Ein neues Haus für die Musik

Die neue Trierer Karl-Berg-Musikschule ist gestern eröffnet worden. In der ehemaligen Paulin-Grundschule hat die städtische Bildungseinrichtung ein neues Zuhause gefunden. Zwei Bauabschnitte folgen noch, aber bereits heute - mit Ende der Herbstferien - startet der Musikschul-Betrieb in dem 1897 erbauten Gebäude im Trierer Norden.

 Sorgen für den guten Ton: Milan Walbaum, Vincent Pinn, Maximilian Bauer, Virginia Boie und Lukas Baacke sind fünf Trierer Musikschüler, die ab heute ihr neues Domizil in der Paulinstraße beziehen werden. TV-Foto: Cordula Fischer

Sorgen für den guten Ton: Milan Walbaum, Vincent Pinn, Maximilian Bauer, Virginia Boie und Lukas Baacke sind fünf Trierer Musikschüler, die ab heute ihr neues Domizil in der Paulinstraße beziehen werden. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. 14 Zimmer plus Kammermusiksaal, Büro, Aufenthaltsraum und Toiletten auf zwei Etagen sind bezugsfertig. Wo bis 2006 Grundschüler büffelten, warten nun Instrumente in den renovierten Räumen darauf, dass sie zum Klingen gebracht werden. Die ersten Schüler vom Blechbläser-Ensemble haben während der Einsegnungs-Zeremonie darauf schon einmal bei geöffneten Fenstern einen Vorgeschmack geboten. "Toll", schwärmt Lukas Baacke (Posaune), "die Akustik ist hier viel besser." Dafür wurde im ersten Bauabschnitt einiges getan: neue Trennwände, neuer Estrich, Vorsatzschalen wurden eingebaut, Deckensegel und Wandelemente sorgen außerdem für den guten Klang.

"Das ist ein schönes Musik-Haus", sagt Trompeter Milan Walbaum. "Alles ist neu und schön. Man muss sich aber erstmal in den neuen Räumen zurechtfinden." Dass er und die anderen Musikschüler die Gelegenheit haben, dafür sorgte der Stadtratsbeschluss im Sommer 2006. Baubeginn war am 13., Spatenstich am 27. November. Insgesamt betragen die Baukosten 1 425 717 Euro, mit 678 000 Euro fördert das Land Rheinland-Pfalz das Vorhaben durch dessen Aufnahme in den Investitionsstock 2008.

Der Ausbau des alten Gebäudes in der Paulinstraße erfolgt in drei Bauabschnitten; der erste ist mit Ende der Herbstferien beendet. Der zweite wird 2010, der dritte 2011 abgeschlossen sein - diese beinhalten den Ausbau von Dachgeschoss und Keller sowie den Einbau eines Fahrstuhls, der einen behindertengerechten Zugang zu allen Räumen (22 Zimmer, Mehrzweckraum und Eltern-Kind-Meetingraum) ermöglicht. So wird auch dem musikpädagogischen Konzept der Karl-Berg-Musikschule räumlich Rechnung getragen. Denn "wir wollen uns vor allem in zwei Richtungen weiterentwickeln", sagt Rudolf Hahn, Leiter des Bildungs- und Medienzentrums der Stadt. Das ist zum einen der Bereich Erwachsenenmusik, zum anderen "die Arbeit mit Behinderten".

Sozial engagiert ist die Einrichtung schon lange in den Stadtteilen. "Aber wir haben nun den Freiraum, das zu machen, was uns schon lange im Kopf herumschwirrt", sagt Musikschul-Leiterin Pia Langer. Das ist das Angebot von Ganztagsschularbeit, Arbeit an der Basis, Workshops, Seminaren, Wochenendkursen und Musikschullehrer-Fortbildungen. Vom Kleinkind bis zum Senior finden Menschen in der Karl-Berg-Musikschule "eine Heimat. Es ist wichtig, dass unser Stammunterricht jetzt ein richtiges Zuhause hat", sagt Langer. Hahn sieht aber auch die Chance, einen Ort der Begegnung zu schaffen und die Zusammenarbeit mit den Eltern zu intensivieren. Auch die Familie des Gründers und Namensgebers der Musikschule, Karl Berg, ist zur Eröffnungsfeier aus München, Berlin und Weimar angereist. Er gründete 1966 die städtische Musikschule mit viel Engagement und privatem Einsatz, leitete sie bis 1990 ehrenamtlich. Durchsetzungsfähig sei er gewesen, habe gewusst zu organisieren, sagt seine Tochter Agnes Kraemer. Und "er wollte nichts Kindgerechtes, sondern er hat die Kinder immer ernstgenommen. Er hat immer kompromisslos Musik gemacht."

Ohne Computer, ohne viel finanzielle Unterstützung haben sie die Anfänge gestemmt, sagt seine Witwe Cäcilia Berg. Und für sie schließt sich mit der Eröffnung der nach ihrem Mann benannten Musikschule in der ehemaligen Paulin-Grundschule ein Kreis: "Es ist berührend, dass wir in dem Gebäude sind, in dem er seinen ersten Schuldienst als Schulhelfer angenommen hatte." Ein Bild ihres Mannes brachte sie als Geschenk mit, das künftig im Haus an den Musikschul-Gründer erinnern soll. mehi/to

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