Eine Bruchbude macht Karriere

TRIER. Eine Bruchbude kommt zu neuen Ehren: Die Stadt richtet im ehemaligen Wohnhaus Hindenburgstraße 3 ein Service-Center für Recht, Sicherheit und Ordnung ein. Vorgesehene Eröffnung: Ende des Jahres.

 Binnen sieben Monaten soll aus einer Ruine ein modernes Verwaltungsgebäude mit 1000 Metern Nutzfläche werden. Die Entrümpelung läuft auf vollen Touren; in wenigen Wochen beginnt der Abriss des Daches.Foto: Josef Tietzen

Binnen sieben Monaten soll aus einer Ruine ein modernes Verwaltungsgebäude mit 1000 Metern Nutzfläche werden. Die Entrümpelung läuft auf vollen Touren; in wenigen Wochen beginnt der Abriss des Daches.Foto: Josef Tietzen

"Aha, endlich wird der Laden abgerissen", denkt so mancher Passant angesichts der sich mit Schutt füllenden Container. Doch weit gefehlt. Die Stadt hat große Pläne mit dem seit Jahren leer stehenden Gebäude gegenüber der Einmündung der Augustiner- in die Hindenburgstraße. "Wir richten dort ein Service-Center für die Bereiche Recht, Sicherheit und Ordnung ein und fassen Abteilungen und Ämter zusammen, die bisher im ganzen Stadtgebiet verstreut sind", erklärt die zuständige Dezernentin Christiane Horsch.Kauf und Runderneuerung für 1,2 Millionen Euro

Eine erstaunliche Karriere für ein Haus, das zuletzt mehr als Schandfleck denn als Objekt mit Zukunft galt. Ende 1995 zogen die letzten Familien aus, später fanden ausländische Bauarbeiter von Großprojekten des Baulöwen Rudolf M. Lederer (Rule-Regiebau) hier vorübergehend eine Unterkunft. Doch seit einigen Jahren gammelt die verwaiste Bruchbude vor sich hin, der Abriss schien nur noch eine Frage der Zeit.Schien. Denn die Untersuchungen und Berechnungen, die Architekt Helmut Kraaz im Auftrag des Wirtschaftsdezernats anstellte, wendeten das Blatt. Ergebnis: "Die Bausubstanz ist völlig in Ordnung. Hier lässt sich mit relativ wenig Geld sehr viel Positives bewerkstelligen."Knapp 1,2 Millionen Euro für Kauf und Generalsanierung lässt sich die Stadt das Projekt kosten, das, so betont Christiane Horsch, "nicht zu Lasten anderer Vorhaben geht. Denn wir schaffen Eigentum, sparen künftig viel Geld für Mieten und haben berechtigte Hoffnung auf einen Zuschuss aus dem Investitionsstock des Landes."Die Geschichte der Immobilie entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Das 1949 auf dem Fundament eines im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert errichtete Privat-Wohnhaus ging später in städtischen Besitz über. 1994 kaufte es Rudolf M. Lederer, nicht zuletzt in der Hoffnung, auch das Forum-Kino nebenan bekommen zu können. Weil diese Rechnung nicht aufging, gab Lederer das Haus nun an die Stadt zurück, dem Vernehmen nach für deutlich weniger Geld, als er damals ans Rathaus überweisen musste. "Ja, wir haben ein Schnäppchen gemacht", sagt Christiane Horsch.Auch das Umnutzungskonzept von Helmut Kraaz, der unter anderem für das erfolgreiche Projektmanagement Wissenschaftspark Petrisberg verantwortlich zeichnete, hilft Geld sparen. "Ein Neubau hätte mindestens 30 Prozent mehr gekostet", sagt der 43-Jährige.Statt an fünf Stellen künftig unter einem Dach

Bis Dezember will er das Haus Hindenburgstraße 3 in ein kunden- und mitarbeiterfreundliches Dienstleistungszentrum umfunktionieren. "Wir arbeiten weitestgehend mit der vorhanden Bausubstanz und beschränken Eingriffe bis auf wenige Ausnahmen auf nicht tragende Teile." Augenfälligste Veränderungen: Das Dach wird durch ein neues Obergeschoss mit Flachdach ersetzt, und die runderneuerte Immobilie erhält einen ansehnlichen Anstrich.Ende des Jahres kommt unter einem Dach zusammen, was sinnvoller Weise zusammen gehört: 35 Mitarbeiter von Rechtsamt, Stadtrechtsausschuss und Ordnungsamt, die bisher an fünf verschiedenen Stellen zwischen Thyrsus- und Karl-Marx-Straße untergebracht waren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort