Ein würdiges Haus

TRIER. Auf die Konstantin-Ausstellung im nächsten Jahr sollte eine Tagung der Katholischen Akademie, der Theologischen Fakultät und des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums die Teilnehmer einstimmen. In einer öffentlichen Veranstaltung berichtete Generalvikar Georg Holkenbrink über Gründe für die Beteiligung des Bistums an der Ausstellung.

Dem Christentum hat Kaiser Konstantin vom Geheimbund zur anerkannten Staatsreligion verholfen. Unter seiner Herrschaft wurde ebenfalls Architektur- und Kirchenbaugeschichte geschrieben. Die konstantinische Wende und das Toleranzedikt von Mailand (313) hatten durch die Sicherung der Einheit des römischen Imperiums nicht nur politische Auswirkungen. Finanzielle Beteiligung trotz Sparzwang

Es wurden mit der Integration der christlichen Minderheit in den Staat auch neue religionsgeschichtliche und durch die beginnende Bautätigkeit monumentaler christlicher Versammlungsstätten neue kunst- und kulturhistorische Kapitel aufgeschlagen. Der neuen Situation im römischen Kaiserreich sollte auch baulich Ausdruck verliehen werden. Grund genug, dass sich 1700 Jahre nach der Ernennung Konstantins zum römischen Kaiser das Bistum Trier als ältestes Bistum ideell und finanziell an der international bedeutsamen Ausstellung über Konstantin den Großen beteiligt. Dies sei trotz der Sparzwänge selbstverständlich, für Kritiker wenigstens diskussionswürdig. "Das Bistum ist sich seiner Vergangenheit bewusst", sagte Generalvikar Georg Holkenbrink. Es sei nicht nur ein Blick rückwärts. Die Geschichte sei das Fundament, auf dem die Gegenwart ruhe und das in die Zukunft weise. Die zweitägige Tagung mit dem öffentlichen Vortragsabend sollte deshalb - bevor Konstantin kommt - das interessierte Publikum in das Thema einführen und die größeren Zusammenhänge verdeutlichen, in die das Leben und Wirken Konstantins eingebettet ist.Trier Keimzelle des organisierten Christentums

In Trier ist die Keimzelle des organisierten Christentums an der Stelle der heutigen Dom-Information zu lokalisieren. Von einem dort entdeckten kleinen Apsidensaal aus entstand auf einem frisch planierten, gigantischen Baugelände, das sich über zwei Häuserinseln (insulae) erstreckte, in mehreren Bauphasen die aus vier dreischiffigen basilikalen Hallen bestehende Kirchenanlage von imperialer Größe. Das inmitten dieser Gebäude vermutete Baptisterium wurde bislang nicht entdeckt, müsste aber - so vorhanden - im Boden unter dem Palais Kesselstadt ruhen, so Winfried Weber, Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums. Er beleuchtete in seinem Vortrag die Trierer Kirchenanlage und das konstantinische Kirchenbauprogramm. Die Bauentwicklung des frühesten Trierer Gotteshauses und das dahinter stehende Kirchenbauprogramm Konstantins erläuterte Weber anhand von Geschichtsschreibung, Grabungsfunden, historischen Quellen und Vergleichen zu anderen frühchristlichen Versammlungsstätten. Außerdem präsentierte er ein neues, aus gegebenem Anlass entstandenes Video, das ein fiktives Gespräch zwischen dem Trierer Bischof Agritius und einem Architekten darstellt. Das Thema: Die Suche nach der geeigneten Form für ein dem Christengott würdiges Haus.

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