Eine Arche für die Hoffnung

TRIER. Unter die Haut ging das effektvolle Spektakel des polnischen Ensembles "Teatr Osmego Dnia" zum Auftakt des Themenblocks "Wasser" auf der Landesgartenschau. Arka, die Arche war Titel des Stücks, das Bedrohung und Flüchtlingselend, aber auch Hoffnung auf eine neue Heimat in dramatische Bilder umsetzte.

Keiner der zahlreichen Zuschauer konnte sich der Wirkung des mit hohem technischen Aufwand inszenierten Schauspiels entziehen. Denn das Geschehen, das bei Einbruch der Dunkelheit auf einer Bühne seinen Ursprung nahm, setzte sich mitten im und rund um das Publikum fort. Eine Hochzeit, ausgelassen, derb und feuchtfröhlich, durch Musik und Kostüme mit deutlich osteuropäischem Charakter, ließ zu Anfang friedfertige und heitere Stimmung entstehen. Dann plötzlich ein explosiver Knall und martialische Gestalten auf einem Boot, das mitten durch das Publikum pflügte, wurden zum Sinnbild des Elends, das nun seinen Lauf nahm. War es Krieg, vielleicht ähnlich dem in Tschetschenien? War es Völkermord, Vertreibung? Brennende Fensterrahmen, dicht über den Köpfen der Zuschauer, machten deutlich, dass Menschen ihre Heimat verloren haben. Und nicht nur das, auch ihre kulturellen Wurzeln wurden in einer symbolischen Bücherverbrennung vernichtet. Gänsehaut überkam den Betrachter, trotz der Wärme des mitten im Publikum lodernden Feuers. Schließlich weckten diese Vorgänge Erinnerungen an Ereignisse eines dunklen Kapitels deutscher Geschichte. Erschrockene und irritierte Gesichter verfolgten den von den Darstellern zur Schau gestellten Schmerz, der in flehenden Schreien zum Himmel gipfelte. Durch die gänzlich aufgehobene räumliche Distanz zu den Schauspielern war die Bedrohung hautnah zu spüren. Verstärkt wurde dieses Gefühl, als ein großes metallenes Schiff mit hohem Tempo durch die Menge pflügte. Die Heimatlosen im Stück begrüßten es als Arche und jubelten zunächst über ihre Rettung. Von Runde zu Runde, die das Schiff zurücklegte, erklangen aber immer mehr Klagelaute und das Licht wurde schwächer. Unwillkürlich kamen Assoziationen zu gestrandeten oder zurückgewiesenen Flüchtlingsbooten auf. Eine neue Bedrohung, in Form einer zweiten Menschengruppe, mit roten Segeln in den Händen, kam auf das Schiff zu. Doch sie startete keinerlei Übergriffe, sondern befestigte, wohl als Sinnbild einer multikulturellen Verständigung, die Segel am Schiff, das danach, mit einem Hochzeitspaar an Bord, wieder hoffnungsvolle Fahrt aufnehmen konnte. Mit diesem Stück ist die fünfzehnköpfige Truppe "Teatr Osmego Dnia", seitdem sie als eine der 13 besten Theatergruppen der Welt zur Expo in Lissabon 1998 eingeladen wurde, weltweit auf Tournee und fasziniert Tausende von Besuchern. Auch die Trierer waren von der grandiosen Darbietung begeistert. "Manchmal fehlt mir ja die Fantasie, so eine Handlung richtig zu deuten," meinte ein Besucher, "aber die Bilder waren so toll, ich habe mir die Hände wund geklatscht." Ein anderer lobte: "Absolut spektakulär!"

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