Eine coole WG und andere Studi-Buden - Wie Studierende in Deutschlands ältester Stadt leben

Trier · Die Wohngemeinschaft ist unter Studierenden die beliebteste Wohnform: ein Gespräch in einer Trierer Vierer-WG über einen Ziegensittich, den Selbstläufer Haushalt und Heiligabend mit mehreren Weihnachtsbäumen.

 Fühlen sich wohl in ihrer Studenten-Wohngemeinschaft in der Trierer Ostallee (von links): Maike, Pelzi, Raphael und Hanna. TV-Foto: Katja Bernardy

Fühlen sich wohl in ihrer Studenten-Wohngemeinschaft in der Trierer Ostallee (von links): Maike, Pelzi, Raphael und Hanna. TV-Foto: Katja Bernardy

Foto: Katja Bernardy

Vor acht Jahren verließ Raphael (29) sein Jugendzimmer im Elternhaus in Trier-Pfalzel, um mit zwei Freunden eine Wohngemeinschaft in der Trie8rer Ostallee zu gründen. Die Mitbewohner von damals sind mittlerweile ausgezogen, der Geschichts- und Geografie-Student ist geblieben.

Kein Wunder, denn in dieser 120-Quadratmeter-Wohnung mit großem überdachten Balkon fühlt man sich direkt pudelwohl. Am großen Holztisch in der Küche sitzt auch Soziologie-Studentin Maike (21) aus dem belgischen Eupen. Ihren Einzug vor drei Wochen verdankt sie dem Gewinnen eines "WG-Castings" mit rund 20 weiteren Bewerbern. Dass sie die anderen Zimmersuchenden hinter sich ließ, liegt laut Raphael vor allem daran, dass der erste Eindruck stimmte und sie in "das engmaschige Raster passte".

Mit dem Vogel vom Vermieter

Bedingung war, dass die Neue keine Abneigung gegen Raucher hat, mindestens 21 Jahre alt und weltoffen ist. "Wir hatten auch eine Bewerberin, die in Luxemburg arbeitet", erzählt der WG-Gründer. Doch der Rhythmus der Wohngemeinschaft sei ein bisschen verschoben, alle blieben recht lange auf, dazu passe das sehr frühe Aufstehen nicht.

Die Dritte, die seit August eines der großzügig geschnittenen Zimmer mit Parkettboden bewohnt, ist Hanna (25). Sie studiert ebenfalls Soziologie. Nach ihrem Umzug von Koblenz nach Trier hatte sie erst in einer Zweier-WG gewohnt. "Ich war viel allein und habe mich in der neuen Stadt und an der neuen Uni einsam gefühlt", erinnert sie sich. In der "WG Ostallee" ist die Wahrscheinlichkeit gering, vereinsamt in der Küche, an deren Kühlschrank ein TV-Artikel hängt, der einen vier Meter großen WG-Schneemann zeigt, zu hocken.

Oder im Wohnzimmer mit dem Flachbildschirm, einer eher spießig anmutenden Anbauwand, dem Aquarium und dem Ziegensittich. "Der Vogel gehört dem Vermieter. Er wohnt unter uns und ist im Urlaub", erklärt Politik- und Jurastudent Pelzi (29) den Gast auf Zeit. Pelzi ist Alexanders Spitzname, er ist Nummer vier in der WG.

Das studentische Quartett schätzt die Gemeinschaft, "dass immer jemand da ist", und dass man trotzdem die eigene Zimmertür zuziehen kann, wenn man alleine sein oder in Ruhe lernen möchte. Auch die Einflüsse und Perspektiven, die man durch die verschiedenen Menschen habe und kennenlerne, seien bereichernd, sagt Raphael. Und wenn Pelzi sagt: "Es gibt keinen Platz, an dem ich lieber wäre als hier", klingt dies wie eine Liebeserklärung an die WG.

Auf die Frage, was das Schwierigste am Zusammenleben ist, fällt niemandem so richtig etwas ein. "Ich hatte selten das Gefühl, zehn Mal hintereinander den Müll rausgebracht zu haben", sagt Raphael. Einen Putzplan gebe es nur pro forma, wegen der Grundsauberkeit. Der Haushalt, den jeder im Blick hat, sei ein Selbstläufer. Pelzi ist auch Fußballtrainer bei seinem Heimatverein SV Igel/Liersberg, und auf dem Weg zum Sportplatz hakt er häufig die Einkaufsliste ab. "Wir gehen auch zusammen zum Markt", sagt Hanna. Und einmal im Jahr steigt eine große WG-Party. Wie viele Leute kommen, quittieren Raphael und Pelzi nur mit einem vielsagenden Schmunzeln. Den Nachbarn, dem Hospizhaus, geben sie vorab Bescheid. Das sei nie ein Problem, sagen die WG-Ältesten. Überhaupt sei die Nähe zum Hospiz nicht schwierig. Im Gegenteil. "Es macht einem bewusst, wie wertvoll Leben ist", sagt Hanna.

Auch Weihnachten feiern die WG-Bewohner mit vielen Freunden. "Heiligabend, wenn wir bei den Familien durch sind, geht es hier weiter", sagt Raphael. Mit Weihnachtsbaum? "Klar, mehrere stehen dann im Flur", sagt Pelzi.

990 Euro Miete insgesamt zahlen die WG-Bewohner, plus Kosten für Öl und Telefon. Damit liegen sie minimal über dem Durchschnitt, was Studenten laut Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zurzeit an Miete zahlen. Und sie gehören zu den 29 Prozent der Studierenden, die in einer WG leben, der beliebtesten Wohnform. 20 Prozent leben mit einem Partner zusammen, 18 Prozent alleine, 23 Prozent bei den Eltern und zehn Prozent in Studentenwohnheimen.

In den Wohnheimen des Studierendenwerks Trier gibt es insgesamt 1533 Zimmer. Das Leben im Studi-Wohnheim ist meist die günstigste Variante. "Alle belegt", sagt Bettina Schappo von der Wohnheimverwaltung des Studierendenwerks auf TV-Anfrage. Aber die Wohnsituation sei zum Start des Wintersemesters 2014/2015 "relativ entspannt". Klickt man auf der Internetseite des Studiwerks auf Privatzimmervermittlung, erschienen am Mittwoch noch 59 Angebote.

Unter dem Wohnungsspickzettel des allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) finden Studierende Adressen, die bei der Wohnungssuche weiterhelfen können: www.asta-trier.de/erstis/wohnungsspickzettel

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