Eine Chance verdient

Müll gehört nicht gerade zu den Themen, die das Interesse der breiten Öffentlichkeit auf sich ziehen und vom Hocker reißen. Bei dem, was Hausverwalter Frank Bräuer im Alleingang in der Moselmetropole einführt, lohnt es sich jedoch, genauer hinzusehen. Nicht allein, weil sich die Müllschleuse in der für ihre ökologische Orientierung bekannten Stadt Freiburg seit Jahren als Entsorgungssystem bewährt hat. Die Hausverwaltung testet ein Patent, das auf den ersten Blick ausschließlich Vorteile offenbart. In Zeiten steigender Lebenshaltungskosten, in denen Privat- wie Geschäftsleute vermehrt darauf achten, wo es Einsparungspotenziale gibt, dürfte ein Abrechnungs-System nach dem Verursacher-Prinzip auf große Resonanz stoßen. Wie bei anderen Nebenkosten - Strom und Wasser - gilt: Gezahlt wird, was beansprucht wurde. Fairer geht es kaum. Zweiter Gewinner ist die Umwelt. Über einen Schleichweg und ohne, dass die Müllproduzenten große Anstrengungen machen oder gar Opfer bringen müssten, wird sie von diesem System profitieren. Denn wenn es ums eigene Portmonee geht, wird sich mancher vielleicht doch zum konsequenteren Mülltrennen durchringen. Oder - was noch besser wäre - bereits im Geschäft darauf achten, verpackungsarme Produkte zu kaufen. Trotz berechtigter Einwände, das System verführe dazu, den Müll unsachgemäß zu entsorgen - Müllsäcke neben die Schleuse zu stellen oder in öffentlichen Mülleimern zu lassen - verdient es eine Chance. Nachbessern kann man immer noch. s.windfuhr@volksfreund.de

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