Ein paar Tage raketenfrei

Zum zweiten Mal waren in diesem Jahr Jugendliche aus der israelischen Stadt Sderot zu Gast in Trier. Für die Jugendlichen bedeutet der Aufenthalt auch eine Pause von den Raketenangriffen, denen sie in ihrer Heimat fast täglich ausgesetzt sind.

Trier. Zum zweiten Mal hat eine israelische Delegation am diesjährigen Jugendsportcamp in der Arena teilgenommen. Dort konnten zehn Mädchen und Jungen mit Altersgenossen aus ganz Europa zusammentreffen. Nachdem das Sportcamp beendet war, blieben die Israelis noch einige Tage bei Gastfamilien, besuchten unter anderem das ehemalige Konzentrationslager in Hinzert. Dabei war der von der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft organisierte Aufenthalt für die jungen Leute auch eine Verschnaufpause: In ihrer Heimatstadt sind sie einer ständigen latenten Gefahr durch Terrorangriffe ausgesetzt.Nur Sekunden bleiben, um Deckung zu suchen

Sderot liegt nahe des Gazastreifens und wird seit Jahren von dort mit primitiven "Kassam"-Raketen beschossen, die palästinensische Terroristen quasi in Heimarbeit herstellen. Wenn das in Sderot installierte Radarsystem einen der fast täglich stattfindenden Angriffe registriert und Alarm schlägt, bleiben nur Sekunden, um Deckung zu suchen. Obgleich die Raketen nur eine relativ geringe Durchschlagkraft haben, hat es in den letzten Jahren einige Tote und viele Verletzte in Sderot gegeben. Auch das Sapir College, eine Partnerhochschule der FH-Trier, wurde mehrfach beschossen. In solcher Dauerbedrohung aufzuwachsen, hinterlässt natürlich Spuren. So ist es kaum verwunderlich, dass einige der jungen Leute zugeben, sich anders zu fühlen als ihre europäischen Altersgenossen: "Wir fühlen uns manchmal ein wenig reifer. Das liegt wohl an den Dingen, mit denen wir uns befassen müssen", sagt ein Mädchen. Ein Junge stimmt ihr zu: "In zwei Jahren sind wir alle in der Armee", zeigt er im Kreis herum. "Auf so ein Leben muss sich kaum ein europäischer Jugendlicher vorbereiten." Ein paar Tage unbedroht von den Raketen verleben zu können, ist für die Teenager eine großartige Sache. Dennoch scheinen sie nicht einfach von der Flucht aus Sderot zu träumen: Die gemeinsam gemachten Erfahrungen einen die Jugendlichen: "Wir sind eine starke Gemeinschaft", sagt einer und viele aus der Gruppe nicken zustimmend.Starke emotionale Wirkung

Neben einem Empfang in Luxemburg sowie, natürlich, der Konstantinausstellung stand auch eine Fahrt nach Hinzert auf dem Programm der Reisegruppe. Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers wurde eine Gedenkzeremonie für die Opfer des Holocaust abgehalten, die das jüdische Kaddischgebet ("Totengebet") beinhaltete. Die starke emotionale Wirkung auf die Schüler überraschte selbst den begleitenden Lehrer Avihai bereits im vergangenen Jahr: "Viele schienen erst jetzt ganz zu begreifen, was eigentlich geschehen ist. Warum es wichtig ist, dass Israel stark und wehrhaft ist: Denn wenn wir einschlafen, wachen wir vielleicht nicht mehr auf."

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