Eine Grüne im Grünen

FEYEN-WEISMARK. "Mir geht es gut”, sagt Inge Köhler und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Die schlanke, aktive Frau lebt seit elf Jahren in Feyen. Und der Entschluss, ins Grüne zu ziehen und doch in Stadtnähe zu wohnen, ist für sie bis heute die richtige Entscheidung.

"Hier gehe ich nicht mehr weg", sagt Inge Köhler. Seit 40 Jahren lebt sie in Trier, immer mittendrin, immer im Süden der Stadt. Vor elf Jahren hat sie mit Katze Susi ihre Wohnung in Feyen bezogen. Obwohl sie in Wien geboren wurde und dort bis zu ihrem siebten Lebensjahr aufwuchs, zieht sie heute nichts mehr in eine Großstadt. "Da ist es zu laut, zu hektisch. Ich bin gerne mal in einer Großstadt, aber wohnen möchte ich dort nicht." In Trier findet sie die richtige Mischung, ein "Ambiente, in dem man sich wohl fühlt. Man ist in der Stadt und doch im Grünen. Ich fühle mich als Triererin, und es gefällt mir gut, wenn man alles kennt, viele Menschen trifft." "Ich habe mich früher nie für Politik interessiert"

Dass sich die gelernte Dekorateurin und spätere Filialleiterin im Einzelhandel mit ihrer neuen Heimat identifiziert, zeigt ihr Engagement, das sie seit vergangenem Jahr als Grünen-Vertreterin im Ortsbeirat einsetzt. Ein Novum für den südlichsten Trierer Stadtteil, wo Bündnis 90/Die Grünen zum ersten Mal mit zwei Sitzen vertreten sind. In die Partei eingetreten war Inge Köhler bereits 1997, doch für ein politisches Amt fehlte ihr damals neben ihrem Beruf noch die Zeit. "Ich habe mich früher nie für Politik interessiert. Das kam erst vor etwa zehn Jahren. Es hat mir einiges nicht gepasst, und da habe ich gedacht, da könntest du dich selbst einmischen." "Es war mir wichtig, am öffentlichen Leben der Stadt und des Stadtteils teilzuhaben", erzählt Inge Köhler. Bis zum Listenplatz für die Kommunalwahlen im vergangenen Jahr war es ein steiniger Weg. "Aber wenn ich etwas anfange, dann mache ich es richtig", sagt sie resolut. In ihrer ersten Sitzung als Kommunalpolitikerin im CDU-dominierten Ortsbeirat ging es dann gleich um das "heiß diskutierte Thema Handwerkerpark", bei dem Inge Köhler die klare Meinung vertritt, dass er aus "ökologischen Gründen" abgelehnt werden müsse. So sei das Votum mit sechs zu sechs Stimmen zwar denkbar knapp, aber doch gegen den Handwerkerpark ausgefallen. Die gestandenen Politiker-Kollegen anderer Parteien fürchtet Inge Köhler indes nicht. "Ich bin sehr kontaktfreudig, aber auch sehr durchsetzungsfähig. Wenn ich meine Meinung nicht äußern kann, dann bräuchte ich nicht in die Politik gehen." Verantwortung zu übernehmen, für ihre Belange und die anderer Menschen einzustehen, hat sie in ihrem Beruf, aber ebenso im Stadtrechtsausschuss und als ehrenamtliche Richterin am Verwaltungsgericht gelernt. Wenn es sie doch einmal aus Trier in die Ferne zieht, dann macht sie in südlichen Gefilden Urlaub, fährt leidenschaftlich gern mit dem Katamaran aufs Meer hinaus. Die Sonne und den Wind auf der Haut liebt sie ebenso wie die Ruhe auf dem Meer und das Wasser. Fit hält sie sich daheim beim Schwimmen und mit Wassergymnastik. Sie besucht Jazz- und Rock-Konzerte und schaut regelmäßig Spiele der Trierer Basketballer. Und sie besucht einen Französisch-Kurs an der Volkshochschule, um ihre Sprachkenntnisse aufzufrischen. Denn vor einiger Zeit hat ihr Onkel aus der Nähe von Cassis in Südfrankreich nach fünfzig Jahren wieder Kontakt zu ihr aufgenommen, den sie nun in regelmäßigen Abständen aufrecht erhält. "Ich habe mein Leben lang gearbeitet. Nun genieße ich, mich treiben zu lassen und lasse es mir richtig gut gehen."

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