Eine goldene Kette von Jubiläen

TRIER. "20 Jahre Unesco-Welterbestätten in Trier" – dieses Jubiläum würdigten Land, Stadt und Kirchen mit einer Feier in der Konstantin-Basilika. Im Mittelpunkt standen ein Festvortrag von Professor Franz Ronig und die Enthüllung der Welterbe-Plakette an der 1700 Jahre alten römischen Palast-Aula, die seit 150 Jahren als evangelische Kirche dient.

Ein Jubiläum kommt in Trier selten allein. Die von Martin Bambauer (Orgel) umrahmte Gedenkfeier am Sonntagabend in der Konstantin-Basilika galt gleich drei erinnerungswürdigen Ereignissen. Neben dem 20. Jahrestag der Aufnahme Trierer Baudenkmäler in das Unesco-Weltkulturerbe rückte sie auch das sakrale Doppeljubiläum der konstantinischen Palastaula ins Bewusstsein: Vor 150 Jahren übergab Preußen-König Friedrich Wilhelm IV. sie der evangelischen Gemeinde als Gotteshaus; vor 50 Jahren war die Wiederherstellung nach den verheerenden Kriegszerstörungen von 1944 beendet. "Hier reihen sich die Jubiläen wie zu einer goldenen Kette aneinander", betonte der ehemalige Diözesankonservator Franz Ronig (78) in seiner Festansprache. Auch die Liste der Einladenden spiegelten die Außergewöhnlichkeit des Ereignisses wider. Mit der evangelischen Kirchengemeinde baten das Mainzer Kulturministerium, die Landesinstitution "Burgen Schlösser Altertümer" (BSA), die Tourist-Information Trier (TIT) und als Nachbar die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) zur Gedenkfeier, zu der rund 150 Gäste kamen. Was Trier an seinen Welterbe-Stätten hat, skizzierte Ronig in einem spannenden Vortrag. Die im späten 2. Jahrhundert errichtete Porta Nigra als Meisterwerk römischer Architektur wie auch die östliche Apsis der Kaiserthermen samt flankierenden runden Treppentürmen (4. Jahrhundert) dürften Erzbischof Poppo von Babenberg (1016 - 1047) beim Bau der Dom-Westfassade inspiriert haben: "Kein anderer Bauherr in Trier hat nach der Römerzeit so römisch-imperial gebaut wie er." Ronigs Erklärung für die "absolut originelle und einzigartige" hochgotischen Liebfrauenkirche: Die Kathedrale in Reims war fast fertig und die neuen Bautechniken erprobt, da nutzte Triers Erzbischof Theoderich von Wied (1212 - 1242) die Gunst der Stunde.Am 10. September in die Katakomben

Er engagierte Baumeister und Steinmetze, die das neue Know-how und die Ideen der französischen Gotik bis zur vollendeten Anwendung bringen konnten. Triers einziges nichtkirchliches antikes Denkmal, das nach wie vor seinem Ursprungs-Zweck dient, ist die Römerbrücke. Ihre 1850 Jahre alten Pfeiler tragen auch den modernen Verkehr mit seinen beträchtlich höheren Lasten, Geschwindigkeiten und Erschütterungen. Von ganz anderem Kaliber ist die Konstantin-Basilika aus dem frühen 4. Jahrhundert. Mit 40 Metern Giebelhöhe, 71.5 Metern Länge und 32,5 Metern Breite werde sie nur noch vom Dom übertroffen und sei "heute noch im Großen und Ganzen das höchste Haus in Trier." In ihr Inneres, den größten erhaltenen Raum der Antike, "könnte man die Porta Nigra hineinstellen". In ihrem kirchlichen Jubiläumsjahr steht die einstige Palastaula auch am Tag des offenen Denkmals (10. September) im Blickpunkt - gemeinsam mit dem angebauten Kurfürstlichen Palais. Pfarrer Guido Hepke und ADD-Präsident Josef Peter Mertes luden schon jetzt zu Besichtigungs-Touren ein, die auch zu den sonst nicht zugänglichen Katakomben führen. Die rund 1000 Euro kostende "Welterbe-Plakette", die nach der Feier an der Basilika enthüllt wurde, hat Hildegard Meisenburg (83) gestiftet. Die anderen Welterbestätten erhalten ebenfalls dreisprachige Bronze-Tafeln, die je zur Hälfte Stadt und Land bezahlen.

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