Eine Vision soll Wirklichkeit werden

Sie wollen ein zukünftiges Zuhause für ihre Kinder, die eine Behinderung haben, schaffen: Der Verein "Selbstständig Miteinander Leben e.V. (SMiLe) hat seine Vision vom Leben nach dem Auszug aus dem Elternhaus entwickelt. In Trier soll eine Arche, eine Lebensgemeinschaft für Menschen mit und ohne geistige Behinderung, entstehen.

 Der Verein SmiLe – auf dem Foto vertreten durch Hans Fiedler, Albert Hohmann, Beatrix Wick, Bernhard Normann sowie Ulrike Gemmel (von links) – setzt sich für die einer Lebensgemeinschaft für Menschen mit und ohne geistige Behinderung in Trier ein. TV-Foto: Katja Bernady

Der Verein SmiLe – auf dem Foto vertreten durch Hans Fiedler, Albert Hohmann, Beatrix Wick, Bernhard Normann sowie Ulrike Gemmel (von links) – setzt sich für die einer Lebensgemeinschaft für Menschen mit und ohne geistige Behinderung in Trier ein. TV-Foto: Katja Bernady

Fell/Trier. "Ich will eine Wohnung in Trier", antwortet Alexander auf die Frage, wo er später einmal leben möchte. Der 16-Jährige hat das Down-Syndrom und besucht zurzeit noch eine Förderschule in Trier. Alex' Zukunft beschäftigt auch seine Mutter sehr. "Mein Sohn soll die Möglichkeit haben, ein neues Zuhause mit Familiencharakter zu finden und ein eigenständiges Leben zu führen", sagt die alleinerziehende Beatrix Wick.

Ziel ist eine Arche-Gemeinschaft



Gemeinsam mit Eltern und Freunden junger Menschen mit geistiger Behinderung hat sie im Juni 2007 den Verein SMiLe gegründet. Ziel ist es, eine sogenannte Arche-Gemeinschaft entstehen zu lassen. "In den Arche-Gemeinschaften leben Menschen mit und ohne geistige Behinderung zusammen", erklärt Albert Hohmann, der erste Vorsitzende von SMiLe. Neben festen Mitbewohnern, die dauerhaft in der Arche leben, sollen auch Freiwillige für eine bestimmte Zeit das Heim und den Alltag mit Menschen mit geistiger Behinderung teilen können. "Menschen ohne Behinderung können viel von Behinderten lernen", sagt Bernhard Normann, Vater eines Sohnes mit Down-Syndrom. "Ihre Unbefangenheit, absolute Ehrlichkeit und Fröhlichkeit findet man in der Gesellschaft sonst nicht wieder", sagt Normann. Weil er sich eine "Lebensform mit Familiencharakter" wie die Arche für seinen 24-jährigen Sohn wünscht, macht er bei SMiLe mit.

Auch Hans Fiedler und Ulrike Gemmel unterstützen das Projekt. Sie haben Arche-Erfahrungen und geben sie an SMiLe weiter. Hans Fiedler hat in Paris sowie mit seiner Frau und seinen vier Kindern ein Jahr lang in einer Arche in Indien gelebt. "Jeder findet in der Arche seinen Platz, gehört dazu und wird als Person wertgeschätzt", berichtet Fiedler. Dass Menschen mit Behinderung dazugehören, ist SMiLe sehr wichtig. "Das Haus oder die Wohnung soll in normalen Wohnbezirken liegen", sagt Hohmann. Denn ein leichter Zugang zur Stadt - und damit zum Einkaufen und Bummeln sowie zu Freizeitmöglichkeiten - solle die Chancen und Möglichkeiten für den Einzelnen erhöhen und Isolation verhindern.

Gemeinsam soll der Alltag mit seinen vielfältigen Aufgaben gemeistert, zusammen die Freizeit gestaltet werden. Auch Religion hat ihren Platz in der Arche. Religiöse Traditionen und Bräuche stärkten den Einzelnen auf seinem Lebensweg, sagt Beatrix Wick. Das Zitat von Max Frisch auf dem Vereins-Flyer sagt in einem Satz was SMiLe schaffen möchte: "Heimat sind die Menschen, die wir verstehen und die uns verstehen."

Am 20. September feiert SMiLe sein Gründungsfest im Schammatdorf in Trier und stellt die Vision "Arche in Trier" vor. Wer bei SMiLe mitmachen oder sich informieren möchte, kann sich bei Albert Hohmann unter 06502- 6729 melden.

Extra Die Geschichte der Arche begann 1964 in einem kleinen Dorfhaus. Unterstützt durch den Pater Thomas Philippe, begann Jean Vanier mit Raphael Simi und Philippe Seux zu leben. Er taufte das Haus Arche, angelehnt an die "Arche Noah". Die Arche in Paris wurde 1973 gegründet. Vier von Jean Vanier unterstützte Studenten entschlossen sich, in Paris ein Heim mit drei geistig behinderten Menschen aufzumachen. Sie zogen in eine Wohnung im 15. Arrondissement der französischen Hauptstadt. Mehr als 40 Jahre später ist die Arche international auf fünf Kontinenten vertreten und an viele verschiedene Kulturen angepasst. Dennoch hat die Arche eine starke Identität erhalten können. (kat)

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