Eine Schule mittendrin

Die Comenius-Realschule liegt mittendrin im Schulzentrum Mäusheckerweg. Mittendrin zwischen Gymnasium und Hauptschule, mittendrin zwischen Ehrang und Biewer, mittendrin zwischen Stadt und Landkreis. Eine Schule, die viel unter einen Hut bringen muss.

 Im Schulzentrum am Mäusheckerweg liegt die Johann-Amos-Comenius-Realschule. Nicht wenige ihrer Schüler kommen aus den Verbandsgemeinden Trier-Land und Ruwer.TV-Foto: Dieter Lintz

Im Schulzentrum am Mäusheckerweg liegt die Johann-Amos-Comenius-Realschule. Nicht wenige ihrer Schüler kommen aus den Verbandsgemeinden Trier-Land und Ruwer.TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. Es ist gar nicht so leicht, herauszufinden, wie viele Schüler die Comenius-Realschule hat. 300, sagt Schulleiterin Marita Wenz. 400 steht in der einen oder anderen Statistik.Die mächtige Differenz rührt von einem Umstand her, der die Realschule am Mäusheckerweg von allen anderen unterscheidet. Sie hat eine gemeinsame Orientierungsstufe mit dem benachbarten Friedrich-Spee-Gymnasium. Immer öfter entscheiden sich Eltern für diese sozialverträgliche Verschiebung der Schullaufbahn-Entscheidung. Je nachdem, wo man den Schüler-Pool der Orientierungsstufe zuschlägt, wächst oder schrumpft die Schülerzahl-Statistik. Aber das ist eher ein Problem für Erbsenzähler als für die Schule. Marita Wenz interessiert viel mehr, dass mit der Orientierungsstufe auch ein Ganztags-Angebot eingerichtet werden konnte, mit einem komplett neu strukturierten Stundenplan - und einer hohen Nachfrage bei den Eltern. Den Unterricht erteilen Gymnasial- und Realschullehrer zu gleichen Teilen, die Details regelt die Rektorin auf kleinem Dienstweg mit ihrem Schulleiter-Kollegen. Die Schüler lernen frühzeitig unterschiedliche Unterrichts-Ansätze kennen, und wenn es nach zwei Jahren endgültig zur Realschule oder zum Gymnasium geht, kennen sie schon einen Teil der Lehrer und der Mitschüler.Da scheint der Weg zu einer Gesamtschule zumindest auf den ersten Blick nicht weit. Marita Wenz weist zwar darauf hin, "dass wir hier draußen ein gemeinsames Schulzentrum sind, in dem es keine Abgrenzungen gibt", betont aber auch, dass man "noch im Meinungsbildungsprozess" sei. Derzeit schickt sie ihr Kollegium zu Besichtigungstouren in Gesamt- und Regionalschulen, "in aller Ruhe und ohne voreilige Festlegungen". Da mag auch eine Rolle spielen, dass das Spee-Gymnasium mit seinem Turbo-Abi "G8" eher den Weg in die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen hat. Eher zur Realschule plus als zur Gesamtschule passt auch die klare Berufs-Orientierung der Comenius-Realschule. In der 7. Klasse geht es los mit Methoden-, Lern- und Verhaltenstraining, die anschließenden Wahlpflichtfächer sind ausbildungsnah, später schließen dann Bewerbertraining, Lernpartnerschaften mit Unternehmen und intensive Kooperationen mit der Arbeitsagentur an. "Wir bilden für den Beruf aus, nicht fürs Studium", gibt Rektorin Wenz die Richtung vor. Aber mal ein Gedicht auswendig zu lernen, könne "auch nicht schaden", wirft ihr Stellvertreter Dirk Schönhofen, der Deutsch unterrichtet, ein. "Gedichte machen nicht satt", hält die Schulleiterin dagegen. Präziser als mit diesem augenzwinkernden Dialog kann man die Rollenkonflikte der Realschule kaum auf den Punkt bringen. Im Alltagsgeschäft haben die Probleme der Schule eher mit profanen Dingen zu tun. Vor allem einem: zu wenig Platz. "Gerade beim Sport", moniert Lehrer Mohan Esapathi, "dabei ist der für unsere Schüler besonders wichtig". Nun hofft man auf zusätzliche Hallenkapazitäten durch einen Neubau beim Gymnasium - aber da türmen sich die städtischen Haushaltsprobleme auf. Die sind auch sonst in der Comenius-Schule spürbar. Veraltetes Mobiliar, kein Konferenz- oder Besprechungsraum, fehlende Overhead-Projektoren ("von Beamern träumen wir nicht mal", sagt Dirk Schönhofen), mangelndes Equipment, vor allem in den Naturwissenschaften. "Unser Physiklehrer bastelt sein Unterrichtsmaterial selbst", registriert Schülersprecher Claude Bleser verwundert. Schulleiterin Marita Wenz hat in ihrer Not alle Unternehmen der Region in einem Sammelbrief angeschrieben, um Hilfe zu erbitten. "Wir können ja nicht immer die gleichen fragen", sagt sie.An Eigen-Initiativen fehlt es nicht. Die Schülervertretungen von Real- und Hauptschule haben ein gemeinsames "Toiletten-Projekt" aufgelegt, mit einem "Klo-Dienst" zwecks Pflege der sanitären Anlagen. Um so enttäuschter sind sie, dass die erhofften Sanierungsmaßnahmen für die Toiletten auf sich warten lassen. Vielleicht verfängt ja irgendwann der Versuch der Stadt, auch den Landkreis an den Kosten zu beteiligen, die seine Schüler verursachen. Viele Comenius-Realschüler kommen aus den Verbandsgemeinden Trier-Land und Ruwer. Am Montag: Die Gregor-von-Pfalzel-Grundschule.

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