Eine Versuchung weniger

TRIER. Keine Berufsschule an Weiberfastnacht? Diese Überlegung stellen Verantwortliche in der Trierer Jugendarbeit an. Anlass sind Erfahrungen mit stark alkoholisierten Schülern in den vergangenen Jahren.

An den 7. Februar 2002 erinnert sich Triers Jugendpfleger Wolfgang Gleim sehr lebhaft. An jenem Donnerstag vor Fastnacht herrschte zwischen Treviris-Passage und Hauptmarkt das große Chaos: "Besoffene Jugendliche", so Gleim, hätten dort Ärger gemacht und ein Scherbenmeer hinterlassen. Eine Streifenwagen-Besatzung sei tätlich angegriffen worden und eine Schaufensterscheibe zu Bruch gegangen. Deshalb gebe es im Rathaus Überlegungen, "in diesem Jahr an Weiberfastnacht gescheiter Weise die Berufsschule ausfallen zu lassen", sagte Gleim beim TV -Stammtisch in Zewen. Roman Schmitz (Kommunaler Vollzugsdienst; Kriminalpräventiver Rat) befürwortet es, dem Berufsschulzentrum an Deutschherren- und Langstraße mit seinen insgesamt 6500 Schülern einen freien 27. Februar zu verordnen. Damit könne man junge Leute von Versuchungen fern halten. "Manche von ihnen", so Schmitz, "suchen nach Gelegenheiten, sich halbwegs legal die Kanne geben zu können." Besorgnis erregend aus Sicht der Rathaus-Vertreter: Viele derjenigen, die sich im vergangenen Jahr um Treviris-Passage und Stockplatz herum mit Alkohol vergnügt hätten, seien Zwölf- und 13-Jährige gewesen und mithin gar keine Berufsschüler ("die wir auch gar nicht stigmatisieren wollen"). Aber ein berufsschulfreier Weiberfastnachts-Tag minimiert ihrer Einschätzung nach das Risiko, beugt unliebsamen gruppendynamischen Effekten vor und trägt zu einer "Entzerrung" bei. Nicht aber zu einer grundsätzlichen Problemlösung. Rund zwei Dutzend "informelle Jugendtreffs" gibt es laut Gleim und Schmitz über das ganze Stadtgebiet verteilt; "wogegen zunächst einmal nichts einzuwenden ist. Aber Sorgen bereiten uns der teilweise exzessive Alkohol-Konsum und die heterogene Zusammensetzung der Gruppen. Da stehen 13-Jährige mit 22-Jährigen zusammen und bechern." Auffallend: Ein Großteil der jungen Leute kommt meist gar nicht aus dem Stadtteil des Treffpunkts. Gleim berichtete von einer spätabendlichen Kontrolle einer Gruppe Jugendlicher, die in Heiligkreuz lagerte: "Nur einer von denen stammte aus Heiligkreuz, einer war sogar aus Leiwen." Und einer hatte 1,27 Promille. Die Möglichkeiten der Polizei seien begrenzt: "Uniformierte Beamte können keine Erziehung nachholen."

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