Ein skurriler Trierer Bürger

TRIER. Vor wenigen Tagen jährte sich zum 125. Mal der Todestag von Fischers Maathes. Kaufmann, Karnevalist, Trierer Original, politischer Bürgerschreck: Matthias Josef Fischer war ein unkonventioneller Zeitgenosse.

Selbst sein Tod am Fastnachtsdienstag 1879 bewies seinen Hang zu skurrilen Arrangements: Er hängte an der Tür seines Kolonialwarenladens in der Hosenstraße ein Schild mit der Aufschrift "Wegen Sterbefalls geschlossen", zündete zwei Kerzen an - und erhängte sich über seiner Ladentür. Warum, wusste niemand. Matthias Josef Fischer war gerade mal 56 Jahre alt. Witze vom Fischers Maathes kennt noch heute jeder Trierer. Aber die historische Figur ist aus dem Bewusstsein weitgehend verschwunden. Als die Liste für den Wettbewerb der "Größten Trierer" zusammengestellt wurde, fand der legendäre Schelm ebenso wie sein Bruder im Geiste, Andreas Tont, unter all den Kaisern und Philosophen keine Berücksichtigung. Rechtzeitig zum 125. Todestag hat sich Helmut Haag auf die Fahnen geschrieben, das Andenken an Fischers Maathes wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Aus verschiedenen Quellen hat er ein Faltblatt mit "Erläuterungen zu einem skurrilen Trierer Bürger" zusammengestellt. Haag ist für diese Aufgabe prädestiniert, verkörpert er doch, dem Original optisch zum Verwechseln ähnlich, seit Jahren in den Sitzungen der Karnevalsgesellschaft "Heuschreck" den Spötter und Kritiker mit Kapp' und Pfeife. Ganz im Sinne des echten Maathes, der etwa ab 1850 als Lästerer in der Heuschreck-Bütt auftrat und 1863 den Satire-Orden "Pour le Meerretich" erhielt. Aber der Kaufmann, der mit wechselndem Erfolg mal Spezereien, mal Tabak, mal Kolonialwaren verkaufte, war trotz seiner Devise "Besser dutgelaacht als wie freckt geärgert" mehr als eine Witze-Erzähler. Er konnte, wie Haag schreibt, auch schon mal "saugrob werden", entwickelte anarchistische Züge und engagierte sich im Umfeld des jungen Karl Marx für Demokratie und freie Wahlen. Viele Witze und Anekdoten, die ihm heute zugeschrieben werden, stammen nicht von ihm. Aber ein paar "Klassiker" hat Helmut Haag in seinem Faltblatt (Infos telefonisch unter 0651/9930240; oder www.haag-bull.de im Internet) zusammengestellt. Zwei Kostproben für die TV -Leser: Maathes kauft Eier beim Eiermann. "Watt kosten dann die Eijer lao?", fragt er. Verkäufer: "Fünf Fännisch, on die Gedätschten kosten zwai Fännisch". Darauf Maathes: "Dann dätsch mer maol zwai Dotzend!" "Sao, Maathes, watt mich's dau dann, wenn et Krieg gött?" - "Dao giehn eich nao Olewig, dao hann eich noch en' Tant".

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