrankreich lebende Verkehrssprecher sein Mandat niedergelegt. Die Partei-Linke Corinna Rüffer, Expertin für Soziales, rückt nach.

Trier. Mit verbalen Angriffen gegen die Auto-Lobbyisten aus Reihen von CDU und UBM und in der Debatte um die Abfallentsorgung in der Region sorgte Clement Atzberger im Stadtrat für heiße Diskussionen - wenn er denn da war. "Mir geht das hier ein bisschen zu harmonisch zu", mischte er den Rat beim Thema Müllverbrennung zuletzt im Sommer 2006 auf und enthielt sich als einziges Ratsmitglied - auch gegen die Ja-Stimmen aus der eigenen Fraktion - beim Beschluss zur Mülltrocknungsanlage in Mertesdorf. Bei 12 von 14 Sitzungen gefehlt

Doch in den vermeintlichen Genuss seiner rhetorischen Attacken kamen die übrigen Ratsfraktionen nur selten: "In diesem Jahr fehlte Atzberger entschuldigt bei sechs von neun Ratssitzungen und im vergangenen Jahr bei 12 von insgesamt 14 Sitzungen", bestätigt der städtische Pressesprecher Ralf Frühauf gegenüber dem TV einen Bericht des Internet-Magazins "16vor". Seit seiner Wahl in den Stadtrat im Juni 2004 fehlte Atzberger insgesamt bei 34 von 46 Ratssitzungen. Beruflich verschlug es den promovierten Geografen damals nach Südfrankreich. Aus dem ursprünglich zeitlich begrenzten Auslandsaufenthalt ist auch aus privaten Gründen ein Dauerzustand geworden. Am 10. September teilte Atzberger Oberbürgermeister Klaus Jensen schließlich mit, dass er sein Stadtratsmandat niederlegen möchte."Clement war regelmäßig in Trier und hat sich an der thematischen Arbeit in Partei und Fraktion rege beteiligt - aber ausgerechnet zu den Stadtratsterminen war er eben nicht hier", erklärt Fraktionssprecher Gerd Dahm. Keinesfalls habe man Atzberger die Niederlegung seines Mandats nahegelegt. "Das war seine ganz persönliche Entscheidung", betont Dahm und: "Wir hätten es gern gesehen, wenn er öfter da gewesen wäre und sein Mandat behalten hätte."Atzbergers Platz im Stadtrat übernimmt - laut Nachrückliste aus der Kommunalwahl - Corinna Rüffer. "Ich nehme das Mandat gerne an", sagt die 31-jährige Politik-Studentin. Bis 2006 war Rüffer Vorstandssprecherin des Grünen-Kreisverbands. Zur Wiederwahl stellte sie sich nicht. "Jetzt habe ich wieder mehr Zeit", betont die junge Frau, die Sprecherin der landesweiten Grünen-Arbeitsgruppen für Soziales und Asyl ist. Diesen Schwerpunkt will sie auch im Stadtrat beibehalten. Atzbergers Platz im Bau- und Verkehrsausschuss übernimmt daher Fraktionskollegin Siegrun Priemer. Meinung Überfällige Entscheidung Die Freude war groß bei den Grünen, als sie bei der Kommunalwahl 2004 zur drittgrößten Fraktion im Stadtrat avancierten. Einen Kopf mehr als die UBM - das schmerzte die Freien Wähler. De facto wurden die Grünen in den Stadtratssitzungen allerdings fast nie von neun Fraktionsmitgliedern vertreten. Egal welche Gründe dazu führten, dass Clement Atzberger nicht so schnell aus Toulouse zur Erfüllung seines Bürgerauftrags nach Trier zurückgekehrt ist: Seine Entscheidung, das Mandat niederzulegen, war überfällig. Nicht zuletzt wegen der monatlichen Aufwandsentschädigung, die jedes Stadtratsmitglied erhält: Für 27 Monate im Rat erhielt Atzberger rund 5800 Euro - ob sein Platz besetzt war oder nicht. c.wolff@volksfreund.de

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