Eine Ägypterin in Trier

TRIER. Das Rheinische Landesmuseum hat seine neueste Publikation vorgestellt. In dem Buch "Eine Ägypterin in Trier" enthüllen die Autoren, Martina Minas-Nerpel von der Universität Trier und Günther Sigmund vom Mutterhaus der Borromäerinnen, die Geheimnisse um Mumie und Sarg einer jungen Ägypterin.

 "Eine Ägypterin in Trier" - so heißt das Buch der Autoren Martina Minas-Nerpel, Ägyptologin an der Universität Trier, und Günther Sigmund, Chefarzt am Mutterhaus der Borromäerinnen Trier. Jürgen Merten (rechts), Bibliothekar des Rheinischen Landesmuseum Trier steuerte einen Exkurs bei. Das Rheinische Landesmuseum stellt die ägyptische Mumie und den Sarg ( im Hintergrund) aus.Foto: Kerstin Smirr

"Eine Ägypterin in Trier" - so heißt das Buch der Autoren Martina Minas-Nerpel, Ägyptologin an der Universität Trier, und Günther Sigmund, Chefarzt am Mutterhaus der Borromäerinnen Trier. Jürgen Merten (rechts), Bibliothekar des Rheinischen Landesmuseum Trier steuerte einen Exkurs bei. Das Rheinische Landesmuseum stellt die ägyptische Mumie und den Sarg ( im Hintergrund) aus.Foto: Kerstin Smirr

Die Trierer Mumie habe wegen ihrer Exotik schon immer das besondere Interesse der Besucher geweckt, sagt Margarethe König, stellvertretende Direktorin des Rheinischen Landesmuseums Trier. Nicht ohne Stolz präsentierte sie daher zusammen mit Adelheid Schumacher, Abteilungsleiterin im Mainzer Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur, und den Autoren das Buch "Eine Ägypterin in Trier".Lothar Schwinden, Geschäftsführer der Gesellschaft für nützliche Forschungen in Trier, hatte für dieses Projekt Martina Minas-Nerpel, Ägyptologin an der Universität Trier, und Günther Sigmund, Chefarzt der radiologischen Abteilung im Mutterhaus der Borromäerinnen, zusammen gebracht.Bibliothekar Jürgen Merten vom Rheinischen Landesmuseum steuerte außerdem einen Exkurs zur Überlieferungsgeschichte von Sarg und Mumie bei.Die Autoren empfanden dieses ungewohnte Miteinander der unterschiedlichen Wissenschaften als sehr positiv. "Es war schön, mal über den eigenen Tellerrand zu schauen", berichtet Martina Minas-Nerpel.Die gemeinsamen Nachforschungen ergaben, dass die junge Ägypterin zwischen 700 und 650 vor Christus gelebt haben muss und den klangvollen Namen Paï-es-tjau-em-aui-(a)n(u) trug. Dies kann mit "Ihr Atem ist in den Händen der Nu beziehungsweise der Schönen" übersetzt werden. Sie war die Tochter des Month-Priesters Hor-udja in Theben und gehörte der wohlhabenden Mittelschicht an. Als sie starb, war sie erst ungefähr 25 Jahre alt.Rätselhafte Todesursache

Die Todesursache gibt den Wissenschaftlern jedoch Rätsel auf, da ihr Körper in sehr gutem Zustand erhalten ist. Allerdings fehlen für eine eingehendere Untersuchung die inneren Organe, die nach ägyptischem Brauch dem Leichnam entnommen und als konservierte Pakete beigelegt werden. Außer dem Lungenpaket sind diese gemeinsam mit fast allen Amuletten der Mumie verschwunden. Vermutlich sind sie Grabräubern zum Opfer gefallen. Auch der Fundort der Mumie ist umstritten. Nach Angaben der Stifterin Tortillia, einer Triererin, die mit ihrer Familie in Alexandrien lebte, seien Sarg und Mumie 1860 bei Ausgrabungen in Sakkara gefunden worden.Die Wissenschaftler halten es aber für wahrscheinlicher, dass sie gegenüber der Stadt Theben im Totentempel der Göttin Hatschepsut auf der Westseite des Nils bestattet worden ist.Von dort nahm sie 1860 als Geschenk den weiten Weg nach Trier zur "Gesellschaft für nützliche Forschungen". Diese überließ sie dem Trierer Provinzialmuseum, dem heutigen Landesmuseum, zu Ausstellungszwecken.Kurz vor der Veröffentlichung des Buches kam den Autoren noch ein glücklicher Zufall zur Hilfe. Ein Schüler von Martina Minas-Nerpel entdeckte in Wien ein Fragment des Kastensargs, der den Trierer Innensarg ursprünglich umgeben hatte. "Das war unglaublich, wie wenn man etwas in der Lotterie gewinnt", erinnert sich Günther Sigmund, der mit der Trierer Mumie seine "erste eigene Mumie" untersuchen durfte.Auch für die Zukunft haben die Autoren den ägyptischen Grabgeheimnissen nicht abgeschworen. Martina Minas-Nerpel arbeitet bereits an ihrem nächsten Sarg-Projekt. Mit einem Schmunzeln verrät sie: "Ich fühle mich inzwischen ganz wohl bei Särgen."Das Buch "Eine Ägypterin in Trier" ist im Rheinischen Landesmuseum erhältlich.

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