Eine Laus im Pelz der Obrigkeit

TRIER. "Friedrich Spee gehört zu den ganz großen Vorbildern was die Einsicht in die Unantastbarkeit der menschlichen Würde anbelangt. Außerdem ist er als Liederdichter und Lyriker ganz ohne Zweifel der größte Trierer." Davon ist der promovierte Philosoph und CDU-Landtagsabgeordnete Christoph Böhr, überzeugt.

Friedrich Spee zeichnete, dichtete, verfasste moralische Schriften, war ein großer Rechtsgelehrter und dazu pflegte Verwundete und Kranke in den schlimmen Zeiten des 30-jährigen Krieges. Doch wie es großen Persönlichkeiten oft widerfährt, wurden ihm sein Engagement und sein umfangreiches Werk nicht gedankt. Erst posthum wurden seine Schriften gewürdigt. Geboren wird Spee am 22. Februar 1591 bei Düsseldorf als Sohn des adeligen Burgvogts Peter Spee. Im Jahr 1610 tritt er in Trier als Novize in den Jesuitenorden ein, flieht aber im Jahr 1612 vor der Pest nach Fulda. Schon während seiner Ausbildung werden seine besonderen Fähigkeiten als Dichter und Lehrer entdeckt. Bald werden seine Lieder in die Gesangsbücher seines Ordens übernommen. Friedrich Spee studiert in Würzburg und unterrichtet dann an Jesuiten-Gymnasien in Speyer, Worms und Mainz. Nach seiner Priesterweihe 1622 wirkte er als Seelsorger in Paderborn, Köln und Trier. Spee verfasste als geistlicher Begleiter einer Kölner Frauengemeinschaft das erste Andachtsbuch nur für Frauen - das Güldene Tugend-Buch. Auch bei der Re-Katholisierung, also der Rückführung der "irrgläubigen" Protestanten, war er aktiv. Sein wichtigstes Betätigungsfeld waren aber die grausamen Hexenprozesse seiner Zeit. Gegen diese Prozesse verfasst er in Paderborn die "Cautio Criminalis - Vorsicht beim Urteilen", eine Streitschrift, in denen er der Obrigkeit schonungslos Unrecht vorwarf. Er bewies, dass Unschuldige verurteilt wurden, forderte die Einstellung der Prozesse und die Abschaffung der Folter. Die Streitschrift erschien 1631 und bewirkte fast den Ausschluss Friedrich Spees aus seinem Orden. "Er rüttelte an den Fundamenten, war eine Laus im Pelz der Obrigkeit. Es gibt kaum jemanden, der die europäische Rechtsphilosophie und -geschichte so beeinflusst hat wie Friedrich Spee", betont Pate Christoph Böhr. So habe Friedrich Spee ein systematisches Beweisfindungsverfahren etabliert, das vorher so nicht vorhanden gewesen sei.Vom Massengrab in Gruft umgebettet

Friedrich Spee lehrte in Trier als Professor für Kasuistik und Exegese. Außerdem feilte er an seiner Liedersammlung Trutz-Nachtigall. Nachdem spanische Truppen die Stadt überfallen hatten, pflegte Friedrich Spee verwundete Soldaten und Kranke. Bei dieser Arbeit steckte er sich mit der Pest an und starb am 7. August 1635 im Alter von 44 Jahren. "Friedrich Spee war opferbereit und standfest. Er hat für seine Überzeugungen gelebt und ist dafür auch gestorben", sagt sein Pate bei der Wahl zum größten Trierer, Christoph Böhr. Noch am gleichen Tag wurde Spee in der Trierer Jesuitenkirche beerdigt - in einem Massengrab für Pestkranke. Erst 1980 wurden seine Gebeine dort wieder entdeckt. Heute kann man dort die Spee-Gruft besichtigen. Zur Wahl zum "Größten Trierer" stehen Kaiser Augustus, Kaiserin Helena, Balduin von Luxemburg, Friedrich Spee, Simeon aus Syrakus, Karl Marx, Oswald von Nell-Breuning, Kaiser Konstantin und Caspar Olevian zur Auswahl. Wer seine Stimme abgeben möchte, kann dies im Trierer Rathaus tun, bei den Mitgliedern der Trierer City-Initiative oder im Internet unter www.trier.de/trier_2020/trierer_3.htmVeranstaltungen zu Friedrich Spee: Pfingstmontag, 31. Mai: "Der Prophet", geistliches Chortheater von Martin Folz mit dem Friedrich-Spee-Chor, Pfarrkirche Heiligkreuz, ab 20 Uhr. Donnerstag, 3. Juni: "Der Tag der Schuldlosen oder die Zärtlichkeit des Teufels", Schauspiel von Waltraud Riehm. Open-Air im Quadrathof des Priesterseminars, ab 19 Uhr. Samstag, 12. Juni: "Auf den Spuren von Friedrich Spee und den Hexenprozessen", Spee-Wanderung in der Reihe "Trier für Trierer". Treffpunkt Eingang Jesuitenkirche, 14 Uhr. 18. Juni bis 2. Juli: "Ein Mann von Wort und Tat - Friedrich Spee: Dichter, Seelsorger, Bekämpfer des Hexenwahns", Ausstellung im Lesesaal der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars, feierliche Eröffnung: 18. Juni, 20 Uhr. Samstag, 19. und Donnerstag, 24. Juni: Führungen durch Ausstellung und die Spee-Gruft. Kontakt: Bischöfliches Priesterseminar. Donnerstag, 24. Juni: "Gotteslob und Menschenklage", Ein lyrisch-musikalischer Abend mit Liedern und Texten von Friedrich Spee. Jesuitenkirche ab 20 Uhr. (bir)

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