Eine Schule für alle?

Das Konzept der Trierer Initiative "Eine Schule für alle" sieht einen gemeinsamen Unterricht für Schüler aller Leistungsniveaus vor. Einen Einblick in die Strategien dieser Bildungseinrichtung hat am Freitag Pädagoge Otto Herz in der Tuchfabrik gegeben. Ob ein solches Schulkonzept in Trier Zukunft hat, muss der Stadtrat in den kommenden Monaten entscheiden.

Trier. Der kleine Saal der Tuchfabrik war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es scheint, als würde das Schulkonzept der Trierer Initiative "Eine Schule für alle" viele Schüler, Lehrer, Referendare und Eltern interessieren. Der Pädagoge Otto Herz zeigte in seinem Vortrag "Im Leben lernen - im Lernen leben" auf, welche Chancen in einer Gesamtschule stecken.

"Die Schule des 21. Jahrhunderts muss ein Ort der Befreiung und Lernen eine gute Erfahrung sein", erklärte Herz. Deshalb sei es wichtig, sich vom bisherigen dreigliedrigen deutschen Schulsystem zu distanzieren. In der neuen Trierer Schule solle nicht mehr in Klassenverbänden unterrichtet werden. Alle Leistungsgruppen sollten gemeinsam miteinander lernen. Jedes Kind soll in seinem individuellen Lerntempo arbeiten. "Der Lehrer gestaltet die Lerneinheiten als eine Mischung aus Frontalunterricht und Freiarbeit."

Gesamtschulen und ihr Konzept sind das Spezialgebiet von Otto Herz. Er war Mitbegründer einer sogenannten Laborschule in Bielefeld, die nach einem speziellen pädagogischen Konzept arbeitet. Eine solche Laborschule, die dann als Vorbild für weitere Einrichtungen dient, wünschen sich die Mitglieder der Initiative "Eine Schule für alle" in Trier. Kinder aller Leistungsniveaus sollen in dieser Bildungseinrichtung aufgenommen werden. "Die Unterschiedlichkeit der Kinder soll das Kapital der Schule sein", meint Markus Häusler von der Trierer Initiative. Statt in einem Klassenverband sollen die Schüler in Jahrgangsgruppen arbeiten.

Als möglicher Standort für die neue Schule ist die Johann-Amos-Comenius-Realschule in Ehrang im Gespräch, die dann im Sinne des neuen Konzeptes umgewandelt würde. "Uns liegt aber auch noch ein Antrag einer anderen Schule vor", erklärt Hildegard Muriel von der Trierer Initiative. Bis jetzt ist eine Gesamtschule am Standort Trier Zukunftsmusik. Wenn der Stadtrat den Antrag für eine solche Schulform bewilligt und beim Ministerium vorlegt, könnte eine Gesamtschule in Trier im Schuljahr 2010/2011 ihre Türen öffnen. "Es zeichnet sich ab, dass mindestens eine Schule in Gesamtschulform in Trier zukünftig zu finden sein wird", meint Ignaz Bender, Mitglied des Stadtrates. Ob das Konzept der Trierer Initiative "Eine Schule für alle" den Zuschlag bekommen wird, wird sich spätestens im kommenden Frühjahr zeigen.

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