Bischof hat Maria-Königin in Trier-Pallien entweiht - Gebäude akut einsturzgefährdet

Trier Trier · Lästerliche Zungen behaupten ja gern, dass es in Trier nur zwei Zustände gibt: Entweder es regnet oder es läuten Kirchenglocken. Ob in Pallien in letzter Zeit öfter Regen fällt, müsste erst noch bewiesen werden. Die Glocken von Maria Königin jedenfalls läuten nicht mehr.

Bischof hat Maria-Königin in Trier-Pallien entweiht - Gebäude akut einsturzgefährdet
Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier. Trier. Der Trierer Bischof hat die Palliener Pfarrkirche Maria Königin profaniert. Bereits im August. Bekanntgemacht hat das Bistum die Entweihung des Gotteshauses in seinem kirchlichen Amtsblatt vom Oktober. "Gemäß der Diözesanbestimmungen über Kirchen und Kapellen erkläre ich nach Anhörung des Priesterrates das Kirchengebäude für profan", teilt Bischof Stephan Ackermann in einer kurzen Meldung mit. Die Kirche verliere dadurch ihre Segnung und könne "einer anderen, aber nicht unwürdigen, Bestimmung zugeführt werden."

Grund für die Entweihung der 1957/58 gebauten Kirche: Der Dachstuhl ist einsturzgefährdet. "Und zwar offenbar so akut, dass Chor und Musikverein, die in den angebauten Räumen proben, teilweise noch nicht einmal mehr ihre Noten dort herausholen durften", berichtet Ortsvorsteher Horst Erasmy. Seit April ist die Kirche deswegen bereits gesperrt (der TV berichtete).

Der Bauschaden ist mittlerweile auch von außen zu sehen. "Eine richtige Delle ist da im Dach", sagt Erasmy. Nach Ursache und Ausmaß des Schadens gefragt, spricht das Bistum auf TV-Nachfrage lediglich von "zeitlich und thermal bedingten Rissen" im Gebälk. Nach TV-Informationen wurde der Dachstuhl offenbar zu schwach konstruiert. Der Druck auf die Balken ist wohl so stark, dass diese teilweise aufgespalten und gebrochen sind.Keine 60 Jahre gehalten


Entworfen hat die Kirche der bekannte Trierer Bistumsarchitekt und Baurat Heinrich-Otto Vogel. Dass der Dachstuhl keine 60 Jahre überstanden hat, könnte an Material- beziehungsweise Geldmangel gelegen haben: Der Bau wurde größtenteils aus Spenden der Gemeinde finanziert. "Auch Familien, die wenig hatten, gaben damals viel dazu", sagt Ortsvorsteher Erasmy. Wie hoch die Bausumme insgesamt war, darüber kann das Bistum keine Auskunft geben. "Aber ich schätze, dass es rund 80 Prozent Spenden waren, der Rest kam vom Bistum", sagt Erasmy. Verbaut wurden laut Datenbank der Kulturgüter in Trier für den hoch aufragenden Sandsteinquaderbau jedenfalls auch "Fragmente kriegszerstörter Bauten".

Ein Gutachter hat den Schaden eingeschätzt. Was die Sanierung kosten würde, will das Bistum allerdings nicht beziffern. "Zu teuer jedenfalls, als dass es sich lohnen würde - zumindest für die Weiternutzung als Kirche", sagt Gemeindepfarrer Aloys Hülskamp. Bistum und Kirchengemeinde, der Gelände und Gebäude gehören, haben sich deshalb geeinigt, die Kirche aufzugeben. Mit der Gemeinde wurde in einer Pfarrversammlung die Schließung besprochen. "Viele äußerten Verständnis. Früher hatten wir schließlich noch rund 2500 Mitglieder in der Gemeinde, heute sind es noch knapp 1000", sagt Hülskamp. Zur Sonntagsmesse seien zuletzt häufig nur gut zwei Dutzend Besucher gekommen. "Und wir haben mit St. Simon und Juda ja auch noch eine zweite Kirche im Ortsteil, die jetzt unsere neue Pfarrkirche ist."

Was mit dem Maria-Königin-Bau nun passieren soll, ist offen. Die Gemeinde sucht nach einem Investor, der den Sakralbau für einen anderen, würdigen Zweck nutzen will. "Wenn sich niemand findet, bliebe als letzte Möglichkeit allerdings nur, die Kirche abzureißen", befürchtet Hülskamp.Extra

Maria Königin ist die zweite Kirche, die in jüngerer Zeit in Trier aufgegeben wird: Im Frühjahr 2015 wurde die evangelische Christuskirche in Heiligkreuz abgerissen. Der frei stehende Kirchturm blieb erhalten, in ihn sollen Wohnungen eingebaut werden. Zur Zeit Napoleons wurden mehrere Kirchen in Trier profaniert, zum Beispiel St. Maximin, die heute als Turnhalle genutzt wird, oder die Kirche des ehemaligen Augustinerklosters, heutiger Rathaussaal. In Bitburg war in eine ehemaligen amerikanischen Baptistenkirche auf dem Ex-US-Flugplatzgelände vor Jahren ein Nachtclub mit Tabledance eingezogen - seit etwa einem halben Jahr hat das Etablissement allerdings geschlossen. woc

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