Eine neue Eiszeit für Trier - Schließung der alten Schlittschuhhalle bleibt offene Wunde - Verein will das ändern

Trier · Es könnte der Beginn eines Trierer Weihnachtsmärchen werden. Am Sonntag will sich ein Förderverein in Trier gründen, dessen Ziel es ist, wieder eine Halle für den Eissport zu schaffen und zu betreiben. Die Schließung der alten Eishalle 2009 ist eines der umstrittensten und emotionalsten Themen der Trierer Sportszene.

Es ist sehr einfach, viele Trierer Sportfans mit nur einem einzigen Stichwort auf die Palme zu bringen: die Eishalle. Wenn es an Trierer Theken oder in Wohnzimmern um die legendäre und heute verfallene Sportstätte tief im Industriegebiet zwischen Euren und Zewen geht, erhitzen sich die Gemüter, die Stimmen werden lauter. Vernachlässigt, geopfert, aufgegeben, regelrecht verraten habe die Stadt Trier die Halle, in der 30 Jahre lang von Eishockey-Partien bis zur Diskonacht mit 1000 Leuten Leben auf dem Eis tobte.

Die Gründung: Romano Glasner und seine Mitstreiter belassen es nicht dabei, sich aufzuregen. Der Vorsitzende des Eishockey Sport Clubs Trier (ESC) kündigt an, am kommenden Sonntag den Förderverein Eishalle Region Trier zu gründen. "Wir wollen wieder eine Eissporthalle installieren und betreiben", sagt Glasner. Sie muss nicht notwendigerweise am alten Standort in der Diedenhofener Straße wiederauferstehen, sondern kann auch einen anderen Platz finden - auch außerhalb der Trierer Stadtgrenzen. "Es geht uns einfach darum, wieder eine solche Sportstätte anzubieten, die sportlich und gesellschaftlich ein Anziehungspunkt ist." Ob die verfallene alte Halle überhaupt noch saniert werden kann, ist eine zurzeit noch offene Frage und - wie das gesamte Projekt - eine Frage des Geldes.

Die Finanzierung: "Wir müssen und wollen Investoren suchen, die das Projekt finanzieren", sagt Glasner. Das Beispiel der Skaterhalle (der TV berichtete) zeigt, dass dieses Ziel nicht automatisch vollkommen illusorisch sein muss. Die Stadt hatte der Skaterszene die Sanierung und Aufbereitung einer alten Halle der Stadtwerke in der Eurener Straße für insgesamt 650?000 Euro angeboten. Doch die Skater haben diese Lösung abgelehnt.
"Wir haben uns in dieser Situation gefragt, warum die Skater ein derart großzügiges Angebot erhalten und wir hinten runter fallen", sagt Romano Glasner. "Auch wenn wir es den Skatern natürlich gönnen, dass sich die Stadt derart engagiert für sie einsetzt."

Der Verein: Die Gründungsversammlung soll am Sonntag, 23. November, ab 10.30 Uhr stattfinden (Allfinanz Stefan Berenz, Güterstraße 74). "Wir wollen bewusst keine lose Interessengemeinschaft bilden, sondern als eingetragener Verein für unser Ziel kämpfen", sagt Glasner. Er bittet Interessierte, sich per Mail unter info@eissporthalle-trier.de anzumelden, wenn sie an der Gründungsversammlung teilnehmenn wollen. Auf der Tagesordnung stehen die Wahl eines Vorstands, die Satzung und die Festlegung der Mitgliedsbeiträge.

Eishockey in Trier: 1979 wurde die Eishalle im Industriegebiet Diedenhofener Straße eröffnet. 1984 folgte die Gründung des ESV, er war Triers erster Eishockeyverein. Dessen Nachfolger, der EHC Trier, brachte Größen dieses Sports an die Mosel, deren Kaliber heute unglaublich scheint. Vitaly Davydov gehörte zu den besten Verteidigern der Welt und war als sowjetischer Nationalspieler zehnmal Weltmeister und dreimal Olympiasieger. Er trainierte den EHC, der in den 90ern seine erfolgreichste Phase hatte und vor mehr als 2000 Zuschauern in der zweithöchsten deutschen Liga spielte. Damals traten Stars wie der kanadische Stürmer Guy Rouleau oder auch Torhüter Corrado "Corry" Micalef für das Trierer Team an. Micalef hatte in den 80ern in der NHL gespielt, der US-Profi-Liga. 1998 musste der EHC Insolvenz anmelden.

Die alte Halle: 3,75 Millionen Mark hatte die Stadt Trier in den Bau der Halle investiert. Das rot-weiße Zeltdach musste 2007 entfernt werden - aus Sicherheitsgründen, es war massiv undicht. Die Halle in der Diedenhofener Straße wurde für die Stadt zu einem immer mächtigeren Kostenfaktor. Mit 300?000 Euro an jährlichen Betriebskosten war 2009 offenbar das Ende der Fahnenstange erreicht. Der Stadtrat diese laufenden Kosten und die nötige millionenschwere Sanierung für nicht vertretbar, auch die Hoffnung auf einen Investor erfüllte sich nicht. Die Stadt gab die Halle auf und verbuchte die wegfallenden Betriebskosten im Sparvolumen, das für den Beitritt zum kommunalen Entschuldungsfonds gefordert war.

meinung

Das wäre ein Riesending

Jörg
Pistorius

Mehr als 30?000 Menschen haben die alte Eishalle pro Jahr besucht - als Eishockeyfans oder einfach als begeisterte Schlittschuhläufer. Für sie und zahllose andere wäre es ein Riesending, wieder eine solche Halle zu haben. Die Gründung des Fördervereins ist zwar absolut keine Garantie für eine Rückkehr des Eissports nach Trier, aber sie ist ein erster und vor allem ernst gemeinter Schritt in diese Richtung. Ein Schritt, der mehr bringt und mehr bedeutet als jede Anklage gegen die Stadt Trier, sie habe die Halle eiskalt fallen lassen und damit den Eissport verraten. Jeder Eis- und Sportfan in Trier sollte dem neuen Verein das nötige Glück und den verdienten Erfolg wünschen.
j.pistorius@volksfreund.de

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