Eine Ära geht zu Ende

TRIER. Sie unterrichteten tausende Schüler und zum Schluss sogar schon deren Kinder: Sechs Lehrer des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums, die mehrere Jahrzehnte der Schule ihre besondere Note gegeben haben, sind am vergangenen Freitag in den viel zitierten wohl verdienten Ruhestand verabschiedet worden.

Schon in den vergangenen Jahren verließen vereinzelt Lehrer das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG), die vor oder während des zweiten Weltkriegs geboren wurden und der Schule über Dekaden ihren Stempel aufdrückten. Ein wirklicher Generationswechsel findet jedoch erst jetzt statt. Mit Gudrun Reichstein, Horst Freischmidt, Wolfgang Jöricke, Herbert Thommes und den krankheitsbedingt vorzeitig aus dem Schuldienst ausscheidenden Dietmar Lutz und Rolf Müller gehen Lehrer in Rente, die das traditionsreiche Gymnasium durch ihre Persönlichkeiten, ihre Lehrmethoden und ihr Engagement geprägt haben. Gudrun Reichstein unterrichtete 25 Jahre Sport am FWG und dürfte ihren Schülern vor allem wegen ihrer Kletter-Projekte in Erinnerung bleiben. Eine verstärkte Hege der zahlreichen Haustiere steht jetzt auf ihrem Stundenplan. "Langeweile wird mit Sicherheit nicht aufkommen", sagt sie. Bei Horst Freischmidt gewiss auch nicht. Neben seinem Engagement als Ortsvorsteher von Kernscheid und Vorstandsmitglied des VfL Trier möchte der durchsetzungsfähige Altphilologe auch weiterhin Schülern oder Studenten zum Latinum und Graecum verhelfen. Der einst berüchtigte Abstauber der Lehrer-Fußballmannschaft unterrichtete nicht nur über 36 Jahre lang am FWG, sondern machte dort auch sein Abitur. Einer der letzten Krawattenträger geht

Im Tor der Lehrermannschaft stand lange Zeit Wolfgang Jöricke. Seine Schüler lernten den jovialen Englisch- und Sportlehrer aber besonders als Fan von Langstreckenläufen kennen. Der 64-Jährige hat über mehrere Jahrzehnte hinweg Austauschprogramme mit englischen und kanadischen Schulen organisiert und so nicht bloß dauerhafte Kontakte, sondern auch Freundschaften geknüpft. Britischer als sein Humor ist sein Äußeres. Mit Wolfgang Jöricke verlässt einer der letzten Anzug- und Krawattenträger die Schule. Für Ordnung im Unterricht und in den Stundenplänen sorgte der stellvertretende Direktor Herbert Thommes, der das FWG über zwei Jahre sogar alleine leitete. Kompetent, streng, aber nicht humorlos unterrichtete der ehemalige Mitschüler von Horst Freischmidt seit 1979 Mathematik und Physik. "Das, was Ihnen besonders am Herzen lag, haben Sie konsequent verfolgt", lobte ihn Oberstudiendirektor Harald Heim bei der Verabschiedung. "Es lässt sich gar nicht abschätzen, welche Konsequenzen Dein Weggang hat", sagte der Personalratsvorsitzende Michael Leuck, der jeden seiner ehemaligen Kollegen mit einer aufrichtigen, persönlichen Rede fernab jeder Lobhudelei bedachte. Besonders bewegend waren die Abschiedsworte über den schwer erkrankten Dietmar Lutz, der bei der Veranstaltung nicht dabei sein konnte. Der kollegiale, emsige Physiker, Mathematiker und Computerspezialist muss wie sein Kollege aus dem Fach Biologie und Erdkunde, Rolf Müller, in den Frühruhestand treten. Und noch ein weiteres, bekanntes Gesicht wird nach den Ferien am FWG fehlen: Leonie Eiden-Benedum übernimmt die Schulleitung am AVG (Bericht folgt).

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